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Lebensqualität krebskranker Frauen und Männer - rekonstruierte Krankengeschichten und ihre Bedeutung für Modifizierungen bestehender Versorgungsstrukturen
Description
Kurzbeschreibung
Lebensqualität trotz einer chronischen oder lebenslimitierenden Krebserkrankung, ist im Hinblick auf die Parameter Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Gesundheitsversorgung durchaus ein zentraler Gesichtspunkt. Der bisher benutzte Begriff der Lebensqualität, der mit unterschiedlichen, expertenzentrierten Befragungsinstrumenten zu erfassen versucht wird, greift aus der Perspektive der Theorie der Krankheitsverlaufskurve (Corbin & Strauss 2004) noch zu kurz. In dieser Promotionsarbeit wird Lebensqualität deshalb als eine latente soziale Konstruktion verstanden, die je nach Verlaufskurvenentwürfen und Handlungsplänen der Betroffenen variiert.
Frauen und Männer, die mit einer Darmkrebserkrankung leben, verfügen sozialisationsbedingt über unterschiedliche Möglichkeiten, mit ihrer Krankheit umzugehen. Die Krankheit bestimmt ihr Leben, reziprok beeinflusst ihre Lebensgeschichte die Art des Umgangs mit der Krankheit (Corbin & Strauss 2004). Primäre Forschungsfragen dieses Promotionsvorhabens lauten daher:
- Welche Vorstellungen von Lebensqualität sind wie im lebensgeschichtlichen Verlauf bei an Darmkrebs erkrankten Frauen und Männern entstanden?
- Inwiefern verändern sich Vorstellungen von Lebensqualität bei an Darmkrebs erkrankten Frauen und Männern im Verlauf der Krankheitsbewältigung?
- Welche Art der Versorgung wirkt sich aus der Perspektive der Betroffenen wie, in welcher Phase des Krankheitsverlaufes weshalb, positiv oder negativ auf ihre Lebensqualität aus?
Dies empirisch nachvollziehbar offen zulegen, legt einen Forschungsansatz wie den der Grounded Theory (Glaser & Strauss 1968) nahe. Das Forschungsdesign sieht vor, Frauen und Männer die an Darmkrebs erkrankt sind, einmalig narrativ, offen (Schütze 1977) zu ihrer Lebensgeschichte zu interviewen. In Folge sollen die betroffenen Frauen und Männer über einen bestimmten Zeitverlauf und entlang der jeweils betreffenden Versorgungskette mit weiteren narrativen Interviews begleitet werden. Die Auswertung der Interviews erfolgt nach der Methodik biografischer Fallrekonstruktionen von Gabriele Rosenthal (1995). Hierbei werden durch die Rekonstruktion von erlebten und erzählten Leben-/Krankengeschichten Erkenntnisse darüber generiert, wie sich Krankheitsverlaufskurven und der sozial konstruierte Lebenslauf verbinden, wie Strategien der Krankheitsbewältigung und Lebensbewältigung miteinander gekoppelt sind und was Lebensqualität bedeutet, wenn man sie nicht als ein einfach messbares, über ein paar Indikatoren abfragbares Phänomen betrachtet, sondern als eine soziale Konstruktion, die sich im Prozess des Erlebens von Krankheit verändert.
Ziel der Forschung ist es, Erkenntnisse für eine gendersensible Unterstützungsarbeit in der Gesundheitsversorgung bei der Krankheitsbewältigung von Darmkrebs zu gewinnen. Im besonderen Fokus steht jedoch die Generierung von Hypothesen über eine "Patient:innenorientierte Versorgung" bei Darmkrebs im Sinne von mehr Lebensqualität.
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Kontakt
Martina Wachtlin, Tel. 0421-218 4456, eMail: wachtlin@uni-bremen.de