Auf einen Espresso mit ... Karin Felzmann

Karin Felzmann studierte „Transnationale Literaturwissenschaften“ mit einer besonderen Begeisterung für Filme und Drehbücher. Durch ihr Studium gewann sie eine tiefgreifendes Verständnis über Kulturen und interkulturelle Zusammenarbeit. Mit diesen Kenntnissen verantwortet sie jetzt Öffentlichkeitsarbeit beim „ZFD Ziviler Friedensdienst“ im Kontext der Landkonflikte im Norden Ugandas.
Warum haben Sie an der Universität Bremen studiert?
Mir gings vor allem um den Studiengang Transnationale Literaturwissenschaften: Literatur, Film, Theater. Ich dachte, da kann ich lesen und Filme schauen. Das war dann auch so. Besonders für meine Masterarbeit habe ich ungefähr fünfzig Westernfilme geschaut. In der Beschreibung des Studiengangs stand auch, dass man einen Drehbuchschreibekurs machen könne, das fand ich kreativ und hat mich direkt gelockt.
Die Beschäftigung mit Transnationalen Studien war dann der tatsächliche Gewinn und prägt meine Lebensphilosophie.
Die Perspektive hier ist: Kulturen sind keine geschlossenen Gebilde, sondern beeinflussen sich gegenseitig. Und davon profitieren Menschen und Gesellschaften.
Haben sich Ihre Erwartungen an der Uni dann erfüllt?
Mehr noch: Besonders die Leute, mit denen ich studiert habe, fand ich super! Kreative Menschen mit einem Blick für das weltliche Geschehen. Außerdem konnte ich mich mit postkolonialen Theorien und Gender Studies auseinandersetzen, was meine Arbeit zurzeit stark beeinflusst.
Bremen selbst ist wie jeder weiß eine sehr lebenswerte Stadt, besonders, weil man alles per Fahrrad erreichen kann.
Welche Bedeutung hatte das Studium in Bremen für Ihren Karriereweg und spätere Tätigkeit?
Ich bin beim Zivilen Friedensdienst in Uganda beschäftigt. Eine sehr herausfordernde Tätigkeit mit vielen spannenden aber auch Spannungs-Feldern. In der Entwicklungszusammenarbeit werden querschneidende Themen wie Geschlechtergerechtigkeit und Dekolonialisierung immer wichtiger und ich bin froh, dass ich einen Referenzpunkt für die Auseinandersetzung habe. Ich habe schon vorher als Expat in China gelebt und mich an einschlägige Texte aus dem Studiengang erinnert: nämlich denen zu Zwischenweltenwander:innen und Theorien zum 3. Raum in der Kulturaushandlung. Ich sehe mich als Miterabeiterin im Friedensdienst oft als Übersetzerin zwischen der deutschen und der Kultur in der ich lebe. Und gleichzeitig lerne ich in jedem Land, in dem ich lebte so viel dazu und finde meist was und wen zum Lachen.
Was war in Ihrer Studienzeit an der Uni Bremen das Prägendste?
Wir haben eine Studienreise nach Algerien gemacht und dort gemeinsam mit Filmschaffenden eine Dokumentation erstellt. Mit Algeriern kreativ zusammenzuarbeiten mit meinem fehlenden Französisch und viel Hand-und-Fuß Kommunikation hat mich gelehrt: Gemeinsames Tun ist manchmal wertvoller für die interkulturelle Verständigung als Reden.
Was verbinden Sie heute noch mit der Universität und Stadt Bremen?
Eine ugandische Kollegin von mir hat tatsächlich auch an der Uni Bremen studiert – das war ein schöner Moment für Erinnerungen.
Was würden Sie aus Ihrer Rückschau der eigenen Erfahrungen heutigen Studierenden empfehlen?
Wie ein weiser Kopf und Guru der Drehbuchschreiber, Joseph Campbell, sagte: Follow your bliss!