Projektdetails

Evaluation des Schulversuchs "Generalistische Ausbildung mit integrierter Fachhochschulreife"

Laufzeit: 01.01.2005 - 31.12.2010
Forschungsteam:

Prof. Dr. Ingrid Darmann-Finck (Projektleitung);

 

Birte Luther;

 

Sabine Muths;

 

Dr. Matthias Zündel;

 
Projekttyp: Eigenprojekt
Finanzierung: Eigenmittel

Beschreibung

Zielsetzung

Mit dem Schulversuch werden zwei Strukturreformen der Pflegeausbildung modellhaft erprobt:

  • die Zusammenführung der Bildungsgänge in der Kinderkranken-, Kranken- und Altenpflege zu einer generalistischen Ausbildung
  • die Ermöglichung eines doppelqualifizierenden Abschlusses: Zugleich mit dem Berufsabschluss wird die Fachhochschulreife erworben

Kurzbeschreibung

Mit der Zusammenführung der Ausbildungsgänge wird die Festlegung auf ein bestimmtes Alter der Pflegeempfänger und auf bestimmte Institutionen überwunden und Flexibilität sowie Mobilität der Pflegenden gefördert. Dadurch soll die Pflegeausbildung an die Veränderungen in den Versorgungsstrukturen und in der Alterszusammensetzung der Pflegeempfänger sowie an europäische Ausbildungsstrukturen angepasst werden.

Mit dem Angebot der Doppelqualifizierung soll die Durchlässigkeit zum Hochschulsystem verbessert werden. Dies ist insbesondere deswegen attraktiv, weil viele weiterbildende Hochschulstudiengänge im Pflege- und Gesundheitsbereich nicht nur die Hochschulreife, sondern außerdem eine abgeschlossene Berufsausbildung voraussetzen.

Das dem Schulversuch zugrunde liegende Curriculum orientiert sich am Lernfeldkonzept und greift damit die curricularen Standards der Berufsausbildungen im dualen System auf. "Lernfelder" sollen gewährleisten, dass Ziele und Inhalte der Ausbildung stärker an den Anforderungen der Berufspraxis ausgerichtet sind, der Theorie-Praxis-Transfer verbessert wird und günstigere Rahmenbedingungen für schüleraktivierenden und handlungsorientierten, die umfassende berufliche Handlungskompetenz der Auszubildenden fördernden Unterricht geschaffen werden. Für die Gewinnung von Lernfeldern wurden zunächst gemeinsam mit den am Schulversuch beteiligten Lehrerinnen und Lehrern Handlungsfelder auf der Basis einer allgemeinen Berufsfeldanalyse bestimmt und anschließend mit Situationsmerkmalen verknüpft. Die curriculare Feinplanung der Lernfelder erfolgt prozessbegleitend, wobei geplant ist, in jedem Lernfeld zwei Lerninseln ausgehend von komplexen pflegeberuflichen Schlüsselproblemen (vgl. Darmann 2005a) zu entwickeln und weitere Inhalte durch einen Abgleich mit pflege- bzw. bezugswissenschaftlichen Wissensbeständen festzulegen. Die Lerninseln repräsentieren Unterrichtseinheiten, die einen hohen Grad an Bildungshaltigkeit aufweisen.

Fragestellungen und Methoden der Evaluation

Für die formative Prozessevaluation werden die unmittelbaren "Nutzer" zu verschiedenen Zeitpunkten der Durchführung des Modellversuchs befragt sowie Prozessschritte (z.B. Realisation der Lerninseln) beobachtet und die Ergebnisse in den Prozess zurückgemeldet. Ziel der Prozessevalution ist es, das Curriculum kontinuierlich zu verbessern. Gegenstand der Prozessevaluation wird sein:

  • die Gestaltung von Lehr-/Lernsituationen (Lerninseln) im schulischen Unterricht
  • die Verknüpfung von schulischer und praktischer Ausbildung
  • die Auswahl der praktischen Einsatzorte
  • die Gestaltung von Lehr-/Lernsituationen im klinischen Unterricht bzw. in der praktischen Ausbildung (Praxisaufgaben und deren Auswertung)

Die Datenerhebung erfolgt z.B. anhand von nicht-teilnehmender Beobachtung von Unterrichtssituationen, Dokumentenanalysen (Unterrichtsplanung, Aufgaben für Praxiseinsätze) und Schülerbefragungen.
Die Ergebnisevaluation bezieht sich in erster Linie auf die zum Abschluss der Ausbildung erworbenen Fähigkeiten und auf die Einmündung der Schüler auf dem Arbeitsmarkt. Um die Ergebnisse beurteilen zu können, müssen sie mit denen eines Kontrollkurses verglichen werden (Modell- und Kontrollgruppe).

Folgende Fragen werden untersucht:

  • Wie schätzen die Abnehmer die Fähigkeiten der Schüler im Vergleich zu konventionell ausgebildeten Schülern ein?
  • Wo kommen die Schüler nach Abschluss der Ausbildung im Unterschied zu konventionell ausgebildeten Schülern unter?
  • Treten bei der Einmüdung in den Arbeitsmarkt Besonderheiten auf?

Zur Datenerhebung werden Schüler/innen zweier Modellkurse und zweiter Kontrollkurse sowie der Abnehmer:innen der Absolvent:innen befragt.

Mit Untersuchungen zu den Wirkhintergründen der generalistischen Ausbildung soll die Frage beantwortet werden, wie das neue Bildungsangebot auf die Lernenden wirkt bzw. wie sich die Lernenden damit auseinandersetzen. Erst durch die Kombination der Ergebnisse der Ergebnisevaluation mit den Wirkhintergründen können Schlussfolgerungen für die Konzeption einer zukunftsweisenden Pflegeausbildung gezogen werden. Der Fokus soll dabei auf die Persönlichkeitsentwicklung der Lernenden gelegt werden. Persönlichkeitsentwicklung wird verstanden als Ergebnis der Auseinandersetzung der Lernenden mit einer Lernumgebung. Zur Lernumgebung lässt sich in der Pflegeausbildung der schulische Unterricht, die praktischen Einsätze und die klinischen Unterrichte (einschließlich Praxisaufgaben und deren Auswertung) rechnen. Um der Individualität des Lernprozesses Rechnung zu tragen, werden bei der Untersuchung der Wirkhintergründe biographieorientierte Methoden, wie Lerntagebücher und narrative Interviews eingesetzt.

Erwartete Ergebnisse und deren Relevanz

Gemeinsam mit den Ergebnissen aus anderen Modellversuchen können Schlussfolgerungen hinsichtlich Nutzen und Akzeptanz der getroffenen Strukturreformen gezogen werden, die berufsbildungspolitisch höchst relevant sind. Des Weiteren wird das zugrundeliegende pflegedidaktische Konzept überprüft und weiterentwickelt.

Transfer der Ergebnisse

Geplant sind Publikationen und Vorträge zu den Ergebnissen der Evaluation.

Schlagworte

Städtisches Klinikum München GmbH

Projektpublikationen:

Luther, Birte. (2008). Evaluationsergebnisse aus den Interviews mit den Praxisanleiterinnen der Altenpflege die in der Generalistischen Pflegeausbildung mit integrierter Fachhochschulreife an der Akademie städtisches Klinikum München tätig sind. München, 07.02.2008. Unveröffentlicht.

Luther, Birte. (2008). Auswertung der Schülerrückmeldebögen des Kurses GA – 05 zu einer Unterrichtseinheit im Rahmen der Generalistischen Pflegeausbildung mit integrierter Fach-hochschulreife an der Akademie städtisches Klinikum München. München, 19.03.2008. Un-veröffentlicht.

Luther, Birte. (2008). Synopse der Evaluationsergebnisse aus den Interviews mit den Pra-xisanleiterinnen der Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege und der Altenpflege die in der Generalistischen Pflegeausbildung mit integrierter Fachhochschulreife an der Akademie städtisches Klinikum München tätig sind. München, 28.05.2008. Unveröffentlicht.

Luther, Birte. (2008). Zwischenbericht – Zwischenstand der Evaluation im Schulversuch Generalistische Pflegeausbildung mit integrierter Fachhochschulreife an der Akademie städtisches Klinikum München. München, 12.06.2008. Unveröffentlicht.

Luther, Birte. (2008). Evaluationsergebnisse der Teiluntersuchung aus den Interviews mit den Fachoberschullehrern die in der Generalistischen Pflegeausbildung mit integrierter Fachhochschulreife an der Akademie städtisches Klinikum München tätig sind. München, 02.12.2008. Unveröffentlicht.

Abschlussbericht (PDF, 1,41MB)

Literatur

Bundesgesetzblatt Jahrgang 2002 Teil I Nr, 81: Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für den Beruf der Altenpflegerin und des Altenpflegers (Altenpflege-Ausbildungs- und Prüfungsverordnung - AltPflAPrV)
Bundesgesetzblatt Jahrgang 2003 Teil I Nr. 44: Gesetz über die Berufe in der Altenpflege (Altenpflegegesetz - AltPflG)
Bundesgesetzblatt Jahrgang 2003 Teil I Nr. 36: Gesetz über die Berufe in der Krankenpflege (Krankenpflegegesetz - KrPflG)
Bundesgesetzblatt Jahrgang 2003 Teil I Nr. 55: Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für die Berufe in der Krankenpflege (KrPflAPrV)
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Darmann, I. & Muths, S.(2005): Pflegeausbildung im Umbruch. In: Dr. med. Mabuse, 30 (157) 29-32
Gerste, B., Rehbein, I.(1998): Der Pflegemarkt in Deutschland. Ein statistischer Überblick. Bonn: Wissenschaftliches Institut der AOK, WidO-Materialien Nr. 38
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Keuchel, R. (2004): Bildungsarbeit in der Pflege. Bildungstheoretische und lerntheoretische Perspektiven für die Entwicklung innovativer Lernkulturen in der Pflegeausbildung. Unveröffentlichte Dissertation. Universität Bremen
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KMK-Handreichungen

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Stöcker, G. (2002): Bildung und Pflege. Eine berufs- und bildungspolitische Standortbestimmung. Hannover: Schlütersche
Wittneben, K. (2002): Entdeckung von beruflichen Handlungsfeldern und didaktische Transformationen von Handlungsfeldern zu Lernfeldern - Ein empirischer Zugriff für Bildungsgänge in der Pflege. In: Darmann, Ingrid; Wittneben, Karin (Hrsg.): Gesundheit und Pflege. Bildungshaltigkeit von Lernfeldern. Wissensbestände und Wissenstransfer. Bielefeld: Bertelsmann, S. 19-36



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