Im Rahmen des Gedenkprogramms zum 27. Januar wird ein Klassiker des Dokumentarfilms erneut auf der Leinwand in restaurierter Fassung zu sehen sein.
Czernowitz im Westen der Ukraine war einst Zentrum jüdischen Lebens in der Bukowina, einer Grenzlandschaft, die über die Jahrhunderte von zahlreichen kulturellen Einflüssen geprägt war. Die jüdische Bevölkerung machte zeitweilig die Hälfte der Einwohnerschaft aus, es überlebten jedoch nur wenige die Deportationen der Jahre 1941/42 in die Lager Transnistriens.
Im Mittelpunkt von Volker Koepps Film aus dem Jahr 1999 stehen Herr Zwilling und Frau Zuckermann, die zu den letzten noch im alten Czernowitz geborenen Juden gehörten. Beide verbindet neben ihrer Freundschaft nicht zuletzt die deutsche Sprache. Täglich besucht Herr Zwilling in den Abendstunden die 90-jährige Frau Zuckermann. Man spricht über frühere Zeiten, das gemeinsam Erlebte, über Politik und Literatur und die alltäglichen Sorgen. In den Lebensgeschichten dieser beiden Menschen steckt das Elend des 20. Jahrhunderts. Mit ihren Erinnerungen verknüpft der Film Episoden aus dem jüdischen Leben im Czernowitz aus den späten 1990er Jahren, als die Stadt nach dem Ende der Sowjetunion erstmals wieder ins europäische Bewusstsein trat.
Anknüpfend an eine Filmveranstaltung im letzten Jahr zum „vergessenen Holocaust“ in Transnistrien, in der sich Frau Zuckermanns Sohn Felix auf die Deportationsroute seiner Mutter begab, soll nun der Blick auf Czernowitz selbst gerichtet werden, das durch den russischen Angriffskrieg erneut bedroht ist.