Vorträge und Seminare

Vortrag:

Kaum etwas ist in der gegenwärtigen Bildungsdiskussion so umstritten wie die Rolle des Lehrers und der Lehrerin. Auf der einen Seite identifizieren viele, oft selbsternannte Bildungsexperten den „lehrerzentrierten“ Unterricht als Hauptverantwortlichen für die diagnostizierte deutsche Schulmisere, auf der anderen Seite heißt es spätestens seit Erscheinen der deutschen Übersetzung der Hattie-Studie, „auf die Lehrerpersönlichkeit kommt es an!“ Wie wir sehen werden, ist letzteres im Grundsatz richtig. Was aber eine Persönlichkeit ist, und welche Persönlichkeit ein Lehrer haben oder sein soll, wird dabei nicht deutlich genug gesagt. Dies soll daher Gegenstand des ersten Teils unserer Fortbildung sein.

Im Anschluss an den Vortrag folgt ein Seminar:

Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit, fachliche Kompetenz und Feinfühligkeit im Umgang mit den Schülern sind die wichtigsten Persönlichkeitseigenschaften der Lehrkraft. Dazu gehört auch die Fähigkeit, den Schülerinnen und Schülern qualifizierte Rückmeldungen über deren Leistungsstand zu geben ebenso wie die Fähigkeit, Kritik von Seiten der Schüler zu ertragen und positiv aufzunehmen. All dies bildet den Rahmen für die Lernerfolge der Schüler und motiviert sie. Voraussetzung ist aber, dass der Lehrer in der Lage ist, auf die Persönlichkeits- und Begabungsunterschiede der Schüler einzugehen und die möglichen Ursachen für Leistungseinbußen zu erkennen. Solche Eigenschaften fallen nicht vom Himmel, können aber entwickelt und eingeübt werden, darum geht es im ersten Seminar.

Vortrag:

Alle Unterrichtsformen müssen das Ziel verfolgen, Wissen und Fähigkeiten so zu vermitteln, dass die Inhalte möglichst langfristig im Gedächtnis der Schüler hängenbleiben. Mit welchen Mitteln das Ziel zu erreichen ist, darüber gibt es unterschiedliche Vorstellungen, obwohl es seit langem empirisch gut abgesicherte Erkenntnisse darüber gibt, wie Wissen am besten vermittelt und langfristig im Gedächtnis verankert wird. 

Die Hattie-Studie zeigt, dass es keine optimale singuläre Unterrichtsform gibt, sondern dass ein „Methoden-Mix“ am besten ist. Lernerfolg ist neben einer glaubwürdigen, kompetenten und feinfühligen Lehrerpersönlichkeit abhängig von der Intelligenz und Begabung, der Aufmerksamkeit, der allgemeinen Motivation des Schülers für schulisches Lernen und dessen speziellem Interesse für ein bestimmtes Fach.

Im Anschluss an den Vortrag folgt ein Seminar:

Es gibt keine allein-seligmachende Unterrichtsform; am meisten hat sich ein „Mix“ bewährt, der bestehend aus Frontalunterricht (zur Einführung in einen bestimmten Stoff), Gruppenarbeit und Einzelarbeit den Stoff in möglichst fächerübergreifender Weise behandelt. Wichtig dabei ist die Anschlussfähigkeit des Stoffes an die Lebenswelt des Schülers und an das vorhandene Wissen, ebenso Art und Strukturierung des Unterrichts, sowie die Wiederholung in zunehmenden zeitlichen Abständen. Besonders wichtig ist der Abschied vom 45-Minutentakt, denn der ist extrem kontraproduktiv. Allgemein gilt: Weniger Stoff, professionell im Unterricht vermittelt, hat einen höheren Behaltens- und Verstehensgrad als viel Stoff, der das Arbeitsgedächtnis in kurzer Zeit überlastet. Die Schule muss sich entsprechend verändern.

Schülerinnen und Schüler einer Klasse bilden eine heterogene Gruppe von Menschen. Nicht alle Kinder sind „hochbegabt“, und leider haben nicht alle von ihnen eine positive Persönlichkeitsentwicklung in einem bildungsnahen Elternhaus und einer qualifizierten Vorschule erfahren. Deshalb muss die Lehrkraft in der Lage sein, Intelligenz- und Begabungsunterschiede zu erkennen und im Unterricht zu berücksichtigen. Überdies treten bei einem Teil der Schülerinnen und Schüler Lernstörungen oder Verhaltensstörungen auf, die den Unterricht erheblich behindern können.

Es ist wichtig, dass Lehrerinnen und Lehrer genügend Wissen besitzen, um ihren Unterricht auf Begabungsunterschiede einzustellen, frühzeitig Lernstörungen und psychische Störungen sowie Verhaltensstörungen zu erkennen und Fachleute zu Rate zu ziehen. Eine Lehrkraft muss kein Psychologe, Psychiater oder Psychotherapeut sein. Sie muss aber in der Lage sein, die vielfältigen Unterschiede und Störungen in der Klasse zu erkennen und teils mit „Bordmitteln“ darauf zu reagieren oder externe Unterstützung anzufordern. Darum geht es im Teil 3 der Fortbildung.

Die Seminare im Anschluss an die Vorträge von Professor Roth werden von Gisela Gründl von der Akademie für Weiterbildung der Universität Bremen moderiert und organisiert. Sie ist verantwortlich für den Arbeitsbereich Universität - Schule und arbeitet seit langem mit Gerhard Roth zusammen. Professor Roth ist bei den Seminaren anwesend. Er beantwortet Fragen und kann als Experte einbezogen werden.

Die Seminare beginnen jeweils mit einer Phase des aktiven Erinnerns. Es geht in den Seminaren vor allem darum, gemeinsam zu erarbeiten, wie die Erkenntnisse aus den Vorträgen im Schulalltag umgesetzt werden können.