Projektdetails
Neighbourhood context and its contribution to urban health inequalities
Description
Kontextfaktoren im Stadtteil und deren gesundheitliche Bedeutung sind in der epidemiologischen Forschung zunehmend von Interesse. Diese Dissertation untersuchte Zusammenhänge zwischen kleinräumigen Faktoren der gebauten Umwelt und individueller Gesundheit und deren Beitrag zu gesundheitlichen Ungleichheiten in Städten. Des Weiteren wurden neue Verfahren und statistische Methoden zur Analyse von Umweltfaktoren, mit dem Fokus auf öffentliches Grün, und deren Verteilung nach sozioökonomischen Merkmalen von Stadtteilen angewandt.
In einem systematischen Review wurden Multilevelstudien identifiziert, welche sowohl die sozioökonomische Position des Stadtteils als auch objektive Faktoren der gebauten Umwelt berücksichtigten, um sowohl deren unabhängigen als auch interaktiven Effekte auf die individuelle Gesundheit zu untersuchen. In zwei Multilevelanalysen mit Querschnittsdaten der Stadt München wurde des Weiteren analysiert inwieweit die sozioökonomische Position des Stadtteils, öffentliche Spielplätze und Parkanlagen, sowie subjektiv wahrgenommene Umweltbelastungen mit Übergewicht bei Kindern assoziiert waren. Wichtige kindliche und elterliche Faktoren wurden dabei simultan mitberücksichtigt. Darüber hinaus wurde in zwei ökologischen Studien in Dortmund und München untersucht inwieweit Luft– und Lärmverschmutzung, sowie die Verfügbarkeit von öffentlichen Grünflächen disproportional nach dem Grad der sozioökonomischen Benachteiligung von Stadtteilen verteilt waren.
Der systematische Review identifizierte eine sehr große Heterogenität an Definitionen welche für die Berechnung der Variablen, insbesondere der gebauten Umwelt, verwendet wurden. Meist wurden gemischte Ergebnisse gefunden inwieweit die gebaute Umwelt und die sozioökonomische Position des Stadtteils mit gesundheitlichen Zielgrößen und Verhaltensweisen assoziiert waren. Darüber hinaus identifizierte der systematische Review eine Vielzahl an Interaktionen zwischen kontextuellen und individuellen Faktoren, meist das Geschlecht oder die individuelle sozioökonomische Position betreffend. Die zwei Multilevelanalysen zeigten, dass individuelle Faktoren, wie z. B. elterliche Bildung und elterliches Übergewicht, die wichtigsten Determinanten für kindliches Übergewicht waren. Jedoch klärten wahrgenommene und objektive Faktoren der gebauten Umwelt zusätzliche Varianz von Übergewicht zwischen Stadtteilen auf. Die zwei ökologischen Studien fanden eine sozioökonomisch ungleiche Verteilung von Luftverschmutzung und öffentlichen Grünflächen.
Diese Dissertation empfiehlt, dass Strategien und Maßnahmen zur Gesundheitsförderung neben individuellen Determinanten auch zusätzlich Faktoren der unmittelbaren Stadtteilumwelt berücksichtigen sollten. Darüber hinaus kann eine sozioökonomisch ungleiche Verteilung von Umweltbelastungen und -ressourcen gesundheitliche Ungleichheiten im urbanen Raum verstärken. Weitere Studien sind notwendig, welche simultan unterschiedliche Dimensionen des Stadtteils berücksichtigen um sowohl interagierende als auch intermediäre Pfade zwischen Kontextfaktoren und individueller Gesundheit zu analysieren. Die Entwicklung neuer Methoden zur Analyse sozioökonomisch bedingter Ungleichheiten bei Umwelt und Gesundheit kann hierbei die transdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Stadtplanung und Public Health fördern.
Die Promotion war eingebettet in die Junior-Forschungsgruppe „Stadt als gesunder Lebensort unabhängig von sozialer Ungleichheit“ (Jufo Salus). In dem Forschungsprojekt ging es um eine integrierte Betrachtung gesundheitlicher Belastungen und Ressourcen unter besonderer Berücksichtigung von sozialer Ungleichheit. Unter einer integrierten Betrachtung wird dabei eine transdisziplinäre Betrachtung städtischer Planungsprozesse und Public Health verstanden.