Kopf/Kino

Psychische Erkrankung und Film

25. Internationales Bremer Symposium zum Film

Zum Jubiläum widmet sich das Filmsymposium einer Gefährtin des Kinos: Psychische Erkrankung hat das Kino seit dessen Entstehung begleitet, mit Themen bespielt, es geprägt und zur Weiterentwicklung von Ausdrucksmöglichkeiten und Theorien beigetragen.

Von den klinischen Fachdisziplinen wird sie mittels Abgrenzung, Pathologisierung und Fremdbeschreibung bestimmt. Filme können diese Praktiken durch ihre ästhetische Perspektive hinterfragen, psychisches Kranksein erfahrbar machen und in vielfältige Sinnzusammenhänge stellen.

Psychische Erkrankungen verweigern sich körperlicher Repräsentation und stellen Filme somit vor ein grundsätzliches Problem. Als der zentrale Ort, an dem sich psychische Erkrankungen ereignen und ihre Wirkkraft entfalten, kann also nicht nur der Kopf gesehen werden, sondern auch das Kino.

Das Symposium erkundet mit internationalen Fachleuten und Filmschaffenden, wie klinische und soziale Krankheitsdiskurse im Film verhandelt werden und wie das Kino eine Ästhetik psychischen Krankseins beschreiben kann. Der Fokus liegt dabei auf den Mitteln des Kinos, eine eigene, medienspezifische Ordnung von Krankheitsbildern zu generieren, weiter auf der Beziehung von Erkrankten zu Behandelnden als zentrales Setting sowie auf der Mehrdimensionalität von Krankheitsdarstellungen.

Filmsymposium Poster

DIE FOREN UND VORTRÄGE

Hinweis: Um an den Vorträgen teilzunehmen, ist eine Anmeldung erforderlich. Die Videokonferenz findet auf der kostenlosen Plattform Zoom statt, die über die Universität Bremen lizensiert und sicher verschlüsselt ist. Sie können sich über einen Browser einwählen, als nicht sichtbarer Gast teilnehmen und an den Vortragsdiskussionen über den Chat teilnehmen. Die Vorträge sind kostenlos. Mehr zu den Datenschutzrichtlinien finden Sie hier.

Mittwoch, 05.05.2021

10:00 Uhr: Forum 1: Kino-Pathografien

10:00 Uhr: Von Waking Life über A Scanner Darkly bis hin zu Undone: Die Tricktechnik der Rotoskopie als Visualisierung von psychischen Störungen?
   | Markus Kügle (Mannheim)
   | Film zum Vortrag: WALTZ WITH BASHIR

10:45 Uhr: Drogenwahn – Zur filmischen Ästhetik der Psychose in David Cronenbergs Naked Lunch (1991) und eXistenZ (1999)
   | Lars Nowak (Erlangen-Nürnberg/Berlin)

11:25 – 11:45 Uhr: Pause

11:45 Uhr: Syndrome & ein Jahrhundert. Pathogenealogien des Kinos
   | Daniel Eschkötter (Bielefeld)

12:30 Uhr: Hollywoods Halluzinationen: Iñárritus Birdman (2014) oder die Unverhoffte Macht der Komplexität
   | Melanie Kreitler (Gießen)

14:30 Uhr: Vortrag 1

A Self in Flux
   | Robin Curtis (Freiburg)
   | Filme zum Vortrag: FIRST COUSIN ONCE REMOVED, COMPLAINTS OF A DUTIFUL DAUGHTER
   | Vortrag in engl. Sprache

Donnerstag, 06.05.2021

10:00 Uhr: Forum 2: Medical Encounters

10:00 Uhr: „Als ob man aus der Realität heraustritt“: Filmen als selbsttherapeutisches Verfahren bei psychischer Erkrankung
   | Britta Hartmann / Janin Tscheschel (Bonn)
   | Film zum Vortrag: DIALOGUES WITH MADWOMEN

10:45 Uhr: Salutogenese durch Film
   | Silke Hilgers (Berlin)

11:25 – 11:45 Uhr: Pause

ENTFÄLLT! 11:45 Uhr: "Where is my mind?“ Therapie als serielle Verhandlung von in/sanity in Mr. Robot
   | Melanie Mika (Frankfurt a.M./Tübingen)

BEGINNT UM 11:45 UHR! 12:30 Uhr: Personal Geographies and Social Registration of Psychiatric Patients: Institutional Medical Cinema’s Viewpoint (1970s–1980s)
   | Christian Bonah / Joël Danet (Straßbourg)
   | Vortrag in engl. Sprache

14:30 Uhr: Vortrag 2

 „Warts and All“: Film, Ethics and Human Frailty
   | Michele Aaron (Warwick)
   | Vortrag in engl. Sprache

18:00 Uhr: Live-Filmgespräch über Psychosis in Stockholm mit der Regisseurin Maria Bäck

Freitag, 07.05.2021

10:00 Uhr: Forum 3: Kranksein figurieren

10:00 Uhr: Kassandra auf Psychopharmaka. Zur Inszenierung einer psychisch Erkrankten in Jessica Hausners Little Joe
   | Sabrina Gärtner (Klagenfurt)
   | Film zum Vortrag: LITTLE JOE

10:45 Uhr: Eine gute Dosis Heilsversprechen: Love & Other Drugs
   | Insa Härtel (Berlin)

11:25 – 11:45 Uhr: Pause

11:45 Uhr: Going beyond the Evil? – Cinematic Portrayals of Mental Health
   | Petra Anders (Bamberg)
   | Vortrag in engl. Sprache

12:30 Uhr: "Crazy Cat Lady“ in Film and Series
   | Nataša Pivec (Ljubljana)
   | Vortrag in engl. Sprache

14:30 Uhr: Aus der kuratorischen Praxis

Moving Images: Family, Loss and First Person Documentary
   | Richard Warden (Glasgow)
   | zu Gast: Theresa Moerman-Ib (Glasgow)
   | Vortrag in engl. Sprache

18:00 Uhr: Vortrag 3

Cinemania: Madness and the Moving Image
   | W.J.T. Mitchell (Chicago)
   | zu Gast: Carmen Elena Mitchell (L.A.)
   | Vortrag in engl. Sprache

DAS FILMPROGRAMM (online verfügbar 3.-9. Mai 2021)

Hinweis: Änderungen vorbehalten.Die Filme (bis auf den Stummfilm) sind in der Woche vom 3.-9. Mai 2021 und nach Kauf des digitalen Tickets 24 Std. online verfügbar und sind auf der digitalen Konferenzplattformcinemalovers zu finden .

Bitte beachten Sie auch die neu hinzugefügten Titel im Programm.

Deutschlandpremiere: PSYCHOSIS IN STOCKHOLM

   |  Live-Gespräch mit der Filmemacherin: DO 6.5., 18:00 Uhr
   | Psykos i Stockholm, Regie: Maria Bäck, S 2020, 101 Min., OmU
   | mit vorab aufgezeichnetem Gespräch mit der Regisseurin

Mutter und Tochter fahren in die schwedische Hauptstadt, um dort den 14. Geburtstag des Mädchens zu feiern. Auf der Zugfahrt stellt die Teenagerin auffällige Verhaltensweisen an ihrer Mutter fest und ahnt bereits, dass ihnen eine neue manische Episode bevorsteht. Die zwei halten an ihren Ausflugsplänen fest, aber die Schübe der Mutter intensivieren sich, bis sie psychiatrisch eingewiesen wird. Auf sich allein gestellt, erkundet das Mädchen die Großstadt und seine Unabhängigkeit.

Maria Bäck erzählt in diesem Film aus ihrer eigenen Jugend, die seit Kindertagen von den bipolaren Phasen ihrer Mutter geprägt ist. Die eigenen Erlebnisse mit ihrer Mutter beleuchtete sie bereits 2014 in dem autobiografischen Dokumentarkurzfilm Mother Is God, ihrem Abschlussprojekt an der National Film School of Denmark. Nun überträgt sie sie in eine fiktionalisierte Form, deren Streifzüge – episodisch und offen erzählt – wie die Teenagerin selbst durch die freundlich-helle und schimmernde Großstadt flanieren. Die unkonventionelle Erzählperspektive in Psychosis in Stockholm lotet aus, wie bei der Verfilmung eines äußerst persönlichen Themas Abstand und Nähe miteinander zu vereinen sind. Dabei erzeugt sie ein sensibles Coming-of-Age-Drama über eine unvergleichliche und bedingungslose Mutter-Tochter-Liebe.

Als Eröffnungsfilm des Internationalen Filmfestivals Göteborg im Januar 2020 wartet der Film seither auf seine internationale Kino-Auswertung und feiert seine Deutschlandpremiere auf dem Bremer Filmsymposium.

Deutsche Untertitel erstellt von Maike-Sophie Mittelstädt
www.msm-dcp.de

Psychosis in Stockholm

Film zu Vortrag 1: COMPLAINTS OF A DUTIFUL DAUGHTER

   | Nur online
   | Regie: Deborah Hoffmann, USA 1994, 44 Min., OF
 

Regisseurin Deborah Hoffmann befasst sich mit der Alzheimer-Krankheit ihrer Mutter und mit ihren eigenen Frustrationen, die daraus entstehen. Complaints of a Dutiful Daughter verfolgt zwei simultane Entwicklungen: die verschiedenen Stadien der immer desorientierter werdenden Mutter und die Versuche der Tochter, ihre Mutter zu verstehen und ihr zu helfen. Hoffmanns sensible, humorvolle und nie respektlose Schilderung des Entstehens einer neuen Mutter-Tochter-Beziehung vermittelt Einblick in das System von Erinnerung, Bedeutung und Identität.

COMPLAINTS OF A DUTIFUL DAUGHTER

Film zu Vortrag 1: FIRST COUSIN ONCE REMOVED

   |  Ausschließlich im Kino als Präsenz-Veranstaltung: MI 5.5., 18:00 Uhr
   | Schleichendes Vergessen, Regie: Alan Berliner, USA 2012, 78 Min., OmU

Alan Berliner zeichnet in First Cousin Once Removed ein Porträt des an Alzheimer erkrankten Dichters und Professors Edwin Honig. Honig ist Großcousin des Regisseurs und war zudem lange Zeit sein Vorbild und Mentor. Über Jahre hinweg begleitet Berliner den Krankheitsverlauf, montiert aus den Filmaufnahmen aber keine Chronologie, sondern eine poetische Zusammenschau höchst unterschiedlicher Stadien des Krankheits- und Alterungsprozesses. Honig wird in diesem Bilderkaleidoskop als komplexe und hoch ambivalente Person sichtbar: als erfolgreicher Intellektueller, als problematischer Familienmensch und als alter Mann ohne Gedächtnis.

Deutsche Untertitel erstellt von Maike-Sophie Mittelstädt
www.msm-dcp.de

FIRST COUSIN ONCE REMOVED

Film zu Forum 1: WALTZ WITH BASHIR

   |  Bei pandemiegemäßer Kino-Öffnung auch vor Ort: FR 7.5., 20:00 Uhr
   | Vals im Bashir, Regie: Ari Folman, ISR/F/D 2008, 90 Min., OmU

Ein ehemaliger israelischer Soldat träumt jede Nacht davon, dass er von einer Horde Hunde gejagt wird. Als er sich einem Freund anvertraut, sehen die Männer darin einen Zusammenhang mit den Erfahrungen, die beide im ersten Libanonkrieg gemacht haben. Der animierte Dokumentarfilm nähert sich Kriegstraumata mit faszinierenden Bildern und kraftvoller Musik. Der episodisch erzählte Film beruht auf Interviews, die Folman mit alten Kriegskameraden geführt hat. Diese wurden nachinszeniert und animiert, um sich so den Geschehnissen der Vergangenheit jenseits von vermeintlich faktischer Objektivität anzunähern.

Triggerwarnung: Darstellung von Kriegsverbrechen.

Markus Kügle fragt in seinem Vortrag, inwiefern die Animationstechnik des Films als eine ästhetische Strategie der Aneignung von psychischer Erkrankung fungieren kann.

WALTZ WITH BASHIR

Film zu Forum 2: DIALOGUES WITH MADWOMEN

   |  Bei pandemiegemäßer Kino-Öffnung auch vor Ort: DO 6.5., 18:00 Uhr
   | Gespräche mit verrückten Frauen, Regie: Allie Light, USA 1994, 90 Min., OF (online) / 16mm, OmU (Kino)
   | mit Einführung von Janin Tscheschel

Sieben Frauen aus San Francisco, darunter die Filmemacherin, erzählen von ihren Erfahrungen mit manischer Depression (bipolarer Störung), multipler Persönlichkeitsstörung (dissoziativer Identitätsstörung) und Schizophrenie, von ihrer Kreativität und ihrem Genesungsweg. Offen, humorvoll und mit selbstironischer Distanz schildern sie ihren Wahnsinn als Ausstieg aus einer Welt, die für sie zu bedrohlich wurde. Der Film legt dabei die Brutalität von Familiensystemen und psychiatrischen Anstalten bloß und hinterfragt Konzepte von Normalität und Krankheit. Unter Verwendung von Interview-Szenen, Home Videos, Archivmaterial und Re-enactment zeichnet er ein komplexes Bild von „Ver-rücktheit“ als Gegenentwurf zu stigmatisierenden Darstellungen psychischer Störungen.

Der Film erhielt den Emmy Award „as an outstanding interview film of 1994“.

Janin Tscheschel und Britta Hartmann diskutieren in ihrem Vortrag ästhetische Strategien des Dokumentarfilms, ver-rückte innere Zustände nacherlebbar zu machen als künstlerisches und zugleich selbsttherapeutisches, selbstermächtigendes Verfahren.

Triggerwarnung: Gespräche über sexuelle Gewalt sowie Kindesmisshandlung.

DIALOGUES WITH MADWOMEN

Film zu Forum 3: LITTLE JOE

   | Bei pandemiegemäßer Kino-Öffnung auch vor Ort: DO 6.5., 20:00 Uhr
   | Glück ist ein Geschäft, Regie: Jessica Hausner, AT / UK / D 2019, 105 Min., OmU
   | mit vorab aufgezeichnetem Gespräch mit der Regisseurin und Sabrina Gärtner

Die Botanikerin Alice arbeitet an der Züchtung einer neuen Blume mit therapeutischer Wirkung, welche die Menschen glücklich machen soll. Als Alice ihrem Sohn heimlich eine solche Blume mit nach Hause bringt, ignoriert sie noch die Warnungen ihrer Kollegin Ella und glaubt fest an die positive Wirkung ihrer Schöpfung. Doch als Personen in ihrem Umfeld Verhaltensänderungen an den Tag legen, mehren sich die Zeichen, dass die tiefrote Blume nicht nur Glück bringen könnte. Mit intensiven Farben und ruhigen Einstellungen inszeniert Jessica Hausner eine Paranoia-Erzählung mit Anleihen aus dem Science-Fiction-Genre, die sie in einen eigenen Stil überführt.

Sabrina Gärtner analysiert in ihrem Vortrag die Filmfiguren und hinterfragt das Streben nach psychischer Gesundheit.

Little Joe

Film zu Forum 3: TARNATION

   | Nur online
   | Regie: Jonathan Caouette, USA 2003, 88 Min., OF

Autor und Protagonist Jonathan Caouette erzählt von seiner Familie, die sich seit drei Generationen in einer andauernden Krise befindet. Bereits als Elfjähriger beginnt er, sich selbst filmisch zu inszenieren und Kontakt mit seiner psychisch instabilen Mutter aufzunehmen. Um das Trauma seiner Kindheit zu bearbeiten, arrangiert er auf verblüffend einfallsreiche und effektvolle Weise alte Fotos, Home Movies, AB-Nachrichten und tagebuchartige Selbstinterviews zu einer hochemotionalen Collage. Ein selbsttherapeutischer Versuch von schmerzlicher Intensität und rauer Schönheit.

Triggerwarnung: Gespräche über sexualisierte Gewalt, nicht-konsensuelle Hospitalisierung, Kindesmisshandlung und Suizid; sensorische Überforderung

Petra Anders’ Vortrag zeigt, auf welche Weise Kameraführung, Schnitt und Musik-Einsatz unser Bewusstsein bei der Darstellung von psychischen Krisen sensibilisieren.

Tarnation

Richard Warden präsentiert: THE CLOSER WE GET

   |  Nur online
   | Regie: Karen Guthrie, GB 2015, 87 Min., OF mit engl. UT
   | Deutschlandpremiere

Der Schlaganfall der Ehefrau veranlasst Ian Guthrie dazu, wieder zu ihr zu ziehen, obwohl sie seit Jahren getrennt leben. Auch die vier mittlerweile erwachsenen Kinder, darunter die Filmemacherin, verbringen wieder mehr Zeit im westschottischen Elternhaus und kümmern sich liebevoll um die Mutter. Mutter und Tochter nehmen die Filmidee wieder auf, die sie vor dem Schlaganfall gefasst hatten: aufzuarbeiten, was die Familie zerrüttet und die Abwesenheit des Vaters während seiner mehrjährigen Auslandstätigkeit in Djibouti und deren Konsequenzen angerichtet hat. Die Dreharbeiten lassen die Mutter sichtlich aufleben. Dabei droht die Distanz zwischen Vater und Tochter jedoch umso größer zu werden, „je näher sie sich kommen“.

Das handwerklich pointierte, und poetisch fesselnde Familienportrait eröffnet die Komplexität einer Familie, ihrer Pflege, ihres Schweigens und ihrer Geheimnisse im Gespann neokolonialer Aushandlungen britisch-afrikanischer Beziehungen.

Der Film – ebenfalls eine Deutschlandpremiere – wird präsentiert im Rahmen von Richard Wardens kuratiertem Filmprogramm über Familie, Verlust und autobiographischem Erzählen im Dokumentarfilm.

„Erzählt mit einer unerschrockenen Offenheit und geschrieben mit poetischer Präzision, veranschaulicht diese Geschichte ein filmhandwerkliches Geschick und eine Großherzigkeit in der Herangehensweise, aus denen sich Feingefühl und Nuancierungen ergeben.“ (Begründung der Jury für den Besten Internationalen Dokumentarfilm des Hot Docs Festivals Toronto)

„In dem scharf beobachtenden Film The Closer We Get kehrt die Regisseurin Karen Guthrie zur Pflege ihrer Mutter ins Elternhaus zurück und wendet dabei eine Familienkrise in eine autobiographische Detektivgeschichte“ (Kate Muir, The Sunday Times)

„Trotz dieser außergewöhnlichen Geschichte werden alle, die mit getrennten oder beeinträchtigten Elternteilen alltägliche Erfahrungen gemacht haben, die eigentümlichen Strapazen, Spannungen und Momente des Schweigens wiedererkennen, mit denen Guthrie zu kämpfen hat.“ (Mark Kermode, The Guardian)

The closer we get

Richard Warden präsentiert: VIVIAN, VIVIAN

   | Nur online
   | In het hoofd van mijn zusje, Regie: Ingrid Kamerling, NL 2016, 54 Min., OF mit engl. UT
   | Deutschlandpremiere

Die Filmemacherin Ingrid Kamerling geht der Frage nach, was im Kopf ihrer Schwester Vivian vorging, die im Alter von 24 Jahren unerwartet ihr Leben beendete. Vivian war eine schöne, energiegeladene junge Frau und Weltentdeckerin. Sie war, wie viele in ihrem Alter, auf der Suche danach, wer sie war und was sie zur Welt beitragen konnte. Eine sehr persönliche Geschichte, in der die Grenzen zwischen Dokumentarfilm, Tagebuch und Traum verwischen.

Der Film – ebenfalls eine Deutschlandpremiere – wird präsentiert im Rahmen von Richard Wardens kuratiertem Filmprogramm über Familie, Verlust und autobiographischem Erzählen im Dokumentarfilm.

„Vivian, Vivian uses innovative narrative tricks, managed to let the poignancy provoked by the tragic recount flow and to tell this story in a very clean way.“ La Repubblica

„Der Film reist von wolkenverhangenen, hypnotisierenden Traumlandschaften in die urbanen Nächte Utrechts. Dabei kartografiert er den bisher unberührten Weg, den der Selbstmord von Kamerlings Schwester gelegt hat.“ (Kirsty Strang-Roy für SMHAF)

Vivian Vivian

Richard Warden präsentiert: THE THIRD DAD + WATERFALL

The Third Dad

   | Nur online
   | Regie: Theresa Moerman Ib, GB 2015, 10 Min., engl. u. dt. OF
   | In Anwesenheit der Filmemacherin am Fr., 7.5.2021, 14:30 Uhr
   | Deutschlandpremiere

Zehn Jahre, nachdem sie den Kontakt zu ihrem Vater abgebrochen hat, und sieben Jahre nach seinem Tod, begibt sich Theresa Moerman Ib in The Third Dad auf eine Reise, bei der sie nicht nur sein Grab, sondern auch Wiedergutmachung findet. Cees Moerman war Dichter und Fotograf, dessen Alkoholismus ihn daran gehindert hat, für seine Tochter da zu sein. Der mit dem BAFTA Scotland New Talent-Award prämierte  Kurzfilm fügt Archiv- und neue Aufnahmen und eine immersive Soundscape zu einer persönlichen Reise zusammen, auf der sich Erinnerung, Selbstfindung und ein verzweifelter Versuch der Versöhnung miteinander verweben.

Waterfall

   | Nur online
   | Regie: Tom Lock Griffiths, GB 2016, 19 Min., OF mit engl. UT
   | Deutschlandpremiere

Wie lassen sich traumatische Erinnerungen oder Verlusterfahrungen in eine Landschaft einbetten? Mit dieser Frage befasst sich Tom Lock Griffiths in seinem Film Waterfall nach dem Suizid seiner Mutter. Von verstreuter Asche an einem walisischen Wasserfall unternimmt der Filmessay eine Reise in die Tiefen seiner schmerzlichsten Gedanken hin zu einem Ort der Zuversicht und Genesung. Der Filmessay versucht anhand der Metapher des Fließens zu ergründen, was Verbundenheit, was Nachhallen und die Allgegenwärtigkeit und Unsichtbarkeit von Trauer und Erinnerung ausmacht, und bietet eine eindringliche, strudelförmige Alternative zu konventionellen Erzählungen von linearer Trauerarbeit.

Die Filme – beide jeweils auch zum ersten Mal in Deutschland – werden präsentiert im Rahmen von Richard Wardens kuratiertem Filmprogramm über Familie, Verlust und autobiographischem Erzählen im Dokumentarfilm.

The third dad

Stummfilm mit Livemusik: EINE SEITE DES WAHNSINNS

   |  Ausschließlich im Kino als Präsenz-Veranstaltung: SA 8.5., 20:00 Uhr
   | Kurutta Ippeiji, Regie: Kinugasa Teinosuke, J 1926/72, 60 Min., ohne ZT
   | Stummfilm mit Live-Musik von David Eßer (Hamburg)
   | mit Einführung von Tobias Dietrich

Ein alter Seemann nimmt den Hausmeisterjob in einer ländlichen Nervenklinik an, um für seine dort internierte Frau zu sorgen. Die verkündete Verlobung ihrer Tochter löst in der Mutter Erinnerungsfetzen und Gedankenstrudel aus – und im Vater Sorgen über die Vorurteile der Bräutigamfamilie. Bei seinen vergeblichen Versuchen, seine Frau zu befreien, muss er sich dem Chefarzt und anderen Insassen stellen. Als er in einem von ihnen den künftigen Schwiegersohn zu erkennen glaubt, beginnt er selbst, an seiner Wahrnehmung zu zweifeln.

„A work that has advanced a step ahead of Dr. Caligari“, urteilte die Filmkritik bereits 1926. Aus der Avantgarde-Gruppe Shinkankaku-ha, der Schule der neuen Wahrnehmung, entstand ein Film, der das Drehbuch Kawabata Yasunaris (Literaturnobelpreis 1968) mit innovativer Kameratechnik und dem Tanztalent von Eiko Minami meisterhaft verbindet. Lange Zeit verschollen, ist der Film seit seiner Wiederentdeckung 1972 nur noch als Fragment erhalten. Dennoch veranschaulicht dies auf eindrückliche Weise den Anspruch der Künstler*innen, modernes Erzählen und innovative Form- und Lichtspiele zu verquicken und die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Phantasterei zu überwinden.

David Eßer aus Hamburg ist seit über zehn Jahren in Deutschlands Musiklandschaft in verschiedenen Projekten aktiv. Mit der Vertonung des Films durch das Prinzip der Klangsynthese unternimmt er einen Dialog mit dem Synthesizer und entwickelt ein eigenes Vokabular, das über die Möglichkeiten des Sprachlichen und Visuellen hinausgeht.

EINE SEITE DES WAHNSINNS

Über das Filmsymposium

Das Filmsymposium wendet sich mit der engen Verzahnung von öffentlichen Vorträgen, Filmvorführungen und Filmgesprächen an das filminteressierte Kinopublikum und an Fachbesucher*innen. Es ist eine langjährige Kooperation zwischen dem CITY 46 / Kommunalkino Bremen e.V. und der AG Filmwissenschaft / FB 9 Kulturwissenschaften, ZeMKI und wird gefördert durch die nordmedia – Film- und Mediengesellschaft Niedersachsen/ Bremen mbH und die DFG.

Hinweis zum digitalen Format: Ursprünglich für Mai 2020 geplant, kann das Symposium nun erfreulicherweise als digitale Konferenz durchgeführt werden. Dabei finden alle Vorträge sowie ein Programm ausgewählter Filme als Streams online statt und sind auf der digitalen Konferenzplattform cinemalovers zu finden (Link folgt). Die Filme sind in der Woche vom 3.-9. Mai und nach Kauf des digitalen Tickets 24 Std. online verfügbar. Zusätzlich planen wir die Filmvorführungen vor Ort im Kino – vorbehaltlich geltender Corona-Maßnahmen (Stand: 03/2021). Die hier angegebenen Spielzeiten gelten nur für die Vorführung im Kino. Wir empfehlen, sich im Vorfeld über Änderungen und die Corona-Richtlinien zu informieren.

Datum und Veranstaltungsort

Online-Konferenz:
05. – 07. Mai 2021 Zoom

Online-Filmprogramm:
03.-09. Mai 2021
 https://city46.cinemalovers.de

Filmprogramm vor Ort:
05. – 08. Mai 2021
CITY 46 | Kommunalkino Bremen
(bei pandemiegemäßer Kino-Öffnung)

 

Downloads

Programm (PDF deutsch)

Programm (PDF englisch)

Abstracts (Foren) (PDF deutsch)

Info

Paula Hoffmann
Tel. 0049 421 95799290
CITY46 / Kommunalkino Bremen e.V.
hoffmannprotect me ?!city46protect me ?!.de

 

 

Präventions- und Hilfsangebote

Notfall-Seelsorge:
0800 – 111 0 111 / 222

Lebenshilfe:
116 123

Muslimische Seelsorge:
030 – 443 509 821

Jüdische Seelsorge:
0211 – 46985 -20 / -21

U18-Seelsorge:
0800 – 111 0 333

Deutsche Depressionshilfe:
0800 – 33 445 33

Chat: https://www.telefonseelsorge.de