Projektdetails
Rekonstruktion professioneller Präventionsverständnisse am Beispiel Jugendkriminalität
Dirk Lampe, M. A. (Projektleitung);
Beschreibung
Gegenwärtig ist auf vielen gesellschaftlichen Handlungsebenen eine Etablierung präventiver Aktivitäten festzustellen. Es scheint zu einer Maxime der Gegenwart geworden zu sein, potentiellen Gefahren und Risiken bereits schon vor ihrem Entstehen zu begegnen. Besonders fokussiert wird dabei auf Jugendkriminalität, der eine besondere Relevanz für das Gemeinwesen zugeschrieben wird. Eine zentrale Rolle beim Umgang mit der ‚Risikogruppe Jugend‘ fällt der Polizei, aber auch der Sozialen Arbeit zu. Im Rahmen ihrer (institutionalisierten) Handlungsoptionen (u. a. Projekte, Programme und konkrete Maßnahmen) sollen sie soziale Problemlagen vorbeugend verhindern oder zumindest minimieren.
Neben Ergebnissen der Evaluationsforschung zeigen sich im wissenschaftlichen Diskurs über Prävention und Vorbeugung vor allem theoretische Positionen, die in der verstärkten Fokussierung auf präventiv ausgerichtete Maßnahmen und Programme generalisierend entweder eine große Chance (vgl. u. a. Autrata/Scheu 2008) oder – diametral entgegengesetzt – eine „Korrumpierung“ der Jugend- und Kinderarbeit ausmachen (vgl. Kappler 2016; Frehsee 2011). Unabhängig von einer letztendlichen Bewertung präventiver Handlungsstrategien ist aber selbst bei Diskussionsbeiträgen, die versuchen, Möglichkeiten und Probleme des Präventionsbegriffes gegeneinander abzuwägen (Holthusen et al. 2011) zu beobachten, dass aus der Praxis selbst kaum Erkenntnisse zum Rollen- und Präventionsverständnis von Präventionsakteuren vorliegen. Dies ist verwunderlich, da nicht davon auszugehen ist, dass die Praktiker:innen der Polizei oder der Sozialen Arbeit gesellschaftlichen Präventionsanforderungen oder politischen Wünschen lediglich ausgeliefert sind oder diese einfach übernehmen und ausführen. Es kann daher angenommen werden, dass theoretischen Überlegungen zum Thema Prävention eine vielschichtige und komplexe Präventionspraxis gegenübersteht.
Im Rahmen dieses von der Hans-Böckerl-Stiftung geförderten Projektes werden Experteninterviews mit professionellen Akteuren aus dem Feld der Jugendkriminalprävention durchgeführt. Ziel ist es, sich den konkreten Praxisbedingungen präventiver Arbeit zu zuwenden, und sich mit den Vorstellungen, beruflichen Selbstkonzepten und (individuellen/gesellschaftlichen) Risikodeutungen in der Praxis handelnder Akteure zu befassen. Durch dieses Vorgehen sollen Präventionsakteure als eigenständige und potentiell eigenmächtige Experten ihres Feldes sowie als wirkmächtige Konstrukteure sozialer Wirklichkeit (Berger/Luckman 1969) in den Blick genommen werden.
Das Promotionsprojekt wird von der Hans-Böckler-Stiftung gefördert und finanziert.