Betriebliche Ressourcensicherung

Betriebliche Ressourcensicherung durch Nachhaltigkeitskooperationen

Projektleitung: Prof. Dr. Georg Müller-Christ
Projektdurchführung: Dipl.-Wi.-Ing. Anna Katharina Liebscher
Laufzeit: Februar 2010 bis Januar 2013

Finanzierung: Referat 12 – Forschung und wissenschaftlicher Nachwuchs der Universität Bremen


Die Fähigkeit von Unternehmen, dauerhaft wirtschaften zu können, wird durch die Knappheit von Ressourcen bestimmt. Die Erstellung von Produkten und Dienstleistungen erfordert ein Verständnis von Ressourcenquellen, das auf deren Erhaltung fokussiert, und eine Abkehr von der Auffassung, dass man ihnen unendlich und nebenwirkungsfrei Ressourcen entnehmen kann. Unternehmen als Ressourcenverzehrer müssen erkennen, dass sie für die Gewährleistung der zukünftigen Verfügbarkeit benötigter Ressourcen selbst aktiv werden und sich mit der Pflege und der Erhaltung ihrer Ressourcenquellen beschäftigen müssen. Da eine Ressourcenquelle in der Regel nicht nur von einem einzigen Unternehmen in Anspruch genommen wird, ist es sinnvoll, kooperatives Vorgehen bei der Pflege der Ressourcenbasis als Chance zu verstehen, die enormen Herausforderungen, welche mit der Sicherung des Ressourcennachschubs verbunden sind, nicht alleine bewältigen zu müssen.


Die Vorteile eines gemeinsamen Vorgehens zur Ressourcensicherung in einer Nachhaltigkeitskooperation können nur realisiert werden, wenn die Unternehmen von der traditionellen profitorientierten Kooperationsprämisse Abstand gewinnen und stattdessen bei ihrer Zusammenarbeit die langfristige Sicherung ihrer Wirtschaftsgrundlage in Form einer Erhaltung der gemeinsamen Ressourcenquellen als Kooperationsbasis wählen. Dabei müssen sie bislang unbekannte Herausforderungen bewältigen, wie den Verzicht auf kurzfristige Vorteile und eine klare Aufwand-Nutzen-Bilanz, die Inkaufnahme und Bewältigung einer höheren Komplexität sowie die Gestaltung notwendiger Abstimmungsprozesse. Die Bewältigung auftretender Widersprüche stellt die Kernaufgabe bei einem kooperativen Vorgehen zur Ressourcensicherung dar.

Aufbauend auf den Erkenntnissen, die zum Nachhaltigen Ressourcenmanagement bereits erlangt werden konnten, soll in diesem Forschungsprojekt ein betriebswirtschaftlich fundiertes und situativ anpassbares Modell zur kooperativen Ressourcensicherung entwickelt werden, aus dem handlungsleitende Empfehlungen für die Praxis ableitbar sind. Anhand beispielhaft zu analysierender Ressourcenarten sollen diejenigen kooperativen Organisationsmodelle identifiziert werden, die das jeweilige Kooperationsproblem der Ressourcensicherung lösen können. Dabei wird davon ausgegangen, dass (1) Unternehmen bei kooperativem Vorgehen von ihrer gemeinsamen Ressourcenausstattung profitieren und durch ein gemeinschaftliches Vorgehen die gemeinsamen Ressourcenquellen besser erhalten als im Alleingang; (2) dass die Möglichkeiten der Ausgestaltung solcher Nachhaltigkeitskooperationen durch die Eigengesetzlichkeiten der Ressourcenquellen begrenzt sind und (3) dass kooperative Organisationsformen existieren, die ein gemeinsames Vorgehen zur Ressourcensicherung begünstigen, allerdings für diesen Zweck bislang noch nicht in Betracht gezogen wurden.

Im Zuge der Forschungsarbeit soll das klassische Kooperationsverständnis um eine ressourcenorientierte Perspektive erweitert werden. Organisationstheoretische Ansätze zur Erklärung der Zusammenarbeit von Unternehmen werden analysiert und dahingehend geprüft, ob und wie sie für die Erklärung langfristiger ressourcensichernder Kooperationen geeignet sind. Diese Eignung wird beeinflusst von der Art der zu sichernden Ressourcen, außerdem von weiteren kooperativen Gestaltungskriterien wie der Anzahl und räumlichen Nähe der Partner, der Fristigkeit und dem Institutionalisierungsgrad der Zusammenarbeit. Weiterhin werden sowohl theoretisch-konzeptionelle als auch praxiserprobte kooperative Organisationsformen unter Berücksichtigung der Umstände, unter denen sie ausgewählt werden und im Hinblick auf das Problem, das sie lösen sollen, untersucht. Die Ausrichtung solcher Kooperationsformen auf Nachhaltigkeit und die Anpassung an das Kooperationsproblem Ressourcensicherung erfordern eine besondere Berücksichtigung der Herausforderungen, die aufgrund steigender Komplexität, langfristiger Selbstbindung, umfassenden Koordinationsbedarfs und fehlender kurzfristiger Rückflüsse und Kompensationsmechanismen der Aufwendungen entstehen. Die dreifach geschachtelte Widersprüchlichkeit in Nachhaltigkeitskooperationen (Organisations-, Planungs- und Zweck-Mittel-Dilemma) soll dabei besondere Aufmerksamkeit erfahren.

Eine breite Anwendung des zu entwerfenden Konzepts soll durch die Untersuchung verschiedener Ressourcenarten in Verbindung mit möglichen Kooperationsformen und daraus abzuleitenden Handlungsempfehlungen ermöglicht werden. Die denkbaren Anwendungsfelder für die Gewährleistung eines nachhaltigen kooperativen Ressourcenumgangs sollen in Form einer Matrix aufgezeigt werden, in der Kooperationsformen den Ressourcenarten sowie weiteren Kriterien wie bspw. der räumlichen Nähe der Partner gegenüber gestellt werden. Aus den hieraus entstehenden Paarungen sollen Modellempfehlungen für die Gestaltung der Kooperationsprozesse unter Berücksichtigung des besonders hohen Koordinationsaufwands abgeleitet werden.

Aktualisiert von: Redaktion