Interview mit dem ZARM über die Vorbereitungen des International Astronautical Congress (IAC)

Vom 1. bis 5. Oktober findet der International Astronautical Congress (IAC) in Bremen statt. Organisiert wird dieser vom Zentrum für angewandte Raumfahrt­technologie und Mikrogravitation (ZARM) der Universität Bremen. Wir sprachen mit Annika Teubner vom ZARM über die Vorbereitungen des IAC.

Wie laufen die Vorbereitungen, Frau Teubner? Für welchen Bereich sind Sie speziell zuständig?

Da es bis zum IAC 2018 in Bremen nun nur noch eine Woche ist, laufen alle Vorbereitungen nun auf Hochtouren. Der große Plan steht natürlich schon lange, aber jetzt gilt es, alle winzigen Details zusammenzubringen und aufeinander abzustimmen. Soweit wir das aber jetzt schon sagen können, organisieren wir einen IAC, der den Teilnehmenden Vieles zu bieten hat und hoffentlich in sehr guter Erinnerung bleiben wird.

Ich selbst bin dabei für die Pressearbeit des IAC zuständig und für alle Outreach- Aktivitäten, wie den „Teen Spirit for Space“ Schülerkongress und das Programm für die allgemeine Öffentlichkeit. Insgesamt sind wir aber ein Team von ca. 15 Personen, die alle daran arbeiten, dass der IAC 2018 in Bremen eine großartige Veranstaltung wird.

Wie genau liegt der Fokus bei diesem Event auf der breiten Öffentlichkeit? Was wird man als Bremerin und Bremer mitbekommen können vom Congress?

Das Motto des diesjährigen IAC 2018 in Bremen ist #InvolvingEveryone. Dieses Motto bezieht sich einerseits auf die Teilnehmenden des IAC, wobei wir besonderes Augenmerk auf mehr Diversität legen, z.B. indem wir Kinderbetreuung für junge Familien anbieten und vom wissenschaftlichen Programmkomitee eine stärkere Berücksichtigung von Frauen für die Hauptvorträge fordern. Andererseits geht es uns eben auch um die Einbeziehung der breiten Öffentlichkeit. Daher wird es am 3. Oktober einen Publikumstag geben. Am sogenannten „Public Day“ öffnet der Kongress in der Zeit von 12:00 bis 18:00 Uhr seine Türen für alle Interessierten kostenlos. Dann kann die 10.000 qm große Raumfahrtausstellung besucht werden. Hier präsentieren sich nicht nur unsere Team Germany Partner - wie das DLR, Airbus, OHB, ArianeGroup, MT Aerospace und der Raumfahrtstandort Bremen - sondern auch viele große Raumfahrtagenturen wie die ESA, NASA, ASI, CNES, oder JAXA. Auch die Universität Bremen informiert auf einem großen Stand über ihre Raumfahrt-Masterstudiengänge. Das absolute Highlight ist ab 13:30 Uhr das Showevent „Space is big, space is public“ in der ÖVB Arena (in englischer Sprache). Höhepunkt wird die Live-Schaltung zu Alexander Gerst auf die ISS, während der er voraussichtlich zum Commander ernannt wird – ein spannendes Ereignis, das wir alle live miterleben können! Umrahmt wird das Ganze von einer Diskussion über ‚Space Safety‘, Gefahren in und aus dem Weltraum, sowie einer Astronautenrunde, in der viel Zeit für Fragen aus dem Publikum bleibt.

Für die Öffentlichkeit ganz besonders hervorzuheben ist natürlich auch das Bremer Raumfahrtjahr ‚Sternstunden 2018‘, welches bereits das ganze Jahr Interessierten spannende Events rund um das Thema Raumfahrt bietet. Aufhänger und gleichzeitig Highlight ist der IAC.

Wie läuft die Kooperation in Bremen? Zwischen Instituten und Unternehmen? Wie die Abstimmungen?

Eigentlich konnte sich Bremen nur bewerben, weil wir wussten, dass wir mit der Messe Bremen, der BTZ und natürlich den Mitgliedern des Teams Germany starke und verlässliche Partner an unserer Seite haben. Aus dem Ressort des Senators für Wirtschaft, Arbeit und Häfen kam die Idee, den IAC nach 2003 erneut nach Bremen zu holen, daher ist die Abstimmung und auch Zusammenarbeit hier besonders eng. Generell kann gesagt werden, dass wir mit sämtlichen Raumfahrtunternehmen und -Instituten in Bremen eng zusammenarbeiten und der Austausch hervorragend funktioniert. Wir bieten beispielsweise für die Teilnehmer des Kongresses verschiedene Exkursionen in die Bremer Forschung und zu Unternehmen an.

Welche exotischen und besonderen Angebote gibt es? Wo begegnet einem in Bremen der Weltraum ganz nah?

Zwei sehr unterschiedliche Fragen: In einem Raumfahrtkongress sind die exotischen Angebote beispielsweise kreative Workshops, Entspannungskurse sowie ein Ausflug zu den privaten Kunstateliers im Bremer Viertel. Außerdem wird es einen speziell für die Teilnehmenden konzipierten Raumfahrt-Film Night Ride geben, bei dem die Teilnehmenden mit Fahrrädern durch Bremen fahren und Kurzfilme oder Filmausschnitte zu sehen bekommen. Alles Andere ist ganz nah dran am Weltraum. Für die Teilnehmenden bieten wir in Kooperation mit der International Astronautical Federation, die den Kongress jedes Jahr programmatisch ausrichtet, ein breites wissenschaftliches Vortragsprogramm, aber auch viele Führungen und Besuche durch Bremen und in Bremer Einrichtungen. Daher wird auch die Öffentlichkeit das ein oder andere Mal mit den Kongressteilnehmern in Berührung kommen. Sei es in der Straßenbahn oder in der Innenstadt und sicherlich ist auch der ein oder andere Astronaut in der Kongresswoche auf der Straße zu erkennen.

Wie wichtig ist Wissenschaftskommunikation und welche Rolle spielt Alexander Gerst dabei?

Alexander Gerst ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie bereits die Kleinsten für Raumfahrt beziehungsweise MINT-Themen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) begeistert werden können. Durch seine intensive Interaktion mit seinen ‚Fans’ fasziniert er zahlreiche Menschen für das Thema und bringt es ein stückweit näher in den Alltag hinein. Genau das ist auch das Ziel, der von Bremen initiierten Aktion „STERNSTUNDEN 2018“, mit der schon seit Januar der Öffentlichkeit das Thema Raumfahrt nähergebracht wird. Das ist ganz besonders wichtig, da junge Menschen unser technologischer und wissenschaftlicher Nachwuchs sind. Wir können davon ausgehen, dass der erste Mensch, der den Mars betreten wird, bereits geboren wurde.

In Bremen spielen gerade die Universität und andere wissenschaftliche und schulische Einrichtungen eine besondere Rolle, um für MINT Themen zu werben. Dabei sind die Einrichtungen mit ihrem umfassenden Programm, wie beispielsweise die KinderUni oder spezielle Raumfahrtprofilklassen in unseren Augen auf einem sehr guten Weg, MINT Themen attraktiver zu machen.

Auch das ZARM selbst ist in diesem Bereich sehr aktiv: mit unseren Projekten Drops und CanSat fördern wir bereits im schulischen Alter. Mit Projekten wie DROPTES oder Drop Your Thesis setzen wir bei Studenten an.

Das klingt alles spannend, vielseitig und sehr einladend. Wir sind wirklich neugierig geworden, die Umsetzung zu erleben.

Herzlichen DANK, Frau Teubner, für das Interview. Und viel Erfolg auf der Zielgeraden der Vorbereitungen.

Autorin: Manuela Brocksieper