Bremens Zeitlichkeiten (Bremer Tyden)
Bremens ‘lokale Zeitzone‘: Wahrnehmung, Erfahrung und Umgang von und mit Zeit in Bremen, 1400–1600
Für Menschen ist Zeit etwas Verleiblichtes (embodiment), doch wie sie tatsächlich wahrgenommen und erlebt wird, hängt auch mit kulturellen Bedingungen zusammen. Indem Zeit auch kulturspezifische Formen annimmt, wird sie zu etwas Lokalem, Pluralem und Historischem. Das Ziel des Projekts ist die Erforschung der vielfältigen Formen ‘menschlicher Zeit‘ (Temporalitäten) innerhalb der Stadt Bremen zwischen 1400 und 1600. Die Hauptthese ist, dass Bremen, und vormoderne Städte im Allgemeinen, hierfür sinnvoll als ‘lokale Zeitzonen‘ konzeptualisiert werden können, innerhalb derer Zeit für Menschen lokalspezifische Formen annahm und somit unikal erfahren und wahrgenommen wurde. Damit rücken auch die hieran beteiligten städtischen Akteure, sozialen Gruppen, Praktiken, Materialitäten und historischen Entwicklungen unterschiedlicher Art ins Zentrum der Forschung. Bremen ist für das Erkenntnisinteresse besonders spannend, da sich die schwierigen Beziehungen zwischen Stadt und Erzbischof, die wechselhaften Verhältnisse zur Hanse, reformatorische Bewegungen und schließlich die Renaissance tiefgreifend auf die lokalen Temporalitäten auswirkten, sie vor Ort pluralisierten, hybridisierten und zum Gegenstand sozialer Aushandlungsprozesse machten. Das Projekt ist über fünf Schwerpunkte gegliedert, die vielfältige Temporalitäten in ihrer Entwicklung und in Bezug auf ihre lokalen und überregionalen historischen Kontexte in den Fokus setzen: (1) Geschichte(n) im Wettbewerb, (2) materialisierte Temporalitäten, (3) städtische Rhythmen (4) hybride Temporalitäten und (5) multiple Vergangenheiten, Gegenwarten und Zukünfte.
Joseph Kretzschmar
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