(AKAD24) Kunst- und Literaturgeschichte der Weimarer Republik: Kunst- und Literaturgeschichte der Moderne (8)

Um 1918 verlieren der Expressionismus wie auch die Abstraktion und die Gegenstandslosigkeit für die Kunst- und Literaturgeschichte  an Bedeutung und eine Rückkehr zu einem Realismus des Gegenständlichen,  zu einer neuen Sachlichkeit, beginnt. Diese Neue Sachlichkeit  wird in der Folgezeit  zum Namen dieser neuen Richtung. Trotz der Abkehr von der Kunst der Jahrhundertwende wirkten die abstrakten und geometrischen Formelemente des Kubismus und Konstruktivismus  in den neuen gegenständlichen Bildern nach und ließen diese irritierend fremd erscheinen: „Aus alltagsnahen Großstadtszenen spricht die Angst, die Leere, die Verlassenheit des Menschen inmitten der Industrielandschaften und Häusermeere.“
Angst und Entfremdung sind auch Grundgedanken der Existenzphilosophie, die  in der Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Werk Sören Kierkegaards beginnt und in den zwanziger Jahren mit dem Werk Martin Heideggers zu einer einflussreichen philosophischen  Lehre für die Kunst und die Literatur wird. Andere Themen sind, wie schon um 1900, eine Aufklärungs- und Sprachkritik und die Bedeutung des Unbewussten. Die Aufklärungskritik beginnt mit der Romantik und wird bei Friedrich Nietzsche zu einer Kritik des  begrifflichen Denkens und Sprechens. Die Lehre vom Unbewussten wird durch Arthur Schopenhauers Beschreibung eines unerkannt wirkenden und die Welt und den Menschen beherrschenden Willens, womit er Sigmund Freuds Lehre vom Unbewussten vorwegnimmt, initiiert.
Eine weitere die Literatur mitgestaltende Wirkung  ging von dem Roman „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ (1913-1924) von Marcel Proust und  dem Roman „Ulysses“ (1922) von James Joyce aus. Die von Joyce gewählte Form des inneren Monologes und des Bewusstseinsstromes wurde  stilprägend für die entstehende moderne Literatur, so auch für Alfred Döblins Roman „Berlin Alexanderplatz“ aus dem Jahre 1929. Das Stilmittel des Essays in Prousts Roman – bei der Beschreibung und Erklärung der Bedeutung der mémoire involontaire für ein neues Zeitempfinden – wurde  auch von Thomas Mann, Hermann Broch und Robert Musil als neues Mittel der Gestaltung verwendet: In Thomas Manns Roman „Der Zauberberg“ (1924) werden neben dem Hauptmotiv Krankheit und Tod essayistische Reflexionen zum Motiv der Zeit integriert, der dritte Teil der Romantrilogie „Die Schlafwandler“ (1931/1932) von Hermann Broch  enthält zehn kürzere Essays über den „Verfall der Werte“ und in Musils Roman „Der Mann ohne Eigenschaften“ (1930) finden sich viele theoretische Erörterungen wie zu Beginn des Romans, wenn die Hauptfigur geschichtsphilosophische Überlegungen über den Wandel der Zeit anstellt.
In dem Seminar werden Texte von Thomas Mann, Robert Musil, Hermann Broch, Alfred Döblin, Franz Kafka, Lion Feuchtwanger, Marieluise Fleißer, Ödön von Horvath, Oskar Maria Graf, Joseph Roth, Anna Seghers, Hermann Hesse, Bertolt Brecht und Irmgard Keun besprochen.


Dozent:             Dr. Karl Heinz Wölke
Zeit:                   Mittwoch, 16:00 s.t. - 17:30 Uhr
Hinweis:         Teilnehmerbegrenzung: 30 Personen in Präsenz
Veranstaltungsart:       hybrid, in Präsenz (Akademie, Raum B 0660)
oder wahlweise Online-Teilnahme

Kontakt

Wir sind für Sie da:

Nicole Lehmkuhl
Maike Truschinski
Jaroslaw Wasik

Büro:
Zentralbereich / Raum B0670
Bibliothekstraße 2A

Sprechzeiten:
Mo - Fr 10:00 - 12:00 Uhr

Telefon: 0421- 218 61 616
Telefax: 0421 - 218 61 606
eMail: seniorenprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de

Sie möchten sich anmelden?

[Zur Online-Anmeldung]