Projektdetails

Digital Public Health Studies. Qualitative Studien zu Veränderungsprozessen durch die Digitalisierung im Feld von Public Health

Laufzeit: 01.01.2019 - 27.08.2021
Forschungsteam:

Monika Urban (Projektleitung);

 
Projektpartner:innen: Prof. Dr. Henning Schmidt-Semisch; Prof. Dr. Benjamin Schüz
Projekttyp: Promotionsprojekt

Beschreibung

Diese gesundheitswissenschaftliche Dissertation beruht auf Publikationen, die sich mit digitalen Gesundheitspraktiken auseinandersetzen. Es handelt sich erstens um Praktiken mit digitalen Technologien für die Prävention und Gesundheitsförderung (Wearables und Fitness-Apps sowie Apps zur Infektionsprävention während der Corona-Pandemie). Zweitens stehen Praktiken mit Monitoringtechnologien im Fokus: Einerseits wurden hierfür sogenannte passive Monitoringtechnologien für das Altern im eigenen Zuhause gewählt (AAL Technologien), andererseits aktive Monitoringtechnologien für das selbstverantwortete Management chronischer Erkrankungen wie Diabetes (CGM-Systeme) und bei Herzkreislauferkrankungen (mobile EKG-Geräte). Drittens rücken digitale Anwendungen für die Infrastruktur des Gesundheitswesens in den Blick: Exemplarisch erhoben wurden Praktiken von pflegerischem und medizinischem Personal mit digitalen Patientendokumentationssystemen (dPDS).

Ansatzpunkt der qualitativen Forschung sind die digitalen Praktiken. Ausgehend von diesen werden die Auswirkungen auf die Versorgung, soziale Beziehungen, auf Arbeitsbedingungen, auf Körperwahrnehmungen und Emotionen, auf Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit sowie auf die Wahrnehmung von Räumen nachgezeichnet.

Die hier gewählte Perspektive gründet sich auf theoretische Grundlagen, die von den Science and Technology Studies und dem New Materialism inspiriert sind. Bezüge auf die Körper- und Raumsoziologie, Ageing Studies und Diskurstheorien werden ausdifferenziert. Die methodischen Weiterentwicklungen basieren auf diesen Ansätzen und gehen zudem explizit auf digitale Kommunikation (s. Webnografie) und digitale Visualisierung (visuelle Diskurstheorie) ein.

Hierauf aufbauend sind die Digital Public Health Studies als neues Forschungsdesign konzeptionalisiert. Es handelt sich um ein sozialwissenschaftliches Analyseparadigma, das sich in der Multidisziplin Public Health im Bereich der Soziologie der Gesundheit verortet. Im Ausgangspunkt begreifen die Studies die Digitalisierung als ein soziales Phänomen. Vor diesem Hintergrund ist es ihr Anliegen, die Verwobenheiten von digitalen Praktiken mit diskursiven Setzungen, Idealen und Werten sowie Strukturen der Makro- und Meso-Ebene nachzuzeichnen. Sie verstehen sich als Impulsgeber für jene Disziplinen in Public Health, die sich mit der Implementierung von digitalen Innovationen befassen. Die Studies stellen Werkzeuge zur Verfügung, mit denen kurz- und langfristige Effekte und ihre Ursachen erforscht werden können. Damit eröffnen sie die Möglichkeit, der Zunahme gesundheitlicher Ungleichheit durch die Digitalisierung entgegenzuwirken.


Weitere Informationen

Zeitschriftenbeitrag referiert

Urban, M., 2020: Geschlechtersensible Gestaltung der Digitalisierung im Gesundheitswesen, in: Journal für Prävention und Gesundheitsförderung, Link (Stand: 09.07.2020)

Schüz, B.Urban, M., 2020: Unerwünschte Effekte digitaler Gesundheitstechnologien: Eine Public-Health-Perspektive Unintended consequences and side effects of digital health technology: a public health perspective, in: Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz, doi:10.1007/s00103-019-03088-5, 16.01.2020, Link (Stand: 20.01.2020)

Urban, M., 2019: Visibilities and the Analysis of Interdiscourse: The Case of Digital Health Practices, in: Special Issue ‘Visibilities and visual discourses’, in: Qualitative Inquiry, doi:10.1177/1077800418821536

Höppner, G.; Urban, M., 2018: Where and How Do Aging Processes Take Place in Everyday Life? Answers From a New Materialist Perspective, in: Front. Sociol., 3 (7), doi:10.3389/fsoc.2018.00007

Urban, M., 2017: “This really takes it out of you!” Senses and Emotions in Digital Health Practices of Elderly, in: DIGITAL HEALTH, 3, doi:10.1177/2055207617701778

Buchbeitrag

Urban, M., 2021: Der digital turn in Public Health. ePublic Health and Digital Public Health studies, in: Schmidt-Semisch, Henning; Schorb, Friedrich (Hg.), Public Health. Disziplin - Praxis - Politik, Sozialwissenschaftliche Gesundheitsforschung, Wiesbaden: Springer VS, S. 163 - 177

Urban, M., 2018: Doing digital health. Zur Verschränkung von Leib und Netz in digitalen Gesundheitspraktiken, in: Klemm, M. & Staples, R (Hg.), Leib und Netz – Sozialität zwischen Verkörperung und Virtualisierung, Wiesbaden: VSA Verlag, S. 149 - 173

Urban, M., 2017: Embodiment Digital Ageing: Ageing with Digital Health Technologies and the Significance of Inequalities, in: Heidkamp, B.; Kergel, D. (Hg.), Precaritiy within the Digital Age. Media Change and Social Insecurity, Wiesbaden: Springer, S. 161 - 176

Urban, M., 2016: Der Auftritt der ePatients oder: Die digitale Revolution des Gesundheitssystems, in: Dollinger, Bernd; Schmidt-Semisch, Henning (Hg.), Sicherer Alltag? Politiken und Mechanismen der Sicherheitskonstruktion im Alltag, Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 255 - 271

Urban, M., 2016: Mobilitätsförderung mit mHealth. Wie unsere Gesundheit auf Trab gebracht wird, in: Gilles, Renout (Hg.), Körperliche Alltagsmobilitäten, Schriften zur Körperkultur/74, Berlin: LIT Verlag, S. 23 - 37

Vortrag / Poster

Urban, M., 2018: New Topographies of Ageing – New Materialists-inspired Analysis of ageing-in-place, Unsettling technogenarians: interferences and synergies at the crossroads of Age Studies and Science and Technology Studies. 2nd International Workshop on Socio-gerontechnology, Internet Interdisciplinary Institute (IN3), Universitat Oberta de Catalunya, Barcelona, Spanien



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