Projektdetails

Pflegefachkräfte und zu pflegende Menschen auf der Intensivstation: eine besondere Beziehung

Laufzeit: Seit 01.04.2020
Projektpartner:innen: Prof. Dr. Ingrid Darmann-Finck
Projekttyp: Promotionsprojekt

Beschreibung

Hintergrund

Die Intensivpflege ist ein hochspezialisierter Fachbereich, der sich auf die Betreuung und Überwachung kritisch kranker Menschen mit manifesten oder drohenden Störungen der Vitalfunktionen konzentriert (Ziegenfuß, 2011, 2). Der Aufenthalt auf der Intensivstation stellt für zu pflegende Menschen in der Regel eine Krisensituation dar, die von ausgeprägten physischen Beeinträchtigungen, existenziellen Ängsten sowie dem Gefühl des Ausgeliefertseins gekennzeichnet ist. Besonders in diesem Setting spielt für Intensivpatient:innen die Beziehung zu den Pflegenden eine elementare Rolle, weil diese aufgrund der Komplexität der Versorgung viel Zeit in unmittelbarer Patient:innennähe verbringen (Meriläinen et al, 2012, 82) und als direkte Ansprechpartner:innen eine Verbindung zur Außenwelt herstellen. Für dieses Forschungsvorhaben sind in erster Linie die inhärenten Merkmale dieser Beziehungsgestaltung von besonderem Interesse, die von Asymmetrien wie z. B. der Informations- und Angstasymmetrie beeinflusst werden (Behrens & Langer, 2016, 93f.). So verfügen Pflegende aufgrund des kontinuierlichen Monitorings und ihrer fachlichen Expertise über ein umfassendes Wissen bezüglich des Gesundheitszustandes der Intensivpatient:innen, entscheiden aber meist situativ, wie sie welche Informationen weitergeben. Nicht selten können auch diagnostische und therapeutische Interventionen, die von den Pflegenden durchgeführt werden, für Intensivpatient:innen mit Angst und Unsicherheit verknüpft sein. Das Ungleichgewicht in der Beziehungsgestaltung verdeutlicht eine Machtasymmetrie (Büker & Lademann, 2019, 26), die durch eine ausgeprägte Abhängigkeit der zu pflegenden Menschen in allen Lebensbereichen gekennzeichnet ist. Für Pflegende hingegen bedeutet diese Form der Abhängigkeit ein hohes Maß an Verantwortung, die ihnen im Rahmen des Versorgungsprozesses zugesprochen wird.

Ziele

Mit dem Forschungsvorhaben wird das Ziel verfolgt, die Beziehungsgestaltung zwischen Pflegenden und zu pflegenden Menschen auf der Intensivstation zu analysieren und anhand der Ergebnisse Lehr-/Lernkonzepte für die pflegerische Aus-, Fort- und Weiterbildung zu entwickeln.

Fragestellungen

  • Wie gestaltet sich die Beziehung zwischen Pflegenden und zu pflegenden Menschen auf der Intensivstation?
  • Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede lassen sich im Hinblick auf eine Typologisierung identifizieren?
  • Wie erleben und bewerten Pflegende die Beziehungsgestaltung mit zu pflegenden Menschen auf der Intensivstation?

 

Methoden

Für eine explorative Erfassung der Komplexität der Beziehungsgestaltung zwischen Pflegenden und zu pflegenden Menschen wird als Methodik der Datengewinnung eine Triangulation bestehend aus (teilnehmender) Beobachtung, Audioaufzeichnung und Interview intendiert. Dazu begleitet die Forscherin Pflegende im Arbeitsalltag auf der Intensivstation, um die Außenperspektive der Beziehungsgestaltung im situativen Kontext zu erfassen. Die Audioaufzeichnungen beziehen sich auf ausgewählte Gesprächssequenzen zwischen den Pflegenden und den Intensivpatient:innen und dienen als Grundlage für eine Analyse auf semantischer Ebene. Um die Expert:innen-Perspektive bezogen auf das Thema Beziehungsgestaltung und die konkrete Betreuungssituation zu berücksichtigen, werden Interviews mit den Pflegenden durchgeführt.

Die Reflexive Grounded Theory dient als methodologische Grundlage, um anhand des Datenmaterials, welches kontinuierlich in der Realität des Forschungsfeldes überprüft wird, eine Theorie zu entwickeln, die eine Typologisierung der pflegerischen Beziehungsgestaltung skizziert.

Ergebnisse

Die Ergebnisse sollen einerseits in Form von Fachvorträgen und Publikationen die Fachöffentlichkeit für das Thema der pflegerischen Beziehungsgestaltung im Intensivkontext sensibilisieren und andererseits als Grundlage für die Entwicklung eines Schulungskonzeptes für den Aus-, Fort- und Weiterbildungsbereich dienen.




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