Diskussionsrunde: Inklusion in der Migrationsgesellschaft am 23. Mai 2018

Eine spannende, hochaktuelle und gut besuchte Diskussionsrunde in der modernen Atmosphäre des Cartesiums an der Uni Bremen. Alumna und Senatorin Dr. Claudia Bogedan, Alumnus und Schulleiter Carsten Dohrmann, Prof. Dr. Yasemin Karakaşoğlu und Alumna Prof. Dr. Natascha Korff sorgten für die Einblicke zu diesem Thema - unser Vorstandsmitglied Christoph Sodemann moderierte die Diskussion.

Der Gedanke, eine Schule für alle bieten zu können – ist er realistisch? Der Mangel an ausreichend geschulten Fachkräften, die Schwierigkeiten, Talente auf den 2. Blick zu erkennen und zu fördern oder aber die Möglichkeiten und Grenzen von Diagnostik wurden in Frage gestellt. In der Theorie, in politischen Rahmenbedingungen und nicht zuletzt in der Praxis. In Zeiten der Migrationsgesellschaft wird die Belastung höher, der Anspruch wächst – Möglichkeiten und Ressourcen jedoch oftmals nicht zeitgleich. Erhöhter Sprachförderbedarf ist nötig – gleichzeitig ist die Unterstützung im Elternhaus nicht mehr unbedingt gegeben. Was fehlt? Sind aktuell Studierende für diese Situation gut genug vorbereitet?

All diese Fragen und viele mehr wurden ausgiebig und vor den verschiedenen professionellen Hintergründen her diskutiert. Auch praktische Beispiele aus dem Grundschulleben wurden präsentiert – und wie man mit Hilfe eines guten Netzwerks an Mitstreitern Themen attraktiv und mit starken Partnern aus Industrie und Gesellschaft kreativ angehen kann. Multiprofessionelle Teams war das Hauptstichwort für diese Lösung. Die Vielfalt in den Blick zu bekommen, sensibler mit einem weichen Inklusionsbegriff umgehen – das war die Hoffnung von Frau Prof. Dr. Korff. Dabei sollten administrative Arbeiten – wenn möglich – outgesourced werden, damit sich Lehrkräfte besser auf ihr Hauptaufgabenfeld konzentrieren können.

Das aktuelle Stellenportfolio steht dem jedoch oftmals im Wege, wie Frau Dr. Bogedan feststellte. Haushaltsgesetzgeber Korsett war der Begriff, der ihre Misere zwischen Erkennen – Wollen – und Veränderung beschrieb.

Für Frau Prof. Dr. Karakaşoğlu war die Vision einer neuen Strukturierung zwingend notwendig. Ein neues System muss gefunden werden, denn die transnationale Schule ist heute die Normalität und keine seltsame Ausprägung an wenigen Stellen.

Für Frau Dr. Bogedan war die Standortbestimmung eine Voraussetzung, um das Interesse der Kinder und Familien neu in den Mittelpunkt zu rücken. Dinge können dabei oftmals nicht schnell behoben werden – hindern einen jedoch auch generell nicht daran, jetzt zu handeln. Carsten Dohrmann unterstrich, dass dabei Elterngespräche ebenso wichtig sind, wie die Diagnostik, die gute Wahrnehmung des Status quo und starke, kompetente Vorbilder.

Im Anschluss an den Roundtable befragt, erklärte er, dass seine Schule in Kattenturm die Kooperationen zunächst mit dem WIN-Förderprogram des Quartiermanagements begonnen habe. Kontakte knüpfen, finanzielle Mittel einwerben und ein intensiver Austausch mit dem Kollegium und den Kollegen der anderen Schulen ergänzten den Ansatz. Vertrauen und Kontakte haben letztlich die Strukturen der Schule neu geschaffen. Sein Credo: Nichts Verordnetes umsetzen, sondern kreativ Lösungen vor Ort finden. Auch Bundeslandübergreifend neue Gedanken aufnehmen. Dabei ist Bremen oft mit Hamburg und Berlin in der Vorreiterrolle. Das System über Freiwilligenagenturen, Lesehelfer, bereits pensionierte Kolleginnen und Kollegen garantiert engagierte Menschen im Umfeld und damit mehr Flexibilität. Praktiker werden, laut Herrn Dohrmann, im Schulalltag oft ganz anders wahrgenommen. Diese Ideen und Ansätze sind in seinen Augen gut und verändern wirklich etwas. So können auch Ideen wie das Family Literacy (Sprachförderprogramme für Migranten) seiner Meinung nach gute Ergebnisse erzielen.

Eine intensive Diskussion, engagierte Nachfragen und im Anschluss erneut Zeit zum Netzwerken sorgten für einen gelungenen und topaktuellen Abend an der Uni.

 

Autorin: Manuela Brocksieper

Bilder der Veranstaltung

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