News

Article in the „Weser-Kurier” about Michael Rochlitz

In 2021, on the occasion of the 50th anniversary of the University of Bremen, the newspaper “Weser-Kurier” is publishing every week a portrait of a scientist from the university. On May 31st, an article presented the research of Michael Rochlitz, about authoritarian economic systems in Eurasia.

 

Volkswirtschaftler Michael Rochlitz über Wirtschaft und Autokratie

Wie wirkt sich ein autoritärer Regierungsstil auf die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes aus? Und wie stehen dabei China und Russland da? Mit Antworten auf diese Fragen beschäftigt sich Michael Rochlitz.

Michael Rochlitz ist viel herumgekommen. Er hat auf belarussischen Baustellen gearbeitet und zum Gewinn der Fußballweltmeisterschaft 2014 die Glückwünsche eines nordkoreanischen Generals entgegengenommen. Dass er ausgerechnet in diesen Ländern unterwegs war, ist kein Zufall. Als Professor für Volkswirtschaftslehre beschäftigt er sich damit, wie sich autoritäre politische Institutionen auf wirtschaftliche Prozesse wie Wirtschaftswachstum, Unternehmensgründungen oder Investitionsbereitschaft auswirken.

Russische Wissenschaft ist abgehängt

Belarus und Nordkorea liefern Beispiele dafür, doch auf ihnen liegt nicht das Hauptaugenmerk von Rochlitz. Sein Fokus ist auf China und Russland gerichtet, wo er selbst mehrere Jahre gelebt hat. Russland, sagt er, sei ein Paradebeispiel dafür, wie autokratische Institutionen die wirtschaftliche Entwicklung unterdrückten. Während China wirtschaftliches Wachstum fördere, würden solche Erfolge in Russland oft als bedrohlich aufgefasst und sich negativ auf politische Karrieren auswirken. "In Russland sind alle Voraussetzungen für schnelles Wachstum gegeben, doch die Geheimdienstler, die den Staat führen, verstehen nicht, wie eine moderne Volkswirtschaft funktioniert", sagt Rochlitz. Der Abbau demokratischer Strukturen, politischer Druck auf erfolgreiche Firmen sowie die Enteignung von Unternehmern durch die Sicherheitsdienste hätten zu einer Stagnation der wirtschaftlichen Entwicklung geführt.

Auch die russische Wissenschaft sei weltweit mittlerweile abgehängt. "Während viele Forscher Russland so schnell wie möglich verlassen, investiert China in die Wissenschaft", sagt Rochlitz. Deshalb sei das Land zum Beispiel bei der Anwendung von künstlicher Intelligenz inzwischen führend, auch weil diese Technologien zur Überwachung der eigenen Bevölkerung eingesetzt werden. In der Spitzenforschung liege China allerdings weiter hinter den USA zurück, so Rochlitz, "denn neue Ideen haben es schwer in Autokratien."

Michael Rochlitz