Auf einen Espresso mit… Sarah Kumpf

Sarah Kumpf

Sarah Kumpf stammt aus Stuttgart und hat zunächst an der Universität Dortmund Angewandte Literatur- und Kulturwissenschaften studiert, Nebenfächer Politik und Journalismus. Von 2007 bis 2010 hat sie ihr Masterstudium Medienkultur an der Universität Bremen absolviert. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Journalistin bei Radio Bremen arbeitet sie jetzt bei dem Sender als Referentin in der Kommunikationsabteilung.

Warum hast Du an der Uni Bremen studiert?

Ich habe mein Bachelorstudium in Dortmund als relativ unstrukturiert erlebt und habe mich dann für den Master intensiv damit beschäftigt, was ich eigentlich machen will. Obwohl ich gar nicht weiter in den Norden wollte, hat mich das Konzept der Kommunikations- und Medienwissenschaft in Bremen sehr interessiert:Ich bin dann zu einer Infoveranstaltung gefahren, die Professor Andreas Hepp geleitet hat. Er als Person, aber auch der Fokus auf eigene Forschungsprojekte in Bremen, die klaren Inhalte,  die Studienbedingungen – wir waren damals eine kleine Gruppe – das alles hat mich überzeugt. Die Stadt fand ich sowieso nett. So bin ich nach Bremen gekommen.

Wart Ihr im Masterstudium tatsächlich auch forschend tätig?

Ja. Ich hatte damit überhaupt keine Erfahrung und fand in Bremen vor allem die qualitativen Ansätze spannend. Mit dem leider viel zu früh verstorbenen Lektor Marco Höhn haben wir zu Jugendszenen geforscht. Mit zwei Kommilitoninnen war ich auf einem „Jesus Freaks“-Festival in Gotha, sehr seltsam, aber sehr lehrreich. Damals waren auch die so genannten „Qualitätsserien“ ein großes Thema, die boomten richtig, „The Wire“ und alles, was danach kam. In meiner Masterarbeit habe ich dazu ein eigenes, kleines Forschungsprojekt gemacht. Es ging um „Distinktion durch Fernsehen“ und wie diese Serien zu einem Zeichen „guten Geschmacks“ wurden.

Wurden Deine Erwartungen an das Studium insgesamt auch erfüllt?

Auf jeden Fall. Wir waren nur etwa 16 Master-Studierende. Ich hatte anfangs die Sorge, dass unser Studium zu verschult ist. Aber das hat sich nicht bewahrheitet. Wir waren eine gute Gruppe und haben das zusammen sehr aktiv durchgezogen. Ich konnte meinen Horizont erweitern und mir auch systematischer einen Überblick über die gesamte Disziplin und das Forschungsfeld verschaffen, über die verschiedenen Denkrichtungen dabei und wie sich Andreas Hepp und sein Team da positionieren. Ich habe also gute Grundlagen bekommen und auch erst richtig verstanden, was Studieren bedeuten kann.

Marco Höhn war das Herz und Andreas Hepp der Kopf des Studiengangs und die haben das zusammen hervorragend gestaltet, haben gute Leute geholt, gute Angebote gemacht und uns ermuntert, selbst forschend tätig zu werden.

Für mich wichtig war auch ein Praxisseminar, das Michael Glöckner gegeben hat, der frühere Pressesprecher von Radio Bremen.  Das war der erste Kontakt zum Sender, der später zu einem Praktikum und dann zu meinem Volontariat geführt hat.

Was hast Du von Deinem Studium für Deine Arbeit bei Radio Bremen mitgenommen?

So konkret kann ich das gar nicht sagen. Ich habe bei meinem Studium in Dortmund journalistische Grundlagen und journalistisches Handwerk gelernt. Das war für meine Bewerbung als Volontärin und später für meine Tätigkeit im Programm von Radio Bremen sehr hilfreich. Von der Universität Bremen habe ich eher grundsätzliche Dinge gelernt. Also zum Beispiel Probleme zu durchdringen und Wissen zu destillieren: Wo kann ich die relevante Literatur und verlässliche Informationen finden, mit wem muss ich mich vernetzen, wie funktioniert unsere Medienlandschaft?

Was würdest Du den Studierenden heute empfehlen?

Ich finde das sehr schwierig, weil sich inzwischen viel verändert hat. Aber eins gilt immer noch: Geht nicht sofort an die Uni, sondern macht erstmal etwas anderes! Reisen, arbeiten, Freiwilligendienst… Und dann raten viele ja dazu, etwas zu studieren, was einem Spaß macht. Das stimmt schon, aber das sollte nicht das einzige Kriterium sein. Macht Euch ruhig schon vor dem Studium Gedanken, wie Ihr eigentlich leben wollt, was Euch wichtig ist und lasst das in Eure Entscheidung einfließen.  Wenn Ihr zum Beispiel ein geregeltes Einkommen möchtet, studiert vielleicht besser nicht „irgendwas mit Medien“. Es schadet nicht, da konkreter zu werden und sich etwas vorzunehmen. Im Medienbereich muss man sehr offen bleiben, für unterschiedliche Karrierewege, für mögliche Kontakte, für Ideen.

Was verbindest Du mit der Universität Bremen heute?

Eine Uni, in der viel in Bewegung ist. Wenn ich allein sehe, wie groß mein alter Studiengang inzwischen geworden ist, das ist eine rasante Entwicklung. Und dass die Uni sich immer wieder gewissermaßen neu erfindet und damit auch neue Menschen für sich begeistert.

Du moderierst am 22. Februar unsere Veranstaltung bei Radio Bremen über die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Dabei geht es auch um die aktuelle Krise des ÖRR. Wie ist das persönlich für Dich in der Kommunikationsabteilung eines Unternehmens, das so in der Kritik steht?

Das ist definitiv eine spannende, vielfältige und auch vielschichtige Aufgabe. Bei Radio Bremen gibt es zwar keine Skandale, aber als Teil der ARD bekommen wir aktuell mehr Anfragen zu unserer Arbeit – und die kommen teilweise auch aus dem eigenen Haus. Denn gerade unsere eigenen Redaktionen sind kritisch und hinterfragen, wie Radio Bremen arbeitet und organisiert ist. Im direkten Kontakt mit unserem Publikum bei Veranstaltungen und in Gesprächen bekommen wir übrigens weiterhin viel Lob und viele positive Rückmeldungen zu unserem Programm und unseren Produktionen.

 

Weitere Informationen zur Veranstaltung:

Die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks  –  Gespräch mit Radio Bremen-Intendantin Yvette Gerner

Radio Bremen Besuch am Mittwoch, 22. Februar 2023, um 18 Uhr.

Hier geht es zur Anmeldung.