Der Krieg gegen den Planeten und die Perspektiven von Weltordnungspolitik an Kipppunkten der menschlichen Entwicklung

Die Menschen sind, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß, je nach ihrer geographischen und sozialen Herkunft, zu einem „geologischen Faktor“ geworden, die das Klimagleichgewicht des Erdsystems aus der Balance bringen un das damit das “web of life“ zerstören, das sich im Verlauf von Milliarden von Jahren herausgebildet hat. Mit der Einbeziehung aller Regionen der Welt in das ökonomische und ökologische System des Kapitalismus scheint die Menschheit nun an der von den Klimaforschern identifizierten „planetarischen Schwelle“ angekommen. Jenseits dieser Schwelle muss mit irreversiblen massiven und plötzlichen Folgen für alle Lebewesen gerechnet werden: Ein Entwicklungspfad hin zu einem „hothouse“-Zustand, der über Zehn- bis Hunderttausende von Jahren Bestand haben könnte.
Ist es vorstellbar, dass unter den Bedingungen von kollabierenden Ökosystemen und von essenziellem Mangel an für uns unverzichtbaren „Schätzen der Natur“ eine progressive menschliche Entwicklung möglich ist? Wie wahrscheinlich ist es, dass eine Zivilisierung unvermeidlicher Konflikte und eine zeitgemäße Toleranz sich herausbilden werden? Kurzum, können wir uns angesichts dieser Entwicklungen eine „Weltordnung in der zerklüfteten Welt“ (Dieter Senghaas) vorstellen, die dem Frieden eine Zukunft gibt oder müssen wir die weltweiten Problemlagen nicht vielmehr als Elemente einer systemischen Krise des Kapitalismus verstehen, die innerhalb dieses System gar nicht gelöst werden können?

Birgit Mahnkopf ist Professorin (i.R.) für Europäische Gesellschaftspolitik an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin. Sie ist Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat von attac Deutschland, im Kuratorium des Instituts Solidarische Moderne und im Beirat der Open-Access-Zeitschrift Momentum Quarterly. Zu ihren Arbeitsschwerpunkten gehören die ökonomische, politische und soziale Dimensionen der Globalisierung sowie europäische und internationale Politik. Außerdem beschäftigt sie sich mit Arbeitssoziologie und industriellen Beziehungen sowie mit Bildungsökonomie und Bildungspolitik.

Aktualisiert von: Roy Karadag