(AKAD06) Ingeborg Bachmann - Max Frisch: „Wir haben es nicht gut gemacht“ – der Briefwechsel

Im Jahr 2022 veröffentlichten die Verlage Piper und Suhrkamp die Briefe, die sich eines der berühmtesten und sagenumwobensten Paare der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur geschrieben hatten; beide bereits zu Lebzeiten Idole einer Zeit und Generation, deren Traumata und offene Wunden in beider Literaturen zum Thema wurden. 1958 ist das Jahr der Bekanntschaft zwischen der Österreicherin Ingeborg Bachmann (1926 - 1973) und dem Schweizer Max Frisch (1911-1991).
Da ist Ingeborg Bachmann bereits eine gefeierte, mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnete Lyrikerin. Ihr gerade zur Aufführung gebrachtes Hörspiel „Der gute Gott von Manhattan“ wird diskutiert, erhält fast durchwegs positive Kritiken. Max Frisch, zur gleichen Zeit mit Prosaveröffentlichungen wie „Stiller“ und „Homo Faber“, aber auch durch seine Bühnenstücke, wie „Biedermann und die Brandstifter“
- nahezu schon ein moderner Klassiker.
Die Liebesbeziehung zwischen Ingeborg Bachmann und Max Frisch währt vier Jahre, von 1958 bis 1962. Im Jahr 1975 wird Max Frisch in seiner Erzählung „Montauk“ biographische Details, wie den Anfang, beschreiben:

„Ich hatte zu tun beim Sender in Hamburg und ließ mir das Hörspiel vorführen, dann schrieb ich einen Brief an die junge Dichterin, die ich persönlich nicht kannte: wie gut es sei, wie wichtig, daß die andere Seite, die Frau, sich ausdrückt. Sie hörte Lob genug und großes Lob, das wußte ich, trotzdem drängte es mich zu dem Brief.“

Mit Ingeborg Bachmanns Antwort auf Frischs Brief beginnt die Liebesbeziehung, die in den Briefen eindringlich zum Ausdruck gebracht wird und die eine Topographie beider Leben, Ansichten und seelischer Konflikte aufzeigt, deren Inhalte und dramaturgische Entwicklungen den Leser mitnimmt in die Spannbreite menschlicher Gefühle, von shakespearischer Hochstimmung - die Liebe als Himmelsmacht -  bis zu tiefster und beschämenster Erkenntnis über den Sturz aller Ideale, die Erkenntnis über die bestürzende Macht der Kleinlichkeiten, die das Ende bedeuten.
Doch der hier zu besprechende Briefwechsel dokumentiert nicht nur die Höhen und die Tiefen der gemeinsamen Lebensjahre; hier wird darüber hinaus die enge Verbindung von Leben und Werk sichtbar, die sehr persönlichen Offenbarungen loten die äußere und innere Welt aus, getragen von einer so schönen Sprache, wie wohl nur diese beiden Schriftsteller sie zueinander in Beziehung zu setzen wußten.

Max Frisch, Brief 90, 1959:

„Ich verstehe nicht, wie und womit ich dich unmündig mache; ich frage dich um Rat, ich zeige dir Briefe, bevor ich sie schicke, und bange vor deinem Urteil über meine Arbeit ... und vor einem Wesen, das dichterisch ist, habe ich eine Achtung, die nicht dem Weib noch den Hof zu machen braucht, und wagte nie ein Gespräch über Gedichte mit dir, versuchte es zögernd und immer erfolglos, Du versprichst dir nichts davon, ich stehe wie ein Gesindebub vor der Tür der Herrschaft und bekomme keine Antwort. weisst du das?“.
 

Ausgabe: I. Bachmann, M. Frisch, „Wir haben es nicht gut gemacht.“ Der Briefwechsel, Verlag Piper/ Suhrkamp, Zürich, Berlin, 2022.


Dozentin:          Margrit Platt, M.A.

Zeit:                  Montag,       10:00 s.t. - 11:30 Uhr

Hinweis:        Teilnehmerbegrenzung: 80 Personen in Präsenz

Veranstaltungsart:      hybrid, in Präsenz (Gebäude SFG, Raum 0140)
oder wahlweise Online-Teilnahme

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