(U) Verena Kast: Alter als Kreatives Schrumpfen

Die berühmte Schweizer Psychoanalytikerin Verena Kast (heute 80 Jahre) hat sich nach ihrer Emeritierung als Professorin für Psychologie an der Universität Zürich weiterhin als (Lehr-) Therapeutin und Autorin mit dem Themen Alter, Tod, Trauer beschäftigt. Sie zeigt als Präsidentin des CG Jung-Instituts, dass altern nicht automatisch Stillstand und Abschied von Tätigkeiten bedeutet, sondern dass Veränderungen Teil des Transformationsprozesses des Lebens sind.
In ihrer therapeutischen Begleitung alter Menschen vermittelt sie, dass nach Carl Gustav Jung Menschen „bis zum Tod reifen“, so in einem Interview mit der ZEIT.
Schrumpfen und Reifen?
Reifen auch bedeutet, zu akzeptieren, dass der Radius des Lebens kleiner wird, was aber nicht heißen muss, dass das Leben dadurch langweilig ist. Und auch wenn der Radius sich anders als beim Kind, wo er immer größer, weiter wird, verkleinert, so verfügen wir nun über Lebenserfahrungen, damit kreativ umzugehen. Jonglieren mit Möglichkeitsformen der Bewegungen, der Tätigkeiten, des Denkens!
Es geht um gereifte Einstellungen und um die Akzeptanz von Realitäten.
Reifen kann bedeuten, Emotionen, die zuvor eher von rationalem Denken und Handeln verdrängt waren, mehr Raum zu geben. Dem Herzen Platz lassen, das Kontroll-Ich in die Schranken weisen, Personen, Geschehnisse, Dinge warmherzig zu betrachten;
den Fokus auf andere Dinge zu legen, z.B. auf das Hier und Jetzt, auf die Dinge die geschehen, aber früher nicht beachtet wurden.
Leben verändert sich, kulturelle und soziale Anforderungen durchlaufen einen Transformationsprozess, den gilt es zu durchlaufen. Sich als reifer Mensch von engen Narzissmen zu lösen, sich als kleiner Teil einer größeren Ordnung zu fühlen, in die Weite denken, ist ein Denkansatz, den Verena Kast verfolgt, den sie weitergeben will.
Um nicht als Griesgram zu enden, der sich beschwert, was alles nicht mehr geht, dass sich niemand um ihn kümmert, dass die Welt zu neu, zu laut, zu schnell sei, gilt es, den Dingen auf den Grund zu gehen. Lauschen, Sehen, Staunen, tiefe Verbundenheit fühlen, das sind nach Vera Kast die Juwelen des Alters. Mit den Vögeln zu singen, das Verhältnis zur Natur zu pflegen, sich auf das zu konzentrieren, was geht, nicht auf das, was nicht geht. Nicht mehr Jagd machen auf immer Neues, neue Urlaubsziele, neue Herausforderungen, spektakuläre Erlebnisse, sondern sich erfreuen an der Zeit, die nun zur Verfügung steht. Es sind Befreiungsakte, die wir uns selbst schenken können. Dann entsteht der große Reichtum eines gelebten Lebens.
Dozentin: Dr. Monika Thiele
Termine: 6 x donnerstags
- 28.08., 04.09., 11.09., 18.09., 25.09., 02.10.2025
Zeit: 12:00 (s.t.) bis 13:30 Uhr
Entgelt: 60,- Euro
Veranstaltungsart/ -ort: hybrid, in Präsenz (Akademie, Raum B 0660) oder wahlweise Online-Teilnahme
Hinweis: Teilnehmerbegrenzung: 40 Personen in Präsenz

