Projektdetails

Evaluation und wissenschaftliche Begleitforschung im Pilotprojekt Ausbildung plus – Junge Menschen für Pflegeberufe gewinnen, begeistern und halten

Laufzeit: 01.06.2013 - 30.04.2016
Forschungsteam:

Prof. Dr. Stefan Görres (Projektleitung);

 

Dr. Jaqueline Bomball;

 

Christin Ellermann, M.Sc.  Public Health;

 
Projekttyp: Drittmittelprojekt
Finanzierung: Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW)

Beschreibung

Hintergrund

Aufgrund der zunehmenden Zahl Pflegebedürftiger in Deutschland wird bereits heute ein Fachkräftemangel in der Pflege prognostiziert, der sich weiter verschärfen wird. Gleichzeitig lässt das Interesse an Pflegeberufen durch ein Imageproblem erkennbar nach, was die Situation vor dem Hintergrund geburtenschwacher Jahrgänge zuspitzt. Daneben führen gestiegene Arbeitsbelastungen, Überforderung und Burnout bei Pflegekräften zu krankheitsbedingten Fehlzeiten und einer hohen Fluktuationsrate. Verschärfend kommt hinzu, dass auch das Durchschnittsalter der Pflegenden steigt. Abhilfe können u.a. gesundheitsfördernde Maßnahmen schaffen, deren Einsatz idealerweise bereits in der Ausbildung beginnt.

Vor diesem Hintergrund entwickeln die Samariterstiftung Nürtingen, die Stiftung „Zeit für Menschen“ und die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) das Projektvorhaben „Ausbildung Plus - Junge Menschen für Pflegeberufe gewinnen, begeistern und halten“. Gemeinsames Ziel ist es, durch die Entwicklung geeigneter Instrumente die betriebliche Ausbildung und damit verbunden den Theorie-Praxis- bzw. Praxis-Theorie-Transfer insbesondere in Richtung Arbeitsschutz, Gesundheitsförderung und Prävention zu optimieren, um möglichst frühzeitig gesundheitlichen Belastungen im Pflegealltag entgegenzuwirken. Das betriebliche Ausbildungskonzept wird in 22 stationäre Einrichtungen der Samariterstiftung erprobt. Mittel- bis langfristig wird eine Übertragungsmöglichkeit des Ausbildungskonzepts für das gesamte Bundesgebiet angestrebt.

Zielsetzung

Im Vordergrund steht die modellhafte Evaluierung des Ausbildungskonzepts hinsichtlich seiner Akzeptanz/Durchführbarkeit und Wirksamkeit. Ziel ist es, auf der Basis empirisch gesicherter Daten Aussagen darüber zu treffen, inwieweit das Ausbildungskonzept geeignet ist, möglichen gesundheitlichen Belastungen bereits in der Pflegeausbildung erfolgreich entgegen zu wirken. Darüber hinaus geben die Daten Auskunft über mögliche Arbeitsbelastungen, die Arbeitszufriedenheit und den aktuellen Gesundheitszustand der Altenpflegeauszubildenden der Samariterstiftung. Abschließend werden mittels wissenschaftlich fundierter Daten aus der Evaluation Empfehlungen in Richtung einer bundesweiten Übertragbarkeit des Ausbildungskonzepts formuliert.

Forschungsleitende Fragen

  • Welche Effekte und Nutzen entstehen für die Projektbeteiligten durch den Einsatz des Konzeptes?
  • Welche Optimierungsmöglichkeiten werden ggf. zum weiteren Einsatz des Konzeptes deutlich?
  • Inwieweit bestehen körperliche und psychische Belastungen der Pflege-auszubildenden in der Samariterstiftung?
  • Welche Ursachen können für körperliche und psychische Belastungen der Pflege- Auszubildenden in der Samariterstiftung identifiziert werden?
  • Inwieweit ist das Ausbildungskonzept im Pilotprojekt „Ausbildung Plus“ zur Reduktion von körperlichen und psychischen Belastungen geeignet?
  • Ist das Konzept als neuer Präventionsansatz für die Pflegeausbildung geeignet?
  • Wie zufrieden sind die Beteiligten mit der Umsetzung und dem Nutzen der zentralen Ausbildungstage?
  • Wie zufrieden sind die Beteiligten mit der Umsetzung und dem Nutzen des Mentoren-Treffens und des Begleitkonzeptes?

Methodisches Vorgehen

Für die Evaluation des Projekts „Ausbildung Plus - Junge Menschen für Pflegeberufe gewinnen, begeistern und halten“ wird eine formative Vorgehensweise, also aktiv-gestaltend, prozessorientiert, konstruktiv und kommunikationsfördernd durchgeführt (vgl. Stockmann 2007). Kennzeichnend hierfür sind der intensive Kontakt zum Interventionsfeld sowie der Einbezug aller Projektbeteiligten. Dabei wird der rechtzeitigen und fortwährenden Integration der Evaluationsergebnisse durch systematische Rückkopplungsschleifen Sorge getragen, um eine kontinuierliche Prozessoptimierung zu erreichen.

Zur Erreichung der Ziele wird ein methodischer Mix aus qualitativen und quantitativen Instrumenten eingesetzt:

    • Online-Fragebogenerhebung der Altenpflegeauszubildenden
    • Zur Beantwortung der Forschungsfragen 1-6 werden die Auszubildenden der 22 stationären Einrichtungen der Samariterstiftung als zentrale Zielgruppe identifiziert und mittels einer Online-Erhebung befragt. Das Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP) hat langjährige Erfahrungen mit der Durchführung von bundesweit angelegten Online-Erhebungen, die deutlich zur Steigerung der Teilnahmemotivation an den Befragungen beitragen.
    • Vorgesehen sind 3 Erhebungszeitpunkte:
    • Die erste Erhebung (t1) erfolgt zu Beginn der Ausbildung nach Abschluss der ersten zentralen Ausbildungstage. Ziel der Befragung ist es, zunächst die Zufriedenheit der Auszubildenden im Zusammenhang mit der Einführung des Ausbildungstages zu erfassen. Darüber hinaus werden Daten erhoben, um den aktuellen Gesundheitszustand und das individuelle Gesundheitsverhalten zum Erhebungszeitpunkt Ausbildungsbeginn aufzuzeigen.
    • Die zweite Erhebung (t2) findet nach Abschluss der zweiten zentralen Ausbildungstage statt. Auch hier erfolgt in einem ersten Schritt eine Zufriedenheitsbefragung hinsichtlich des zweiten zentralen Ausbildungstages und zum Ausbildungskonzept. Ferner wird untersucht, inwieweit körperliche und psychische Belastungen im Ausbildungsverlauf wahrgenommen, welche möglichen Ursachen hierfür verantwortlich gemacht werden und welche Maßnahmen zu einem Belastungsabbau führen. Zudem wird erfasst, inwieweit mögliche Veränderungen im Zusammenhang mit dem Gesundheitszustand, Gesundheitsverhalten etc. bei den Auszubildenden im Ausbildungsverlauf stattfinden. Es erfolgt ein Vergleich der Ergebnisse t0 und t1 sowie der Erhebung mittels des BGW-Instruments „miba“.
    • Eine dritte Erhebung (t3) erfolgt zum Ausbildungsende. Durch die Konzeption der Datenerhebung als Onlinebefragung ist es zudem möglich, weitere Messungen nach Ausbildungsende durchzuführen (follow up), (z.B. t3 nach 6 Monaten). So können umfassende Daten über die Berufseinstiegsphase gewonnen werden.
    • Online-Fragebogenerhebung der am Projekt beteiligten Praxisanleitungen/Mentoren:innen, Schulleitungen und Pflegedienstleitungen (PDL)
    • Zur Beantwortung der Fragen 1 (Welche Effekte und Nutzen entstehen für die Projektbeteiligten durch den Einsatz des Konzeptes?) und 2 (Welche Optimierungsmöglichkeiten werden ggf. zum weiteren Einsatz des Konzeptes deutlich?) ist geplant, alle am Projekt beteiligten Mentoren:innen, Schulleitungen und Pflegedienstleitungen (PDL) mittels Online-Erhebung einzubeziehen. Im Vordergrund stehen die Durchführbarkeit der Ausbildungstage bzw. des Ausbildungskonzepts sowie deren Stärken und Schwächen.
    • Gruppendiskussion im Anschluss an das Mentoren:innentreffen
    • Zur Beantwortung der 8. Forschungsfrage (Wie zufrieden sind die Beteiligten mit der Umsetzung und dem Nutzen des Mentoren-Treffens und des Begleitkonzeptes?) wird eine Gruppendiskussion vor Ort und ggf. direkt im Anschluss an das Mentoren/innentreffen durchgeführt. Schwerpunkte der Erhebung sind neben der Zufriedenheitserfassung die Identifizierung von Optimierungs- und Übertragungsmöglichkeiten.



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