Course Catalog

Study Program SoSe 2022

Transkulturelle Studien, M.A.

Modul 4 - Profilbildung

Independent Studies
6 Credit Points (2 Semester)
Course numberTitle of eventLecturer
09-74-M4Profilbildung
Independent Studies

Seminar (Teaching)
Dr. Martina Grimmig

Modul 5 - Texthermeneutik aus postkolonialer Perspektive

9 Credit Points
Course numberTitle of eventLecturer
09-54-MA-M5Postkoloniale Religionsgeschichte - Zugänge und Methoden

Seminar (Teaching)

Dates:
weekly (starts in week: 1) Thu. 14:00 - 16:00 SFG 1030 (2 Teaching hours per week)

Das populäre Verständnis, dass es sich bei Geschichte um die schlichte Abfolge von Ereignissen und Entwicklungen in der Vergangenheit handelt, ist nicht erst mit der Entstehung der postmodernen Geschichtsschreibung herausgefordert worden. Tatsächlich folgte auf die methodische Praxis der (Religions-)Geschichtsschreibung, die im Kern in der Interpretation von (Text-)Quellen zu sehen ist, schon früh die Erkenntnis, dass dem hermeneutischen Prozess im Rahmen der Quellenlektüre eine fundamentale Bedeutung zukommt, wenn es darum geht, „Geschichte zu schreiben“.
Im Seminar werden wir zunächst die klassischen theoretischen und methodischen Entwürfe der wissenschaftlichen Historiographie behandeln. Ausgehend davon sollen die dem linguistic turn geschuldeten Einsprüche gegen diese Form der Geschichtsschreibung thematisiert werden, um zuletzt die daraus erwachsenen postkolonialen Entwürfe einer historiographischen Quelleninterpretation zu diskutieren. Dabei sollen auch stets grundsätzliche erkenntnistheoretische und geschichtsphilosophische Fragen in den Blick genommen werden, die den verschiedenen Entwürfen zugrunde liegen.

Studienleistung: Impulsreferat;
Prüfungsleistung: Hausarbeit

Yan Ananda Suarsana
09-54-MA-M5/2Methoden der Analyse (post-)kolonialer Quellen

Seminar (Teaching)

Dates:
weekly (starts in week: 1) Mon. 10:00 - 12:00 SpT C4180 (2 Teaching hours per week)

Ziel des Seminars ist es, dass Sie Methoden erlernen, wie Sie (post-)koloniale Quellen lesen können. Dabei geht es im ersten Teil des Seminars um grundsätzliche Fragen rund um die (eben auch religiöse) Kolonialsituation und im zweiten Teil um praktische Methodenvermittlung.

Beginnen wird der Kurs mit der (kompletten) Lektüre von Chinua Achebe: Things Fall Apart (Deutsch: Alles Zerfällt). Dies wird auch zur Anschaffung empfohlen (günstig auch über www.zvab.com)! (Die Gruppenarbeit zu diesem Thema ist der Teil 1 der Studienleistung.)
In diesem Seminar werden Sie ein Portfolio zu einem Text von einem afrikanischen Mitarbeitenden der Norddeutschen Missionsgesellschaft in Togo erstellen (Teil 2 der Studienleistung). Dabei werden Sie u.a. folgende Arbeitsschritte anwenden:

a) Methode der Textanalyse,
b) Klärung der Bedeutung von Begriffen (z.B. auch „weiß“),
c) gattungsgeschichtliche Fragen (z.B. Vergleich von deutschen und afrikanischen (auto-) biographischen Texten bestimmter Genres,
d) sog. Hermeneutik des Verdachts und der Frage, ob der/die Subalterne ‚sprechen‘ kann (vgl. Chakrabarty)
e) und Fragen rund um den kolonial-historischen Kontext.

Die Hausarbeit wird nach dem Vorbild des Portfolios über einen anderen Text geschrieben.

Dr. Gabriele Richter

Modul 6 - Methoden: Ethnographie und qualitative Verfahren der Kulturanalyse

Ethnography and Qualitative Research Methods in the Analysis of Culture
9 Credit Points
Course numberTitle of eventLecturer
09-74-M6-1OrtsBegehungen. Ethnographie in Bremen lernen
Doing Ethnography of locations in Bremen

Seminar (Teaching)

Dates:
weekly (starts in week: 1) Wed. 16:00 - 20:00 SFG 0150 (4 Teaching hours per week)

In diesem Kurs wird in die Grundtechniken der Ethnographie eingeführt, also in das zentrale empirische Vorgehen in der Ethnologie und den Kulturwissenschaften: Durch Aufsuchen spezifischer Orte, ausgewählter Milieus oder Lebenswelten werden erste Beobachtungen und Kontakte gemacht, die prozesshaft zu tiefergehenden Fragen ausgebaut werden. Unter Bedingungen der Pandemie kann die Praxis der Teilnehmenden Beobachtung ggf. nur eingeschränkt erprobt werden. Damit wir trotzdem spannende Erfahrungen machen, unternehmen wir gemeinsame OrtsBegehungen: Verteilt über die erste Hälfte des Semesters werden wir mind. zwei Exkursionen in Bremen organisieren* und aktuelle Ansätze des ethnografischen Walkings kennen lernen.
Dabei sollen die spezifischen Atmosphären der Orte erkundet werden und wie sie durch Menschen, Artefakte und Spuren menschlicher Handlungen ihre historischen Bedeutungen bis heute erlangt haben. Daher geht es auch um die Einbettung in urbane Infrastrukturen und soziokulturelle Lebenswelten. Mit Übungen aus der Sensory Ethnography werden wir uns für die diversen Sinne sensibilisieren, mit denen wir vor Ort das Erlebte wahrnehmen und entsprechend unsere Eindrücke fokussieren und erinnern können. Dabei werden wir mit schreiberischen wie visuellen Techniken der Dokumentation experimentieren und uns anschließend im Seminar darüber austauschen. Im weiteren Verlauf des Kurses werden dann Gesprächs- und Interviewführung erprobt, die sowohl off- oder online Anwendung finden können. Und je nach Interessenslage wird in analytische Verfahren der Inhalts- oder Diskursanalyse eingeführt, um die dialogisch erzeugten „Daten“, aber auch andere, gesammelte Quellen auswerten zu können. Denn auch visuelle und weitere textliche Materialien gehören zur ethnografischen Datensammlung, die in der Gesamtanalyse wichtige Details oder Kontextwissen liefern können.
Etwa nach der Hälfte des Semesters, wenn die Exkursionen abgeschlossen sind, sollen Sie sich selbst für einen Ort entscheiden (oder auch in 2er-Teams), zu dem Sie eine vertiefte Fragestellung verfolgen wollen und entsprechend Ihr eigenes Forschungsdesign entwerfen. Durch Gruppen-Sprechstunden im Seminar erhalten Sie Beratung zu Ihrer geplanten Forschung, oder in meiner regulären Sprechstunde.

Als aktive Studienleistung ist neben der Teilnahme an unseren Seminaren und Exkursionen eine Text-Präsentation zur Methoden-Literatur vorzubereiten (2 CP). Über das Semester hinweg wird von jede*r ein ethnografisches Tagebuch (auch Journal oder Portfolio genannt) geführt, in dem Sie die einzelnen methodischen Übungen dokumentieren, reflektieren und kommentieren – und daraus auch exemplarisch Erfahrungen in unseren Treffen vorstellen (+3 CP). Die abschließende Überarbeitung dieses Journals sowie die Ausarbeitung zu Ihrem gewählten Ort unter einer Fragestellung bildet die benotete Prüfungsleistung (+4 CP; 15- max 20 Seiten inkl. Illustrationen u.ä.).


Achtung! diese M6- Veranstaltung ist im Sommersemester 2022 erstmalig auf 15 Teilnehmende begrenzt. Bitte melden Sie sich auf StudIP ENTWEDER für A. Seminar (4 SWS) Weißköppel ODER B. Seminar (4SWS) Bachmann&Knecht an. Doppelmeldungen sind nicht möglich. Deadline ist der 13.4.2022, eine Woche VOR Kursbeginn. Für das Ranking der Zulassung gilt Datum und Zeit Ihrer Anmeldung auf StudIP.




* Die Exkursionen finden jeweils mittwochs, im Zeitfenster von 16-max. 20 Uhr statt (Termine werden zu Sem.beginn bekannt gegeben) - klar, alles unter Berücksichtigung der jeweils tagesaktuellen Wetterlage und der COVID-19-Situation im Bundesland Bremen.

Literatur:
Einführende Literatur, kann auch schon vorbereitend gelesen werden:
Breidenstein/ Nieswand/ Hirschauer/ Kalthoff (Hg. 2013): Ethnografie. Die Praxis der Feldforschung. München: UTB
Elliott, Denielle/ Culhane, Dara (Hg. 2017): A Different Kind of Ethnography. Imaginative Practices and Creative Methodologies. Toronto: University of Toronto Press

PD Dr. Cordula Weißköppel
09-74-M6-2Ethnographische Feldforschung: Kollaborationen, Multimodalität, Experiment und Public Anthropology 'from scratch'
Ethnographic Fieldwork: Collaboration, multimodality, experiment, and Public Anthropology from scratch

Seminar (Teaching)

Dates:
weekly (starts in week: 1) Wed. 16:00 - 20:00 SFG 1030 (4 Teaching hours per week)

Im Sinne forschenden Lernens führt dieses Seminar in ethnographische Feldforschung ein: Studierende erarbeiten zu selbst gewählten Themen Fragestellungen und Feldzugänge, erproben in diesen Feldforschungstechniken und werten die Daten aus. Methoden-Literatur und zielgerichtet ausgewählte „Mentoring-Ethnographien“ (Ethnographien, die besonders toll sind und die so ausgewählt werden, dass sie die von den Studierenden entwickelten Themen und die sich daraus ergebenden methodischen Fragen gezielt unterstützen) sowie Methodenwerkstätten, in denen die Studierenden Zusammenhänge zwischen analytischer Praxis und ethnographischer Methode thematisieren, Forschungsdesigns entwickeln, research imagination trainieren und ihre Positionalität reflektieren, unterstützen die Vorhaben. Besondere Schwerpunkte liegen zudem auf (a) kollaborativen Zugängen, (b) multimodalen Methoden und Darstellungsweisen, die jenseits traditioneller Text-Formate operieren, © experimentellen Zugänge, die zum Beispiel die Erkundung der Grenzgebiete von künstlerischer Forschung und Ethnographie sowie Multispecies-Ethnography beinhalten können, und (d) Ansätzen, die Feldforschung von Anbeginn unter das Vorzeichen einer Public Anthropology stellen, und mithin von vornherein darauf ausgerichtet sind, Öffentlichkeiten jenseits unserer Fächer zu erreichen und einzubinden.


Achtung! diese M6- Veranstaltung ist im Sommersemester 2022 erstmalig auf 15 Teilnehmende begrenzt. Bitte melden Sie sich auf StudIP ENTWEDER für A. Seminar (4 SWS) Weißköppel ODER B. Seminar (4SWS) Bachmann&Knecht an. Doppelmeldungen sind nicht möglich. Deadline ist der 13.4.2022, eine Woche VOR Kursbeginn. Für das Ranking der Zulassung gilt Datum und Zeit Ihrer Anmeldung auf StudIP.

Prof. Dr. Michaela Knecht
Prof. Dr. Götz Bachmann

Modul 7 - Religionswissenschaftliche Dimensionen der Transkulturalität

6 Credit Points
Course numberTitle of eventLecturer
09-54-MA-M7-2Koloniale Diskurse: globale Moderne und globale Religion?

Seminar (Teaching)

Dates:
weekly (starts in week: 1) Tue. 14:00 - 16:00 SpT C4180 (2 Teaching hours per week)

Dass die gegenwärtige Welt eine „postkoloniale“ sei, ist in den Kulturwissenschaften meist „Grundkonsens“, wie Ina Kerner es nennt (2013: 80), und zugleich inhaltlich diffus allgemein, „a recognition that global power structures have not materially shifted since the end of the imperial era“ (Young 2011: 8). Was sich meist auf politische Strukturen, Wirtschaftsformen oder Kommunikations- und Migrationsströme bezieht, lässt sich jedoch ebenso für „Religion“ feststellen. Die Forschungsrichtung der Globalgeschichte (bzw. globalen Religionsgeschichte) stellt zunehmend die weltweiten Verflechtungen „religiöser“ Traditionen fest (Bergunder 2021). „Religionen“ oder „Weltreligionen“ zeigen sich, für viele erstaunlich, überhaupt erst in der Zeit des Kolonialismus, vor allem im ausgehenden 19. Jahrhunderts. Nach Christopher Bayly kamen die modernen Verständnisse von „Religionen“ (Christentum, Buddhismus, Hinduismus, Islam und anderen) in einem global wirkenden und unter imperialen Machtbedingungen stehenden Kontext auf, die aber keinen schlichten Export von „West zu Rest“ bedeutete (Bayly 2008). Auch wenn „Europa“ gleichermaßen die „Moderne“ für sich beanspruchte, wie christliche Missionare die „Religion“, waren dies keine einfachen westlichen Importe. Der „Nicht-Westen“ war demnach eingebunden in die kolonialen Diskurse, in denen Europäer zwar an den mächtigen Hebeln saßen, die jedoch nicht schlicht die Welt nach eigenem Gutdünken formten. Wechselwirkungen und gegenseitige Abhängigkeiten innerhalb imperialer Machtbedingungen geraten zunehmen in den Blick der Forschung. Das Wirken des singhalesisch-buddhistischen Aktivisten Dharmapala beispielsweise kann man laut Conrad „als eine Art umgekehrte Zivilisierungsmission verstehen“ (2016: 563).

Wir werden im Seminar diesen Kontext des „kolonialen“ 19. Jahrhunderts und der globalgeschichtlichen „Entstehung“ der Religion(en) erschließen. Von dieser Grundlage aus sollen die Teilnehmenden des Seminars selbst Quellen aus dieser Zeit recherchieren und vor ihrem historischen Kontext interpretieren. So wird die allgemeine geschichtliche Entwicklung konkret fassbar, durch das selbstständige Auswählen von Thema und Quelle kann der eigenen Interesselage gefolgt werden. Zugleich subvertieren konkrete Kontexte meist pauschale Annahmen darüber, „wie es war“ und helfen, die Differenziertheit der obigen Feststellungen zu verstehen – etwas dramatisch fasst dies Bayly, der feststellt, „dass globale und lokale Kräfte sich gegenseitig auffraßen, sich ‚kannibalisierten‘ (…)“ (2008: 14).

Studienbegleitende Leistung:
• vorbereitende Lektüre, Diskussion und Gruppenarbeit
• selbstständige Arbeit an einer Forschungsfrage und Quellenanalyse

Ulrich Harlass

Modul 8/9/10 - Wahlpflicht MATS (Kernfach)

9 Credit Points
Course numberTitle of eventLecturer
09-54-MA-B.2-1"Konflikt, Protest, Religion - Comics, Mangas und Graphic Novels als transkulturelle Medien der Kritik"

Seminar (Teaching)

Dates:
weekly (starts in week: 1) Tue. 12:00 - 14:00 SpT C4180 (2 Teaching hours per week)

Additional dates:
Thu. 07.07.22 09:00 - 13:00 UNICOM 3.0200 Seminarraum 1
Mon. 10.10.22 13:00 - 19:00 SFG 1040
Tue. 11.10.22 09:00 - 18:00 SFG 1040

Ziel der Lehrveranstaltung ist die Analyse von Konflikt und Protest in Bezug zu Religion in Comics, Mangas und Graphic Novels. Darüber hinaus steht die Verschränkung der jeweiligen Inszenierung mit gesellschaftlichen Diskursen im Mittelpunkt. Dabei konzentriert sich die Lehrveranstaltung auf die Produktion und Rezeption von Elementen, Vorstellungen, Symbolen, etc. sowie deren Konstruktion in unterschiedlichen kulturellen Aushandlungsprozessen. Methodisch erfolgt eine kultur- und religionswissenschaftliche Annäherung an die Inszenierungen in ausgewählten Comics, Mangas und Graphic Novels unterschiedlicher KünstlerInnen. Grundlage hierfür sind theoretische Annäherungen der kulturwissenschaftlichen Bild- sowie Medienwissenschaft.
Bereits zu Beginn des Semesters können die Studierenden eigene Beispiele wählen, die sie im Laufe des Semesters vertiefend untersuchen. Die Studierenden sollen im Sinne des forschenden Lernens selbst einen Schwerpunkt in diesem Bereich suchen, d.h. eine eigene Fragestellung entwickeln und eine eigene kleine Forschung exemplarisch an einem Comic, Manga oder einer Graphic Novel durchführen.
Als Abschluss der Lehrveranstaltung werden im Rahmen eines selbstorganisierten Symposiums diese Ergebnisse präsentiert und diskutiert. Das Seminarsymposium wird zusammen mit anderen religionswissenschaftlichen Seminaren zum Thema "Religion – Konflikt – Medien" am 10. und 11.10.2022 durchgeführt, die Teilnahme daran ist verpflichtend.

Erfolgreicher Abschluss der Lehrveranstaltung:

Die regelmäßige Teilnahme an den Seminarsitzungen, Vorbereitung der Lektüre und Aufgaben zur Aufbereitung der Inhalte sowie Teilnahme an der Diskussion in den Einheiten ist zentraler Bestandteil der Lehrveranstaltung.

• Studienleistung (SL): Kurzpräsentationen von Forschungsfrage, Methode und Zwischenergebnissen der Lehrforschung
• Benotete Prüfungsleistung (PL): 3 CP: Präsentation auf dem Seminarsymposium
• Benotete Prüfungsleistung (PL): 6 CP: Präsentation auf dem Seminarsymposium und schriftliche Ausarbeitung des Themas in Form einer Hausarbeit

Sie können dieses Seminar im Rahmen folgender Studien
• Masterstudium „Transkulturelle Studien“ / Modul 8/9/10
• Medienkultur und Globalisierung, M.A. / Modul B.2 Transkulturelle Medien
• Zertifikatsstudium Grundlagen Digitaler Medien in pädagogischen Kontexten
sowie als General Studies absolvieren.

Dr. Dr. Lisa Kienzl
09-54-MA-B.2-2"A Shockingly Prolific Family" Die Konstruktion von Familie und Familienwerten in TV-Serien in transkultureller Perspektive

Seminar (Teaching)

Dates:
weekly (starts in week: 1) Thu. 14:00 - 16:00 SFG 2080 (2 Teaching hours per week)

Additional dates:
Mon. 10.10.22 13:00 - 19:00 SFG 1030
Tue. 11.10.22 09:00 - 18:00 SFG 1030

In Zeiten aufwendiger TV-Serien und AAA-Games lassen sich diverse Darstellungen von Familie und Familienwerte finden. Dabei lassen sich Serien mit religiöser Narrationen finden wie beispielsweise Shtisel über eine ultraorthodoxe Familie in Jerusalem, Greenleaf über eine evangelikale Familie in den USA, oder auch 4 Blocks, die das Leben eines arabischer Familien-Clans in Berlin erzählt. Aber auch in den klassischen Fantasy-Serien wie Game of Thrones, Witcher oder Supernatural werden Familienkonstruktionen und damit verbundene Rollenvorstellungen präsentiert und stereotypisiert. Während frühere Filmproduktionen sich primär an lokale Publika gewendet haben, findet sich in Zeiten von großen Streaming-Plattformen immer mehr TV-Serienproduktionen, die sich an ein globales Publikum wenden. Die spannende Frage ist nun, inwieweit dies auch Auswirkungen auf die Darstellung von Familie und Familienwerten hat. Welche Rollenbilder und welche Werte werden in den unterschiedlichen TV-Serien präsentiert und diskutiert? Lassen sich wirklich Veränderungen in Hinblick auf heteronorme Darstellungen in neuen Produktionen erkennen – oder handelt es sich auch bei Serien wie Bridgerton um Die Waltons 2.0?

Im Seminar werden wir uns zunächst einen Überblick über verschiedene theoretische Konzepte zu den Themenfeldern Familie, Familienwerte, Rollenvorstellungen und digitale Medien erarbeiten. Die verschiedenen Konzepte werden dann anhand von konkreten Medien-Material auf ihre Tragfähigkeit respektive Anwendung diskutiert.

Darüber hinaus sollen die Studierenden im Sinne des forschenden Lernens sich selbst einen Schwerpunkt in diesem Bereich suchen, d.h. eine eigene Fragestellung entwickeln und eine eigene kleine Forschung exemplarisch an einer frei zu wählenden Serie durchführen. Am Ende werden im Rahmen eines selbstorganisierten Symposiums diese Ergebnisse präsentiert und diskutiert. Das Seminarsymposium wird zusammen mit anderen religionswissenschaftlichen Seminaren zum Thema "Religion – Konflikt – Medien" am 10. und 11.10.2022 durchgeführt, die Teilnahme daran ist verpflichtend.


Studienleistung (SL):
  • Kurzpräsentationen von Forschungsfrage, Methode und Zwischenergebnissen der Lehrforschung
  • Präsentation auf dem Seminarsymposium

Benotete Prüfungsleistung (PL):
  • schriftliche Ausarbeitung der Präsentation auf dem Studierendensymposium (kleine Prüfungsleistung)
  • vertiefende Hausarbeit (insges. 6 CP) basierend auf der Präsentation auf dem Seminarsymposium

Prof. Dr. Kerstin Radde-Antweiler
09-54-MA-M7-2Koloniale Diskurse: globale Moderne und globale Religion?

Seminar (Teaching)

Dates:
weekly (starts in week: 1) Tue. 14:00 - 16:00 SpT C4180 (2 Teaching hours per week)

Dass die gegenwärtige Welt eine „postkoloniale“ sei, ist in den Kulturwissenschaften meist „Grundkonsens“, wie Ina Kerner es nennt (2013: 80), und zugleich inhaltlich diffus allgemein, „a recognition that global power structures have not materially shifted since the end of the imperial era“ (Young 2011: 8). Was sich meist auf politische Strukturen, Wirtschaftsformen oder Kommunikations- und Migrationsströme bezieht, lässt sich jedoch ebenso für „Religion“ feststellen. Die Forschungsrichtung der Globalgeschichte (bzw. globalen Religionsgeschichte) stellt zunehmend die weltweiten Verflechtungen „religiöser“ Traditionen fest (Bergunder 2021). „Religionen“ oder „Weltreligionen“ zeigen sich, für viele erstaunlich, überhaupt erst in der Zeit des Kolonialismus, vor allem im ausgehenden 19. Jahrhunderts. Nach Christopher Bayly kamen die modernen Verständnisse von „Religionen“ (Christentum, Buddhismus, Hinduismus, Islam und anderen) in einem global wirkenden und unter imperialen Machtbedingungen stehenden Kontext auf, die aber keinen schlichten Export von „West zu Rest“ bedeutete (Bayly 2008). Auch wenn „Europa“ gleichermaßen die „Moderne“ für sich beanspruchte, wie christliche Missionare die „Religion“, waren dies keine einfachen westlichen Importe. Der „Nicht-Westen“ war demnach eingebunden in die kolonialen Diskurse, in denen Europäer zwar an den mächtigen Hebeln saßen, die jedoch nicht schlicht die Welt nach eigenem Gutdünken formten. Wechselwirkungen und gegenseitige Abhängigkeiten innerhalb imperialer Machtbedingungen geraten zunehmen in den Blick der Forschung. Das Wirken des singhalesisch-buddhistischen Aktivisten Dharmapala beispielsweise kann man laut Conrad „als eine Art umgekehrte Zivilisierungsmission verstehen“ (2016: 563).

Wir werden im Seminar diesen Kontext des „kolonialen“ 19. Jahrhunderts und der globalgeschichtlichen „Entstehung“ der Religion(en) erschließen. Von dieser Grundlage aus sollen die Teilnehmenden des Seminars selbst Quellen aus dieser Zeit recherchieren und vor ihrem historischen Kontext interpretieren. So wird die allgemeine geschichtliche Entwicklung konkret fassbar, durch das selbstständige Auswählen von Thema und Quelle kann der eigenen Interesselage gefolgt werden. Zugleich subvertieren konkrete Kontexte meist pauschale Annahmen darüber, „wie es war“ und helfen, die Differenziertheit der obigen Feststellungen zu verstehen – etwas dramatisch fasst dies Bayly, der feststellt, „dass globale und lokale Kräfte sich gegenseitig auffraßen, sich ‚kannibalisierten‘ (…)“ (2008: 14).

Studienbegleitende Leistung:
• vorbereitende Lektüre, Diskussion und Gruppenarbeit
• selbstständige Arbeit an einer Forschungsfrage und Quellenanalyse

Ulrich Harlass
09-54-MA-SQ3Akademischer Austausch mit Israel

Seminar (Teaching)

Dates:
weekly (starts in week: 1) Wed. 12:00 - 14:00 (2 Teaching hours per week)

Deutsche Gruppe in Israel: 26. März bis 2. April 2022
Israelische Gruppe in Deutschland: 26. Juni bis 3. Juli 2022

Prof. Dr. Gritt Maria Klinkhammer
09-74-M8910-1Transkulturelle Medien: Kultur Film(en). Zur Dekolonisierung des Ethnografischen Films
Transcultural Media: Film(ing) Culture. Decolonizing Ethnographic Film

Seminar (Teaching)

Dates:
weekly (starts in week: 1) Wed. 10:00 - 12:00 SFG 1030 (4 Teaching hours per week)

Additional dates:
Sat. 21.05.22 10:00 - 18:00 SFG 1040

Das Seminar hat 4SWS - 2 SWS finden wöchentlich statt; 2 SWS während einer Exkursion.

Kurzbeschreibung:
Das Medium Film wurde bereits seit seiner Entwicklung in der Mitte des 19Jh zu einem festen Bestandteil der Ethnologie. Zunächst noch enthusiastisch als objektives Forschungsmittel gefeiert, spielte der Film jahrzehntelang nur ein Schattendasein. In den 1960er und 1970er Jahren erfolgte eine Neuausrichtung hin zu einer Form des ethnografischen Storytelling.

In der Möglichkeit über räumliche und kulturelle Grenzen hinweg zu vermitteln und gegenseitiges Verständnis zu schaffen sieht Faye Ginsburg das große Potenzial des Mediums Film (1991). Ethnolog*innen und Kulturwissenschaflter*innen bietet Video-Film eine spannende Alternative zum geschriebenen Wort, nicht nur als Mittel der Dokumentation und Präsentation von Forschung. Im Zentrum anthropologischer Filmpraxis steht Film als Forschungsmethode. Durch den Prozess des Filmemachens entsteht ethnologisches Wissen, das durch die resultierenden Filme direkt vermittelbar gemacht wird. Doch auch in außeruniversitären beruflichen Kontexten wächst die Nachfrage nach anthropologisch-filmischer Kompetenz: Entwicklungsprojekte, Museen und NGOs greifen zunehmend auf audiovisuelle Mittel der Dokumentation und Kulturvermittlung zurück. Die Lehrveranstaltung bietet eine Einführung und Vertiefung in die wichtigsten Aspekte des ethnologischen Films.

Zu Beginn der Veranstaltung erarbeiten sich die Teilnehmer*innen historische, methodische und theoretische Einblicke in die Visuelle Anthropologie und den Ethnologischen Film, indem wir gemeinsam Filme ansehen und analysieren. Dann konzentrieren wir uns auf aktuelle Themen und Ausprägungen des Genres mit einem besonderen Augenmerk auf Formen der Dekolonisierung und Demokratisierung.

Ein wichtiger Bestandteil der LV ist eine Exkursion zum „German International Ethnographic Film Festival“ in Göttingen vom 25.-29. Mai 2022. Dies ist eines der größten und wichtigsten ethnologischen Festivals Europas. Dabei erhalten die Studierenden die Gelegenheit, aktuelle Produktionen anzusehen und mit Filmemacher*innen und Expert*innen vor Ort ins Gespräch zu kommen.

Praktisches
Das Seminar besteht aus regelmäßigen Terminen mittwochs von 10 bis 12 Uhr, sowie der Exkursion vom 25.-29. Mai 2022. Außerdem findet am 21. Mai 2022 von 10:00 bis 18:00 Uhr eine Blockveranstaltung statt. Dafür entfallen vier Termine im Juni und Juli. Die Exkursion kann nur in begrenztem Umfang finanziell gefördert werden. Die Anreise erfolgt per Semesterticket. Voraussichtlich können die Eintrittskosten und Anteile der Übernachtungskosten bezuschusst werden. Der Eigenanteil für Studierende beträgt mindestens 50,00 Euro.

Die Lehrveranstaltung mit 4 SWS richtet sich in erster Linie an Studierende der MA Studiengänge „Transkulturelle Studien“ und „Medienkultur und Globalisierung“. Falls darüber hinaus Plätze vorhanden sind, steht sie auch BA Studierenden der Fächer „Kulturwissenschaft“ und „Kommunikations- und Medienwissenschaft“ offen. BA Studierende können sich z.B. 2 SWS / 6 CP als M 6 und 2 SWS / 3 CP als M 8 anrechnen lassen, oder alternativ 4 SWS / 9 CP als M8 belegen. Interessierte BA Studierende sollen sich bitte anmelden. Freie Plätze werden dann nach Rücksprache in der Reihenfolge der Anmeldung vergeben.










Literatur:

Banks, M. & Morphy H. (eds.) (1997): Rethinking Visual Anthropology. Yale University Press: New Haven & London.

Barbash, L. & Taylor L. (1997): Cross-Cultural Filmmaking: A Handbook for Making Documentary and

Ethnographic Films and Videos. Berkeley & Los Angeles: University of California Press.
Crawford, P. I. & Turton D. (eds.) (1992): Film as Ethnography. Manchester University Press: Manchester & New York.

Ginsburg, F (1991): Indigenous Media: Faustian Contract or Global Village? Cultural Anthropology 6(1): 92-112.

Ginsburg, F. et al. (eds.) (2002): Media Worlds. Berkely: University of California Press

MacDougall, D. (1998): Transcultural Cinema. Princeton University Press: Princeton.

Ruby, J. (2002): Picturing Culture. Explorations of Film and Anthropology. The University of Chicago Press: Chicago & London 2000.

Dr. Martin Gruber
09-74-M8910-2aDiversity - Theorieteil: Critical Diversity & Intersectionality
Critical Diversity & Intersectionality - Theoretical Part

Seminar (Teaching)

Dates:
weekly (starts in week: 1) Thu. 10:00 - 12:00 SFG 1080 (2 Teaching hours per week)

Kurzbeschreibung:

Ausgehend von einem Einstieg zu Diversity als Zeitgeist-Dispositiv geht es in diesem Theorieseminar darum mit intersektionellen Perspektiven in die die Critical Diversity Studies einzuführen. Dabei geht es sowohl im Forschungsbezüge als auch um Arbeitsgrundlagen für Praxisfelder.
Unter Critical Diversity verbinden sich machtkritische Theorie- und Forschungsansätze im Feld der Analyse komplexer Formen sozialer Ungleichheit. Ihnen geht es insbesondere darum Privilegien und Deprivilegierung, Ausbeutung und Unterdrückung zu sichtbar zu machen und zu reflektieren, um zu Social Justice, Antidiskriminierung und Empowerment beizutragen.
Das Seminar hat zum Ziel auf zentrale Konzepte zu Einzeldimensionen sozialer Ungleichheit und Diskriminierung einzugehen und bestehendes Wissen dazu zu erweitern und zu festigen. Dabei schlage vor uns zentral mit Rassismus – Dekolonisierung / Klassismus – Kritik an Imperialer Lebensweise /
(Hetero-)Normativität/Sexismus – Queering / Ableismus – sozialer Inklusion zu befassen.
Um Achsen der Ungleichheit in ihrer Verwobenheit und ihren Wechselwirkungen wahrzunehmen, setzen wir uns im Seminar mit dem Ansatz der Intersektionalität (aus den Black Feminist Studies, s. Davis, Crenshaw, hooks) auseinander und diskutieren dessen Konsequenzen für Critical Diversity.
Diese Grundlagen zum Verständnis komplexer Formen von Benachteiligung können wir für die Arbeit gegen Diskriminierung und Deprivilegierung auf wissenschaftliche und außerwissenschaftliche Felder einsetzen. Zum Arbeiten im Bereich Transkultureller Prozesse, Diversität und sozialer Ungleichheit stellt sich bspw. die Frage: Wie lassen sich identitätsgruppen-übergreifende Formen von Solidarität herausbilden bzw. stärken? Im Hochschulsystem: Wie ermöglichen wir mehr Bildungsgerechtigkeit und wie das Bildungssystem dekolonisieren? Im Stadtraum: Wie schaffen wir mehr Schutzräume und angemessene Gesetze gegen Formen vorurteilsgeleiteter Gewalt und Diskriminierung?
Solchen Fragen gehen wir im Praxisteil des Seminars weiter nach und erproben hier Umsetzungsmöglichkeiten. Das Theorieseminar lässt sich auch einzeln belegen. Hingegen setzt die Teilnahme am Praxisseminar das Theorieseminar voraus.
Beide Teile bilden zusammen ein Diversity-Modul, das in das Zertifikat Interkulturelle und Transkulturelle Kommunikation und Diversity Kompetenz im Masterstudiengang Transkulturelle Studien einfließen kann.
Mehr Informationen befinden sich auf dem Flyer: https://www.uni-
bremen.de/fileadmin/user_upload/fachbereiche/fb9/fb9/redak_kuwi/PDFs/Dokumente
_MATS/Flyer_MA_Zertifikat_InterTransKommDiversity.pdf

Literatur s. StudIP

Dr. Margrit E. Kaufmann
09-74-M8910-2bDiversity - Praxisteil: Was meint Critical Diversity für Praxisfelder?
Critical Diversity in Communities of Practice - Practical Part

Seminar (Teaching)

Dates:
weekly (starts in week: 1) Thu. 12:00 - 14:00 SFG 1080 (2 Teaching hours per week)

Kurzbeschreibung:

Für das Arbeiten in den Bereichen Diversity, Antidiskriminierung, Transkulturalität, Rassismuskritik und Empowerment braucht es das Wissen zu Konzepten, das Reflektieren von Erfahrungen und das Üben von Umsetzungen. In diesem Seminar geht es insbesondere darum die kritischen Diversity Perspektiven zu sozialer Ungleichheit und Formen von Diskriminierung, zu denen wir im Theorieteil arbeiten, auf Praxiskontexte zu übertragen. Inhaltliche Schwerpunkte können z.B. Bildungs(un)gerechtigkeit sein (s. Ringveranstaltung Uni Bremen im SoSe 2022), Transkulturelle Sensibilisierungsarbeit (s. Tagung Diakonie Bremen WiSe 2019/20), Dekolonisierung (s. Tagung LIS WiSe 2020/21), Bias Crime (s. Bremer Rat für Integration WiSe 2021/22) oder Allyship (in Verbindung zum Themensemester Solidarität) sein. Die Praxisfelder, für die wir arbeiten, werden am Anfang des Semesters gemeinsam festgelegt.
Dieses Seminar bietet Interessierten die Gelegenheit, sich am Beispiel von Workshops und Schulungen in die Critical Diversity Praxis einzuarbeiten und in betreuten Gruppen den Praxistransfer zu üben. Dazu werden eigene Workshops oder ähnliche Aktivitäten geplant, durchgeführt und reflektiert. Dies mit dem Ziel praxisrelevante Handlungs- und Reflexionskompetenzen zu stärken sowie Praxiskooperationen aufzubauen.
Bedingung für die Teilnahme am Praxisteil ist die Teilnahme am Theorieteil.
Theorie- und Praxisseminar bilden zusammen ein Diversity-Modul, das in das Zertifikat Interkulturelle und Transkulturelle Kommunikation und Diversity Kompetenz im Masterstudiengang Transkulturelle Studien einfließen kann.

Mehr Informationen befinden sich auf dem Flyer: https://www.uni-
bremen.de/fileadmin/user_upload/fachbereiche/fb9/fb9/redak_kuwi/PDFs/Dokumente
_MATS/Flyer_MA_Zertifikat_InterTransKommDiversity.pdf

Literatur s. StudIP

Dr. Margrit E. Kaufmann
09-74-M8910-3Krieg und Frieden in (Ost-)Europa: „Above All, Never Lose Sight of Hope“ (Banksy)

Seminar (Teaching)

Dates:
weekly (starts in week: 1) Tue. 08:00 - 12:00 SFG 2010 (4 Teaching hours per week)

Der 24. Februar 2022 wird so schnell nicht mehr aus unseren Erinnerungen verschwinden. Vor allem für Ukrainer*innen bedeutet dieses Datum, dass ihnen seitdem sprichwörtlich der Boden unter den Füßen weggebombt wird. Es ist der Tag an dem wir in Europa vom Kriegsbeginn sprechen. Das ist völlig unverständlich weil der Krieg in der Ukraine seit langen acht Jahren tobt. Das politische Europa hat in dieser Zeit einfach weggesehen oder das Thema zumindest geschickt nach hinten auf der Agenda gesetzt. Die Wichtigkeit russischer Gaslieferungen nach Europa waren hier sicher nur ein Grund unter vielen anderen. Doch nun ist das Unfassbare passiert! Der russische Präsident hat den Befehl gegeben die Ukraine anzugreifen. Es ist das eingetroffen, was wir uns mitten in Europa nach 70 Jahren Frieden nicht mehr vorstellen konnten. Keine sechs Wochen später wird man den Eindruck nicht los, dass nur noch die Hoffnung bleibt, so wie es der berühmte Kommunikationsguerillero Banksy in seinem Zitat andeutet.

Diese Grundidee von Banksy soll in unserm kollaborativen Seminar aufgenommen werden, da wir ein Forum hier an der Uni bieten wollen, um Austausch über und Kritik an politischen, sozialen und ökonomischen Praktiken in Zeiten des Krieges (& Friedens) zu üben. Vereinfacht gesagt geht es darum, dass die Seminarteilnehmer*innen wie Lehrende gemeinsam eine Öffentlichkeit erzeugen, die sich aus ihren jeweiligen subjektiven und diversen Perspektiven mit dem aktuellen Krieg mitten in Europa beschäftigen: Zuallererst stehen die Perspektiven der Teilnehmer*innen im Vordergrund. Was sind Ihre Ängste und Unsicherheiten? Wo haben Sie mit Zuschreibungen und Othering zu tun weil Ihnen eine bestimmte Herkunft zugeschrieben wird? In einem nächsten Schritt wollen wir unsere kulturwissenschaftlichen Kompetenzen nutzen, um herauszufinden wie in der eigenen Umgebung, in Deutschland und in Europa mit den durch den Krieg verursachten Veränderungen umgegangen wird. Wie werden die politischen Grenzziehungen in Europa gerade neu vermessen? Was bedeutet Europa? Was hat es mit dem Begriff Osteuropa auf sich?

Bislang haben wir als Veranstalter die Idee, die beschriebene Thematik aus mind. drei unterschiedlichen Perspektiven anzugehen: Erstens könnte die Praxis digitaler und analoger Medienberichterstattung im Fokus stehen, um in den Blick nehmen, wie gerade über die diversen Schauplätze des Krieges berichtet wird, welche Bilder produziert und reproduziert werden und was das alles mit uns als Lesenden bzw.Konsument*innen macht?
Zweitens können wir uns mit Forschungsarbeiten beschäftigen, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit Krieg und Frieden in (Ost-)Europa auseinandersetzen. Hier können auch journalistische Langzeitanalysen oder Reisereportagen einbezogen werden, die die historische Tiefe der Konflikte in und um die Region der heutigen Ukraine darlegen und dabei helfen, die diversen Akteurs- und Interessensgruppen zu erkennen.
Ein dritter Fokus könnte auf der Ebene kultureller Produktion wie Kunst und Literatur liegen. Hier können wir gemeinsam ausgewählte literarische Texte lesen, uns mit aktuellen Kunst- und Kulturprojekten beschäftigen und gemeinsam herausfinden, wie diese mit Krieg und Frieden umgehen bzw. welche Widerstands- und Protestformen dadurch Ausdruck finden.
Außerdem wäre unser Ziel, im Semesterverlauf zwei kleinere, öffentliche Events zu organisieren, die unsere erarbeiteten Themen, somit die Seminarperspektive auf Krieg und Frieden mit eingeladenen Gästen - politischen Akteuren oder wissenschaftliche Experten oder Künstler*innen -, zur Diskussion stellen.

Daher wird es zu Seminarbeginn keinen fertigen Seminarplan geben, weil wir diesen zusammen mit Ihnen, den Teilnehmer*innen, erarbeiten wollen. Allerdings gibt es, wie bereits skizziert, einige Vorschläge, womit wir zu Semesterbeginn einsteigen können, z.B. bewusst in die mediale Kriegsberichterstattung einzutauchen und diese kritisch zu reflektieren.
Diese Lehrveranstaltung ist sowohl im Wahlpflichtbereich M8910 für MATS als auch BA Kuwi anerkannt (max. 4 SWS, d.h. 6 CP aktive Studienleistung mit der Option einer Prüfungsleistung (+3 CP), verantwortlich ist Dr. Oliver Hinkelbein; gleichzeitig ist es eine Kooperation mit General Studies im BA Kuwi als auch im FB9 (culture4all), max. 2 SWS, d.h. 3 CP aktive Studienleistung und der Option, auf 6 CP aufzustocken, verantwortlich ist hier Dr. Cordula Weißköppel (Internationalisierungsbeauftragte am IfEK und FB9). Die Kernzeit beider Lehrveranstaltungen, also unserer gemeinsamer Treffen als Plenum, ist für Dienstags von 10-12 Uhr vorgesehen, das erste Treffen zur Planung und Findung der Interessenschwerpunkte findet am 26.4., von 10-12h in Raum SFG 2010 statt.

Weitere Treffen dann vorauss. am 3.5. (9-12h) und 10.5. (9-12h), um den finalen Veranstaltungsplan zu erstellen inkl. Events.
Kontakt: hinkelbein@uni-bremen.de; cweisskoeppel@uni-bremen.de

Dr. Oliver Hinkelbein
09-74-M8910-4Struggles of Decolonisation in Rojava and Germany - a Conversation across Borders (in English)
Joint seminar of the University of Bremen, Germany, and the University of Rojava, NorthEast Syria

Seminar (Teaching)

Dates:
weekly (starts in week: 1) Mon. 14:00 - 18:00 SFG 1040 (4 Teaching hours per week)

This seminar is part of series of seminars, jointly developed with the University of Rojava, with the aim to enable conversations among students of the universities of Bremen and Rojava. This time, the seminar will be part of the summer school of the Institute of Social Sciences of the University of Rojava on decolonisation.
The idea of the seminar is to engage with struggles for decolonization, and their similarities and differences in varying contexts. What different understandings of decolonization exist? And which struggles frame themselves around claims and practices to decolonize social, political and even spatial orders? What does decolonization mean in the light of Germany’s colonial history and its social, political and economic legacies? And how, on the other hand, is the term used in the text of the Kurdish Movement?
North-Eastern Syria – also often referred to as Rojava – is currently site of one of the most interesting attempts to challenge the idea of the nation-state, in our times. Despite the war and constant attacks, the people in Rojava are trying to establish a different way of living together inspired by ideas of grassroots democracy, feminism, and ecologically sustainability. In this way, the model of autonomy being put into practice in Rojava in fact provides an alternative to national independence in the struggle against – what Kurdish movements have framed as – “internal colonialism” in/by the states Turkey, Syria, Iraq and Iran [which were born out of the end of the Ottoman and Qajar Empires].
This seminar wants to investigate what understandings of colonialization are these different struggles for decolonization based on. It asks what these movements tackle. Is decolonization a question of repatriation and restitution of objects and land? A question of reversing decades or centuries of economic damage? Or is it about shattering logics, discourses and political orders of superiority? Do they aim at destabilizing/disturbing existing certainties or rather about erecting/establishing new changed conditions? And how do these struggles engage with questions of the past, contemporary and future?
The seminar is divided into two parts: one preparational and one joint seminar part. The first part has the aim to give some background knowledge to the situation in Rojava, the history of the Kurdish Question, and to discuss key issues on collaborative learning, as well as to prepare presentations on struggles of decolonialization in the German context, which you will hold in the second – joint – part of the seminar.
As this seminar is a research-based seminar, we do not provide a finished syllabus. Instead, together with the participants, we will decide which topics to address. We therefore ask the participants to actively engage in the shaping of the seminar. The seminar will be held in a combination of English, German and Kurdish. Knowledge of Kurdish, Turkish, Arabic or Farsi is helpful, but not a requirement for this seminar. Simultaneous translation of and to Kurdish will be provided in the collaborative work. [The [joint part of the] seminar will be held online/hybrid.??]
Convenors: Münevver Azizoğlu Bazan (Uni Bremen), Götz Bachmann (Uni Bremen), Ulrike Flader (Uni Bremen), Sardar Saadi (Uni Rojava).

Dr. Ulrike Flader
Prof. Dr. Götz Bachmann
Münevver Azizoglu Bazan
09-74-M8910-5Welten in Bewegung - Theorien der Migration in der Ethnologie
Worlds in Movement - Theories of Migration in Anthropology

Seminar (Teaching)

Dates:
weekly (starts in week: 1) Fri. 10:00 - 12:00 SFG 2040 (2 Teaching hours per week)

Kurzbeschreibung:


Als „sozialer Seismograph“ (Bojadžijev 2018) steht Migration oft im Zentrum gesellschaftspolitischer Aushandlungen über Fragen von Identität, Zugehörigkeit und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Auch in wissenschaftlichen Auseinandersetzungen, insbesondere in der Ethnologie, stellt Migration eine wichtige Perspektive dar, aus der heraus wir politische und kulturelle Dynamiken, globale Verflechtungen, aber auch Ausschlüsse und Grenzziehungen sowie deren Herausforderungen untersuchen und verstehen können.

In diesem Sinne werden wir uns in diesem Seminar mit grundlegenden Perspektiven, Fragestellungen und Arbeitsfelder der anthropologischen Migrationsforschung auseinandersetzen. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf Ansätzen der kritischen Migrationsforschung, sowie postmigrantischen und globalen Theorieperspektiven. Diese setzen sich kritisch mit Politiken von Migrations- und Grenzregimen auseinander, rücken Machtverhältnisse und Widerständigkeiten der Akteur*innen in den Blick, akzentuieren transnationale Zugänge und postkoloniale Zusammenhänge, die eindimensionale neoliberale Push-Pull-Modelle und kulturalistische Integrationsparadigmen klassischer Ansätze in der Migrationsforschung unterlaufen. Darüberhinaus soll es im Seminar auch Raum geben, um aktuelle migrationspolitische Entwicklungen und die Entstehung neuer globaler Migrationsmanagementstrukturen (Stichwort: Global Migration Governance) zu diskutieren und zu reflektieren.

Als ein Schwerpunktseminar im fortgeschrittenen Semester werden regelmäßige Teilnahme, sorgfältige Vorbereitung und aktive Mitarbeit für eine erfolgreiche Leistungsbewertung vorausgesetzt. Alle weiteren Infos zu Seminarorganisation, Literatur und Leistungsanforderungen werden in der ersten Sitzung vermittelt.


Literatur:

Bojadžijev, M. (2018). Migration as Social Seismograph: an Analysis of Germany’s ‘Refugee Crisis’ Controversy. International Journal of Politics, Culture, and Society, 31(4), 335-356.

Heins, Volker M. Offene Grenzen für alle: eine notwendige Utopie. Hoffmann und Campe, 2021.

Dr. Martina Grimmig

Modul 8/9/10 - Wahlpflicht: Weitere relevante Angebote aus MATS-Kernfächern

Im Modul 8/9/10 können auch entsprechend gekennzeichnete Angebote aus den BA-Studiengängen der MATS-Kernfächer studiert werden. Notwendig ist hier eine VORHERIGE Absprache mit dem jeweiligen DozentIn, um die Prüfungsleistungen auf MATS-Niveau zu klären.
Wenn Angebote aus anderen Fächern jenseits der MATS-Kernfächer für M8/9/10 gewählt werden, muss das zuvor von der Modulbeauftragten genehmigt werden. Und dies ist ausschließlich nur für EINS der drei Module im 8/9/10-Bereich möglich.
Course numberTitle of eventLecturer
09-50-M89-A5Postkoloniale Wissenschafts- und Technikforschung

Seminar (Teaching)

Dates:
weekly (starts in week: 1) Wed. 10:00 - 12:00 SFG 1080 (2 Teaching hours per week)

Kurzbeschreibung:
Das Seminar lädt Studierende dazu ein, Annahmen zur Universalität oder Neutralität von technisch-wissenschaftlichem Wissen zu hinterfragen und kritisch über die Rolle von Wissenschaft und Technik in (post-)kolonialen Kontexten nachzudenken. Alltag in global vernetzten Gesellschaften ist zutiefst durch wissenschaftliches Wissen und technische Anwendungen geprägt. Seit den 1970ern haben sich die interdisziplinären Science and Technology Studies (STS) nicht nur mit den Auswirkungen von technisch-wissenschaftlichem Wissen auf Gesellschaft auseinandergesetzt, sondern umgekehrt auch Technik und Wissenschaft als soziale Praxis untersucht und die kulturelle Situiertheit von technisch-wissenschaftlichem Wissen (seiner Herstellung wie Anwendung) beleuchtet. Kurz, sie haben gezeigt, dass Wissenschaft/Technik und Kultur/Gesellschaft untrennbar miteinander verwoben sind. Zunehmend wird durch Interventionen der Postcolonial Studies aber auch der Feministischen Kultur- und Sozialanthropologie innerhalb der STS die Beziehung zwischen technisch-wissenschaftlichem Wissen sowie post-kolonialen Ordnungen stärker in den Blick genommen. In dem Seminar werden diesen Arbeiten, Interventionen und Debatten anhand von theoretisch-programmatischen Texten und Fallstudien vorgestellt, gemeinsam erarbeitet und diskutiert.

Das Seminar ist auch für Studierende des M.A. Transkulturelle Studien geöffnet – fühlen Sie sich ausdrücklich eingeladen.
Das Seminar kann auf Antrag für das Modul 2 im MATS von der Modulbeaufragten anerkannt werden.

Dr. Katrin Amelang
Prof. Dr. Michaela Knecht
09-54-MA-M8/9/10"Heil und Heilende (PriesterInnen, SchamanInnen, ÄrztInnen) - religionswissenschaftliche, psychologische und soziale Aspekte

Seminar (Teaching)

Dates:
weekly (starts in week: 1) Mon. 08:00 - 10:00 (2 Teaching hours per week)

Additional dates:
Fri. 13.05.22 14:00 - 18:15 SFG 1020
Fri. 15.07.22 14:00 - 18:15 SH D1020
Sat. 16.07.22 10:00 - 14:00 SFG 1040

Mit „heil“ kann im allgemeinen Sprachgebrauch ein nicht beschädigter Gegenstand gemeint sein, im medizinischen Kontext spricht man von „heil“, wenn keine Verletzung stattgefunden hat oder nachweisbar ist oder nach einer Verletzung, wenn ein wieder gesunder Zustand erreicht wird (geheilt).
Über die körperliche Dimension hinaus gibt es den Ausdruck des “Seelenheils“, manchmal mit „Glück“ oder „Rettung (der Seele vor den Folgen der Sünde)“ übersetzt. „Seelenheil“ umfasst weit mehr als „nur“ psychisches Wohlbefinden oder Gesundheit. Spätestens als das erste Lagerfeuer in der Menschheitsgeschichte brannte, kann davon ausgegangen werden, dass ein Mitglied der Gruppe als sogenannter Heiler fungierte.
In zahlreichen Kulturen wird zwischen einem Heiler/einer Heilerin im medizinischen und einem Heiler/einer Heilerin im psychischen/spirituellen Sinn nicht unterschieden, diese Bereiche gehören zusammen und Religionsgründer sind oft spirituelle Meister und Arzt in einem. Erst die Aufklärung führte zu einer Trennung zwischen Körper und Geist und Entwicklung der naturwissenschaftlichen Medizin und Psychologie.

Schwerpunkt des Seminars ist die Auseinandersetzung mit Menschen, welche heilen, bzw. denen Heilkräfte zugesprochen werden. Hierfür bedarf es einer Definition von „heilen“, von „heil sein“.
Im Zentrum der Erörterung soll allerdings die Persönlichkeit des Heilers oder der Heilerin stehen - was sind dies für Menschen, durch welche Eigenschaften zeichnen sie sich aus, welche Rolle spielen sie in traditionellen aber auch in modernen Gesellschaften, welche Rolle spielt Religiosität und Spiritualität im Kontext des „Heilens“

Ziele des Seminars:
Nach erfolgreichem Abschluss des Seminars sollten Sie in der Lage sein,
  • sich differenziert mit dem Begriff „Heilung“ und „Heilerpersönlichkeiten“ auseinander zu setzen,
  • die Faktoren, welche Heilung und sich „heil“ fühlen positiv wie negativ beeinflussen zu kennen und zu diskutieren
  • differenziert sich mit der Persönlichkeit und Motivation von Heilern und Heilerinnen auseinander zu setzen und kulturvergleichende Fragen zu stellen

Medizinisches und psychologisches Vorwissen ist nicht erforderlich, stellen aber auch keine Risikofaktoren dar.

Info zum meinen Seminaren:


 Vorgesehen sind 3-4 Veranstaltungen online oder vor Ort in Bremen, sowie zusätzliche Betreuungszeit.
- Zu jeder Veranstaltung finden Sie in Stud.IP unter Dateien die jeweilige Literatur.
- Zu jedem dieser Artikel muss ein 1-2 seitiges Thesenpapier verfasst werden, in welchem die wichtigsten Annahmen des Artikels kritisch erörtert werden. Das Thesenpapier wird dann im Seminar im Plenum diskutiert werden.

Scheine und Creditpoints

Für alle Studierende:

3 CP und unbenoteter Schein:
Die Verteilung von 3 CP (unbenoteter Schein) für die Gesamtveranstaltung ist wie folgt:
• 1 Creditpoint (30 Stunden) = für die Anwesenheit und aktive Mitarbeit an allen Seminarveranstaltungen
• 1 Creditpoint (30 Stunden) = für das Lesen der Unterrichtsmaterialien
• 1 Creditpoint (30 Stunden) = für das Erstellen der 1-2 seitigen Thesenpapiere zur ausgegebenen Literatur

Für Studierende, welche eine Note benötigen:
3 CP und benoteter Schein:
Die Verteilung von 3 CP (benoteter Schein) für die Gesamtveranstaltung ist wie folgt:
• 1 Creditpoint (30 Stunden) = für die Anwesenheit und aktive Mitarbeit an allen Seminarveranstaltungen,
• 1 Creditpoint (30 Stunden) = für das Lesen der Unterrichtsmaterialien
• 1 Creditpoint (30 Stunden) = für das Erstellen der 1-2 seitigen Thesenpapiere zur ausgegebenen Literatur
• Zusätzlich: Erstellen eines Kurz-Essay (3-5 Seiten) (bis max. Ende des Semesters)

Nur für M.A.-Studierende
6 CP und benotete Hausarbeit:
Die Verteilung von 6 CP für die Gesamtveranstaltung und die Prüfungsleistungen ist wie folgt:
• 1 Creditpoint (30 Stunden) = für die Anwesenheit und aktive Mitarbeit an allen Seminarveranstaltungen,
• 1 Creditpoint (30 Stunden) = für das Lesen der Unterrichtsmaterialien
• 4 Creditpoints (4 x 30 Stunden) = für eine Hausarbeit (Umfang 12-15 Seiten) und Vorstellung der Hausarbeit (bis max. Ende des Semesters)

Prof. Dr. med. Dr. phil. Peter Kaiser
09-74-M8910-WRA-1Restitution - Zur Debatte um koloniale Raubkunst und das Humboldt Forum

Study trip (Teaching)

Exkursion nach Halle und Berlin voraussichtlich vom 07.07.-10.07.2022

Kurzbeschreibung:

Die Debatte um koloniale Raubkunst und deren Rückgabe (Restitution) blickt auf eine bald 40-jährige Geschichte im Deutsch sprachigen Raum zurück. Das Buch Nofretete will nach Hause (von Paczensky / Ganslmayr, 1984) stellte einen wichtigen und bis in die Gegenwart viel beachteten Beitrag dar. Herbert Ganslmayr war seiner Zeit Direktor des Übersee Museum Bremen. Waren es zunächst Foren innerhalb der UNESCO auf denen eine Rückgabe diskutiert wurde, so erreichte die Diskussion mit wachsender Resonanz dekolonialer Kritik die Museumslandschaften im Deutsch sprachigen Raum. Die Beiträge der Kunsthistorikerin Bénédict Savoy im Verlaufe von Konzeption, Einrichtung und Realisierung des Berliner Humboldt Forum belebten die Debatte bis in die Gegenwart von neuem, zuletzt mit ihrem Buch „Afrikas Kampf um seine Kunst: Geschichte einer postkolonialen Niederlage“ (2021). Die Kulturpolitik europäischer Staaten zog aus der wachsenden dekolonialen Kritik unterschiedliche Konsequenzen, die von öffentlichkeitswirksamer Rückgabebereitschaft und -Praxis (Frankreich, Niederlande), zwischenstaatlicher Aushandlung und stiller Diplomatie (Deutschland) bis hin zu teils offensiver Zurückweisung (England) von Rückgabeforderungen reicht. Gegenwärtig prägt die Debatte das Selbstverständnis der Einrichtung Museum als solche. Die lange als unerschütterlich geglaubte Museumsethik wird spätestens seit den Kontroversen innerhalb des Internationalen Museum Rates (ICOM) in Kyoto im Jahre 2019 erschüttert. Sind Museen vordergründig Räume des Sammelns, Bewahrens, Erforschens und Vermittelns von materieller und immaterieller Kultur? Oder ist der museale Bildungsauftrag in Richtung inklusiver und partizipativer Debatten um Gerechtigkeit im weitesten Sinne und angesichts eines katastrophischen Jetzt zu revidieren bzw. zu erweitern? Welche Rolle kommt dabei der Forderung nach Restitution von kolonialer Raubkunst und Dekolonisierung der Institution Museum zu? Ist ein Anti-Museum (Mbembe 2018) eine Alternative? Kann ein solches möglicher Weise auf post-museale Horizonte verweisen, ohne zugleich die Welt der Museumsdinge in die Sprachlosigkeit zu verdammen? Kann koloniale Raubkunst als polylogischer Botschafter fungieren, den bis in die Gegenwart anhaltenden Plünderungen materieller Kultur in Asien, Afrika, den Amerikas und Ozeaniens vorzubeugen? Fragen, die, neben weiteren in Vorbereitung zu entwickelnden und im Verlaufe einer Exkursion an das Humboldt Forum diskutiert werden.

Die Exkursion ist im Tandem mit einem kulturwissenschaftlichen Seminar zu postkolonialen Studien an der Universität Martin Luther Universität Halle Wittenberg für den 8.9.10 Juli 2022 geplant.

Dr. Detlev Quintern

Weitere Wahlangebote

Course numberTitle of eventLecturer
08-26-GS-4Entziffern und Vorbeugen statt Re_produzieren - Grundlagen antisemitismuskritischer politischer Bildung
Deconstructing and preventing (re)production of antisemitic chiffres – Introduction in anti-antisemitic civic education

Blockveranstaltung (Teaching)
ECTS: 1

Additional dates:
Fri. 01.07.22 09:00 - 17:00 UNICOM 3.0230 Seminarraum 3
Fri. 08.07.22 09:00 - 17:00 GW1 A0160

Antisemitismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. Diese Erkenntnis ist nicht neu, wird allerdings nicht zuletzt anhand der Dynamiken des Nahostkonflikts und den globalen Reaktionen auf diese wiederholt deutlich. Auch virulente Verschwörungserzählungen zur Covid19-Pandemie geben Aufschluss auf die Aktualität und Formen der Verbreitung von Antisemitismus. Dieser ist nicht nur ein beständiges Ressentiment und ein in sich geschlossenes Weltbild, sondern ist gerade auch in strukturellen Logiken wirksam, weil der inhärente antisemitische Gehalt unerkannt bleibt (Salzborn 2020). Entsprechend versteckt sich Antisemitismus in Semantiken und Chiffren, wie etwa in verkürzter Kapitalismuskritik oder weniger expliziten (Verschwörungs-)Narrativen.
Wenn Antisemitismus gesamtgesellschaftlich verankert ist, so spielt dieser auch bei Lehrkräften eine Rolle, die, so zeigen es jüngste qualitative Forschungen, antisemitische Aussagen von Schüler*innen nicht als solche problematisieren und somit der Normalisierung weiter Vorschub leisten (Wolf 2021). Oftmals steht dies in Zusammenhang damit, dass der Blick auf Antisemitismus insofern unvollständig und verstellt ist, als dass Antisemitismus als Lerngegenstand in einer historischen Perspektive, nämlich auf die Shoah als Folge des NS-Antisemitismus beschränkt, verhaftet bleibt. Aktuelle Bezüge – zu jüdischem Leben, zum Staat Israel, zum Nahostkonflikt wie zu alltäglichem Antisemitismus beispielsweise auch an der eigenen Schule – bleiben so einerseits unsichtbar. Andererseits herrschen verschiedene Unsicherheiten darüber, was überhaupt noch gesagt werden könne, ohne z.B. israelbezogenen Antisemitismus zu re_produzieren, was selbst Aufschluss auf internalisierten Antisemitismus geben kann (Firsova/Wolf 2020: 243–244).
Diesen und weiteren Fallstricken widmet sich der Workshop ausschnitthaft, indem in einem ersten Teil insbesondere für Formen, Strukturen und Logiken des sekundären Antisemitismus sowie für israelbezogenen Antisemitismus sensibilisiert wird. Durch grundlegende Wissensinputs wird eine gemeinsame Basis für einen rationalen und theoretischen Zugang zum Gegenstand geschaffen. Selbstreflexion, Multiperspektivität und eine sowohl rationale als auch emotionssensible Herangehensweise bilden zentrale Wege und Mittel einer antisemitismuskritischen Bildungsarbeit und entsprechender Didaktiken. Im zweiten Workshop-Teil werden wir diese exemplarisch anhand der politischen Bildung diskursiv und erprobend erlernen. Mögliche Konzepte sollen dabei nicht nur den Politikunterricht, sondern ebenso die außerschulische politische Bildung Jugendlicher und Erwachsener erhellen.

„Disclaimer“ oder Organisatorischer Studienrahmen
Es besteht die Möglichkeit, durch Anfertigung eines Lernportfolios 1 ECTS in General Studies zu erwerben. Der Workshop richtet vorrangig sich an Lehramtsstudierende aller Fachrichtungen, die Interesse an sozialwissenschaftlicher und antisemitismuskritischer Bildungsarbeit haben. Grundlagen zur Didaktik der Sozialwissenschaften oder allgemeinen Didaktik sind wünschenswert, aber kein Ausschlusskriterium. Auch Studierende in fachwissenschaftlichen Studiengängen sind willkommen. Im Vorlauf des Workshops wird für Interessierte Grundlagen- und Ausblickhafte, weiterführende Literatur über Stud.IP zur Verfügung gestellt. Im Nachgang des zweitägigen Workshops ist auf Wunsch der Teilnehmenden des letzten Kurses ein niedrigschwelliges, freiwilliges Austauschtreffen zum Thema, für offene Fragen und darüber hinaus außerhalb der Universität in ungezwungenerem Rahmen angedacht.

Literaturverweise:
Firsova, Elizaveta/Wolf, Christoph (2020): Lehrkräfte und Schüler*innen im Fokus einer antisemitismussensiblen Bildungsarbeit. In: Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (Hrsg.), Wissen schafft Demokratie. Schwerpunkt Antisemitismus, Bd. 8. Jena, 238–249.
Salzborn, Samuel (2020): Globaler Antisemitismus eine Spurensuche in den Abgründen der Moderne. Weinheim: Beltz.
Wolf, Christoph (2021): Wie Politiklehrkräfte Antisemitismus denken: Vorstellungen, Erfahrungen, Praxen. Wiesbaden: Springer Fachmedien.

Nils Martin Quentel

Modul 11 - Abschluss: Themenfindung und Kolloquium, Masterarbeit

Course numberTitle of eventLecturer
09-74-M11Begleitseminar

Seminar (Teaching)

Dates:
weekly (starts in week: 1) Mon. 12:00 - 14:00 GW2 B2900 (2 Teaching hours per week)

SFG 2040

Prof. Dr. Michaela Knecht