Prof. Dr. Inge Hansen-Schaberg
TU Berlin
Wer „als Forscher, Künstler oder Privatmensch, ein bloßes Inseldasein führt, der verletzt die erste Forderung demokratischer Haltung“ (1954) -- Zur Lebensgeschichte von Dr. Grete Hermann (1901–1984)
Schon die Tatsache, dass Grete Hermann in Göttingen als erste Doktorandin bei Emmy Noether 1925 in Mathematik promovierte, ist außergewöhnlich, aber nur ein Mosaikstein in ihrer Lebensgeschichte. Entscheidend wurde die Auseinandersetzung mit den neukantianischen Ansätzen Leonard Nelsons (1882-1927) und seiner Forderung, persönliche Konsequenzen aus philosophischen Erkenntnissen zu ziehen und entsprechend zu handeln. Sie wurde seine Mitarbeiterin und Nachlassverwalterin. Insbesondere interessierten sie die von der Quantenmechanik aufgeworfenen naturphilosophischen Probleme, die sie während ihres halbjährigen Aufenthalts 1934 am Physikalischen Institut in Leipzig mit Werner Heisenberg und seinem damaligen Assistenten Carl Friedrich von Weizsäcker diskutierte.
Als Mitglied des Internationalen Sozialistischen Kampfbund (ISK) stand sie in erklärter Gegnerschaft zum NS-Staat. Sie lebte ab Sommer 1934 im dänischen, ab 1938 im englischen Exil, war jedoch weiterhin mit Forschungsarbeiten befasst und politisch engagiert. 1946 remigrierte Grete Hermann und baute in Bremen die Pädagogische Hochschule mit auf, wo sie Mathematik, Physik und Philosophie lehrte. Sie war die erste Leiterin der Pädagogischen Hauptstelle der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und wurde 1954 in den Deutschen Ausschuss für das Erziehungs- und Bildungswesen berufen.
Dies ist auch eine Veranstaltung im Rahmen des Quantenjahres 2025.
