Projektdetails

Expectations, Experiences, Meaning and Subjective Effects of Persons Participating in Ayahuasca Tourism in Peru

Laufzeit: 01.01.2017 - 04.12.2019
Forschungsteam:

Tom John Wolff (Projektleitung);

 
Projektpartner:innen: Prof. Torsten Passie, Dr.; Prof. Dr. Henning Schmidt-Semisch
Projekttyp: Promotionsprojekt

Beschreibung

In Südamerika entwickelt sich seit zwei Jahrzehnten ein psychedelischer Ethnotourismus. Vornehmlich Menschen aus den Industriestaaten Nordamerikas und Europas reisen nach Südamerika in den Regenwald des Amazonasbeckens, um dort in sogenannten Heilungszentren den stark halluzinogenen Trank “Ayahuasca” einzunehmen.
Die Popularisierung wird unter anderem  durch berühmte Persönlichkeiten wie Schauspieler und Pop-Sänger befördert, die öffentlich über ihre Ayahuasca-Einnahmen berichten. Das Trinken des Ayahuasca-Tees breitet sich auch umgekehrt in Richtung Europa und Nordamerika aus und hat begonnen, einen Platz in den Heilungsangeboten der alternativen Psychotherapie- und Esoterikszene einzunehmen.
Traditionell wird Ayahuasca in mestizischen und indigenen Kulturen vorwiegend Perus, Ecuadors, Westbrasiliens und dem Süden Kolumbiens von Schamanen und Pflanzenkundigen zu Heilzwecken eingesetzt (Luna, 2006). In Peru und Brasilien ist die Ayahuascapraxis als  Heilungspraxis bzw. religiöses Ritual anerkannt und legal.
Ayahuasca ist ein wässriger, konzentrierter Sud aus der gleichnamigen Liane Banisteriopsis caapi, die zusammen mit den Blättern von Psychotria viridis oder Diplopterys cabrerana zubereitet wird. Der Trank enthält das Halluzinogen N,N-Dimethyltryptamin (DMT) und Harmala-Alkaloide (Halberstadt 2016). Ayahuasca erzeugt neben gewissen physischen Begleitsymptomen eine Verstärkung des Gefühlserlebens und starke Imaginationen und Pseudohalluzinationen, aber auch Veränderungen der Denkprozesse. Es kann darüber zu intensiven introspektiven Erkenntnisprozessen führen (Grob at al 1996; Riba et al. 2001; de Araujo et al. 2011). Die physischen Risiken scheinen für gesunde Personen gering zu sein (Domínguez-Clavé et al. 2016). Psychiatrische Risiken werden ähnlich wie bei anderen Halluzinogenen eingeschätzt (Gable 2006; National Institute of Mental Health der US 2016) und das Suchtrisiko ist gering (Halpern et al. 2008; Bouso et al. 2012; Carbonaro et al. 2016).
Die meist versprochenen visuellen, introspektiven und spirituellen Qualitäten dieser traditionellen Therapie haben jedoch neben Ethnotouristen auch Wissenschaftler angezogen, die die Pharmakologie, Wirkungen und die Sicherheit von Ayahuasca seit Mitte der 1990er Jahre mit moderner Methodik erforschen. Mögliche Anwendungen liegen in der Suchtentwöhnung bei Alkohol und Opiatabhängigkeit, der Depressionstherapie als auch der Therapie von Psychotraumata.
Vorstellungen, Erwartungen und Erfahrungen von westlichen Ayahuascatouristen sind wahrscheinlich nicht selten von romantischen Indianerklischees und Patchwork-religiöser Weisheitserwartung geprägt. Sie verändern die lokale Ayahuascapraxis in Südamerika und bringen auch ökonomische Verwerfungen mit sich. So ist etwa der so genannte Ayahuasca-Tourismus mittlerweile ein Wirtschaftsfaktor in diesem ansonsten abgehängten Teil der Welt geworden.
Das Dissertationsvorhaben ist als explorative Studie konzipiert und untersucht die Erwartungen, Heilungskonzepte, subjektive Wirktheorien, Erfahrungen und nachträgliche Integrationsbemühungen von Ayahuascatouristen direkt vor Ort im Regenwald des Amazonas. Dabei wird möglichen psychotherapeutischen Erwartungen und entsprechenden introspektiven Erfahrungen nachgegangen. Die Studie ist auf Grund ihres heuristischen Ziels qualitativ ausgerichtet, nutzt jedoch auch einen kleineren Anteil quantitativer Erhebungsmethodik um u. A. mental-health Aspekte der Studienteilnehmer abzubilden.
 


Weitere Informationen

Monographie

Wolf, T., 2020: The Touristic Use of Ayahuasca in Peru. Expectations, Experiences, Meanings and Subjective Effects, Sozialwissenschaftliche Gesundheitsforschung, Wiesbaden: Springer VS



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