Projektdetails
Stabilität und Variation des Care-Mix in Pflegeheimen unter Berücksichtigung von Case-Mix, Outcome und Organisationscharakteristika (StaVaCare 2.0)
Silke Böttcher, M.A.Public Health;
Prof. Werner Brannath, Dr., Kompetenzzentrum für Klinische Studien Bremen (KKSB);
Sarah Leonhardt-Achilles, M.A. Gerontologie;
Jennifer Müller-Wilckens;
Carolin Schröer;
Beschreibung
Kurzdarstellung des Projekts
Ziel der Studie ist die Abbildung von wirksamen Zusammenhängen zwischen Strukturen, Prozessen, Zusammensetzung von Personal und Bewohnerschaft sowie Organisationscharakteristika und Ergebnis- Variablen in der stationären Versorgung.
Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung ist anzunehmen, dass die bestehenden Herausforderungen zur Sicherung der Versorgungsqualität in stationären Pflegeeinrichtungen weiter steigen. Themen wie eine immer höhere Arbeitsverdichtung in Pflegeheimen, die Problematik um den Fachkräftemangel bei gleichzeitiger Alterung der Gesellschaft und dem vermehrten Auftreten schwerstpflegebedürftiger und dementer Menschen rücken, im Hinblick auf eine verlässliche Qualitätssicherung der Versorgungssituation in der stationären Langzeitpflege, weiter in gesellschaftspolitische Diskurse. In diesem Kontext gewinnt der Zusammenhang zwischen Case-Mix, Care-Mix, den Organisationscharakteristika und dem Outcome (Ergebnisqualität) an Bedeutung. Sowohl sozial- und gesellschaftspolitisch als auch versorgungsstrukturell und gesundheitsökonomisch ist vor allem das Ineinandergreifen der entscheidenden „Stellschrauben“ Case-Mix, Care-Mix und Organisationscharakteristika für zukünftige Versorgungssituationen in der Langzeitpflege zentral, wenn es um die Frage geht, wie Pflegeheime die steigenden Anforderungen an Ressourcen auch in Zukunft verlässlich bewältigen können.
Die Studie baut auf den in StaVaCare-Pilot erzielten Hinweisen auf, die erste und im Ansatz belastbare Anhaltspunkte auf die Zusammenhänge zwischen den die Ergebnisqualität beeinflussenden Faktoren des Case- und Care-Mix geben. Auf dieser Basis sowie Ergebnissen der modellhaften Pilotierung von Indikatoren in der stationären Pflege (MoPIP) und Erkenntnissen zu den Modulen des am neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs ausgerichteten NBA sollen weitere Outcome-Parameter generiert werden.
Dabei wird die Abhängigkeit von Care-Mix und Organisationscharakteristika inkl. Pflegesystemen geprüft, so dass grundlegende und belastbare Schlussfolgerungen für einen am Case-Mix, Organisationscharakteristika und Variablen der Ergebnisqualität orientierten Personaleinsatz in der Pflege möglich werden. Die daraus abzuleitenden Erkenntnisse werden dabei helfen, den Personaleinsatz auf ein neues Fundament zu stellen, die Über- oder Unterversorgung bestimmter Personengruppen verhindern und damit die Kosteneffektivität des Personaleinsatzes optimieren.
Die Studie ist zudem eine ergänzende und zur Validierung geeignete Folie für weitere Fragestellungen und Modellvorhaben zu Qualitätsparametern und Instrumentenentwicklung in der Personalbemessung. Über die Auswertungsstrategien von StaVaCare-Pilot hinausgehend sollen die Auswertungen konkrete Ansatzpunkte für eine Verbesserung der Pflegequalität in den Einrichtungen liefern.
Methoden
Untersucht werden in dieser Beobachtungsstudie im Längsschnittdesign etwa 2.000 BewohnerInnen aus insgesamt 40 Pflegeheimen in fünf Bundesländern. Eingeschlossen werden Pflegeeinrichtungen (nach § 71 SGB XI) in ausgewählten Regionen Deutschlands mit vollstationärem Versorgungsauftrag in unterschiedlicher Trägerschaft mit niedrigen, mittleren oder hohen Personalanhaltszahlen in den Bundesländern Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein.
Erwartete Ergebnisse
Erwartet werden für Deutschland erstmals repräsentative Daten zu den Zusammenhängen zwischen dem in Einrichtungen der stationären Langzeitpflege an der pflegerischen Versorgung beteiligten Personal bzw.Care-Mix, dem Case-Mix, ausgewählten, gesundheitsbezogenen Outcomes der BewohnerInnen (Ergebnisqualität) und der Organisationscharakteristika der Einrichtungen.
Im Einzelnen werden Ergebnisse zu folgenden, bisher weitestgehend unbeantworteten aber äußerst praxisrelevanten Aspekten erwartet:
Die Erkenntnisse aus StaVaCare-Pilot lassen sich im Rahmen der bundesweiten Betrachtung durch StaVaCare 2.0. mit (signifikanten) Ergebnissen bestätigen und bilden so erstmals eine valide sowie belastbare Datengrundlage für die stationäre Altenpflege in Deutschland.
Ausgehend von StaVaCare-Pilot werden, unter Berücksichtigung der Personalanhaltszahlen in den einbezogenen Bundesländern, weitere Zusammenhänge zwischen Care-Mix-, Case-Mix und bewohner:innenbezogenen Outcome Variablen analysiert und mit geeigneten Modellen beschrieben.
Die Studie ermöglicht einen für Deutschland wesentlichen Erkenntnisgewinn durch die Identifikation von Zusammenhängen zwischen bewohner:innenbezogenen Outcome-Variablen und Organisationscharakteristika.
Konkret sollen die Organisationscharakteristika und Rahmenbedingungen herausgestellt und beschrieben werden, die zu (signifikant) positiven Outcome-Variablen führen.
Mit den Erkenntnissen der Studie sollen günstige oder ungünstige Konstellationen der Variablen Care-Mix, Case-Mix und Organisationscharakteristika im Hinblick auf das Outcome identifiziert und darauf basierend Care-Mix-Modelle (wie Berufsbezeichnung bzw. Qualifikationsniveau) im Hinblick auf bestmögliche Outcome-Variablen entwickelt werden.
Die Daten bilden eine wesentliche Grundlage zur Erhöhung der Steuerbarkeit des Verhältnisses von Care-Mix, Case-Mix und Outcome mit dem Ziel der
a) optimalen Mischung professioneller Pflege(fach)kräfte und nicht-professionellen Betreuungspersonals, um einer Über- und Unterversorgung entgegenzuwirken und
b) optimalen Auslastung von Einrichtungen.
Sekundär sind darüber hinaus Ergebnisse
zur systematischen Optimierung bzw. Nutzung von Routinedaten,
sowie die Identifikation relevanter Variablen zur Messung der bewohner:innenbezogenen Ergebnisqualität neben den bereits aus StaVaCare-Pilot bekannten Ergebnissen zu erwarten.