(ZG) Mein wilder Meter [1] - 1qm Leben [2]

Die Artenvielfalt nimmt ab, atemberaubend.
Zeit, zu handeln! Die Bepflanzung des Balkons kann (na ja, im kleinen Maßstab) dazu beitragen, aussterbende Insekten und damit aussterbende Vögel (mein großes Anliegen) zu unterstützten.
DIE ZEIT hat im Mai 2023 eine großartige Initiative gestartet, Deutschlands Balkons und Terrassen naturnah zu bepflanzen. Jeder Zeitung wurde ein Samentütchen beigefügt. Und was so absurd klein klingt, kann so riesengroße Wirkung erzielen.
Bremen hatte 2023 stolze 691.703 Einwohner. Wenn nur jeder 10. Bremer Bürger einen qm mit insektenfreundlichen Pflanzen bepflanzt, wären das 69.107 qm. Immerhin! Die ‚Kleingärtner*innen mit 17.000 Mitgliedern könnten ein x-faches leisten und viele tun es.
Menschen mit einem Garten ebenfalls. Schon allein ein Vorgarten, der mit etwas Bewusstsein bepflanz wird, ist ein Schritt in die Richtung, Artenvielfalt zu erhalten. Es geht darum, das Bewusstsein darüber herzustellen, welche Pflanzen insektenfreundlich sind. Und es geht darum, sich von manchen „ästhetischen“ Vorstellungen zu lösen. (Efeu muss beschnitten werden, damit er „ordentlich“ aussieht.) Haben Sie schon mal blühenden Efeu im Oktober beobachtet? Da brummt es nur so, man findet alle Arten von Bienen, Hummeln, Hornissen, Wespen… Der „ordentliche“ Garten ist ja eher ein ökologischer Alptraum. Ordentlich gemähter Rasen - ein Traum vieler Bürger – ist ungefähr so lebendig, wie ein toter Plastikrasen, ist aber immerhin grün, und der wird dann bewässert, was das Zeug und der Rasensprenger hergibt. Also ästhetisch lernen. Ästhetik ist Wahrnehmung, so der Philosoph Baumgarten.
Ein ästhetischer Lernprozess: Geranien sind immer gleich, ökologisch eher tot. Sie werden dort keine Schmetterlinge, Hummeln oder sonstigen Brummer finden. Ein Balkonkasten mit Kräutern oder einer Saatmischung, die immer neue Blumen sprießen lässt, ist ein Ort der Veränderung, des Brummens und Summens, ist ein Ort der spannenden Naturbetrachtung im Kleinen. Das erzeugt Glück, das ansteckt. Nebenbei tun Sie etwas, das fast verloren scheint: die Aufmerksamkeit auf die Realität rund um uns herum, jenseits von Medien zu lenken.
Wir befassen uns mit der Zukunft unseres Planeten auf kleinstem Raum. Mit der Freude an der Schöpfung. Freude, das ist doch was!
[1] Mein wilder Meter. Katharina Heuberger, Balkon und Topfgarten naturnah gestalten. Darmstadt 2013
[2] Die Zeit, 4.05.2013
Dozentin: Dr. Monika Thiele
Termin: Dienstag, 18.03.2025
Zeit: 12:00 (s.t.) bis 13:30 Uhr
Entgelt: 20,- Euro
Veranstaltungsart: hybrid, in Präsenz (Akademie, Raum B 0660) oder wahlweise Online-Teilnahme
Hinweis: Teilnehmerbegrenzung: 40 Personen in Präsenz