Prof. Dr. Peter Ullrich
Universität Kaiserslautern
Grete Hermanns Dissertation über "Die Frage der endlich vielen Schritte in der Theorie der Polynomideale": Computeralgebra ohne Computer
Üblicherweise wird Grete Hermann (1901--1984) als Philosophin, Physikerin und/oder Politikerin wahrgenommen. Ihre Dissertation schrieb sie jedoch in der Mathematik und zwar 1925 in Göttingen, als erste unter den Doktorandinnen und Doktoranden von Emmy Noether (1882--1935).
Als Thema der Doktorarbeit hatte Noether Hermann die Ausarbeitung von Teilen der Dissertation von Kurt Hentzelt (gef. 1914) gestellt. Es ging dabei weniger um das Finden neuer Theoreme als darum, Algorithmen anzugeben, mittels deren sich gesuchte Größen für Ideale in Polynomringen nicht nur prinzipiell in endlich vielen Schritten bestimmen lassen, sondern auch mit einem von vorneherein abschätzbaren Rechenaufwand.
In der Einleitung ihrer Doktorarbeit formulierte Hermann sehr präzise die Bedingung an den Rechenaufwand. Damit grenzte sie sich zum einen sowohl von der Herangehensweise von Paul Gordan (1837--1912) an die Fragestellung als auch der von David Hilbert (1862--1943) ab. Zum anderen nahm sie dadurch die Denkweise der Computeralgebra voraus, auch wenn zu jener Zeit die notwendigen Rechenmöglichkeiten noch nicht zur Verfügung standen und der Beginn der Computeralgebra als eigenständiger Teildisziplin zumeist auf die Dissertation Bruno Buchbergers (*1942) aus dem Jahr 1965 datiert wird.
Dies ist auch eine Veranstaltung im Rahmen des Quantenjahres 2025.
