Forschendes Studieren als Studieneingangsprofil

Die Basis des Forschenden Studierens wird in den Fächern der Kulturwissenschaften als Forschende Haltung begriffen, die eine Grundvoraussetzung darstellt, um aktiv in den Forschungsprozess einzusteigen. Diese Haltung ist nicht leicht zu vermitteln und ebenso schwer anzunehmen; ist diese Autorisierung doch ein Rollentausch - von der „Rezipient*in“ zur „Produzent*in“ -  mit verantwortungsvollen Folgen. In der Logik der Vermittlung einer forschenden Haltung spielen am Fachbereich Kulturwissenschaften Diversität und/im Denken eine profunde Rolle. Innerhalb der Änderung von der Schüler*in zur Studierenden als Stadium der (Selbst-)Entwicklung wurden die Vorteile des Projektstudiums am Fachbereich erneut diskutiert. Zur Förderung einer forschenden Haltung als Fragende und Forschende und zur Realisierung eines solchen Studiums wurden in der ersten wie in der zweiten Projektphase Lehrkonzepte als Forschungssettings erarbeitet, Module modifiziert und praxisorientierte Forschungsmodule erprobt und curricular festgeschrieben. Es wurden digitale Räume zur selbstständigen Erarbeitung von Methoden und Schreibtechniken realisiert; offene Studierräume angeboten. Es gab Workshops und Fortbildungen für Lehrende und einen regen Diskurs zur Realisierung der Ideale eines „Forschenden Studiums“ in den zeitlich knappen Strukturen der BA-Studiengänge. So konnten ForstA und ForstAintegriert mittels ihrer Akteur*innen nicht nur Konzepte realisieren, sondern auch rege Diskussionen anstoßen und begleiten. Als tragendes Element der Lernkultur im Fachbereich konnte mit verschiedenen Projekten  das Forschende Studieren erneut zentriert werden. Den nachhaltigen Konzepten zur Strukturierung und Reformierung der Studieneingangsphasen im BA Kulturwissenschaft und im BA Kunst-Medien-Ästhetische Bildung folgte die Erprobung verschiedener E-Learning-Formate zur  perspektivischen Vertiefung digitaler Lehrelemente am Fachbereich 09. Es hat sich gezeigt, dass jede neue Idee angestoßen und "zusammengehalten" werden muss. Strukturelle Veränderungen konnten im Rahmen der Förderzeit zwar vorgenommen werden, allerdings ist das nach der Förderung wegfallende Personal zur weiteren Etablierung schmerzlich. Digitale Produkte, die entstanden sind, müssen weiter gepflegt und modifiziert werden, auch hier zeigen sich personelle und finanzielle Lücken. Gleichwohl großartige Instrumente geschaffen wurden, die in die laufende Lehre integriert werden.

Ausgewähle MP2-Projekte aus ForstA und ForstAintegriert am Fachbereich Kulturwissenschaften:

Sommer 2013 bis Winter 2015

Aus dem ForstA-Projekt „Strukturierung der Studieneingangsphase und zum Umgang mit Diversität“ im Studiengang BA Kulturwissenschaft ist das Konzept „Forschendes Lernen als Studiengangsprofil im BA Kulturwissenschaft“ konturiert und nachhaltig implementiert worden. Der soziale Prozess des Forschenden Lernens und kulturell wie wissenschaftliche Fragen von Diversität wurden deutlich herausgearbeitet und verwoben. Lehrende und Studierende führten eine Begleitforschung zur „guten Lehre“ und zum „Forschenden Lernen“ durch. Formate zum Forschenden Lernen wurden erprobt.  Aus der aktiven Mitarbeit der Studierenden am Projekt ist die „Tagung für studentische Forschungsarbeiten – Research Insights“ entstanden und etabliert worden. Erkenntnisse zum Forschenden Lernen konnten auf den Studienverlauf übertragen und weiter verwirklicht werden. Neue Formate werden stets entwickelt und öffentlich diskutiert; das Konzept der studentischen Tagung wurde 2017 erneut unter der Prämisse „Exploring the Practices of Academic Teaching and Learning – Forschendes Lernen in Ethnologie und Kulturwissenschaft“realisert. In Verbindung mit Konzepten des Maßnahmenpaketes 4/ Studentische Lernformate wurde das Format "Von Studierende für Studierende" als mit Studierenden entwickelte und von Studierenden durchgeführte Veranstaltungen bis zum Projektende 2020 angeboten. Sowohl das "Forschende Lernen" als auch Fragen zur Diversität und Antidiskriminierung wurden wissenschaftlich beforscht (Texte von Margrit) und über ForstA und ForstAintegriert hinaus in Wissenschaft, Lehre und Verwaltung implementiert und stetig entwickelt.

Herbst 2012 bis Frühjahr 2014:

Im Rahmen des ForstA- Projektes „Reform der Studieneingangsphase im BA Kunst-Medien-Ästhetische Bildung“ ist die Studieneingangsphase intensiv befragt und in Richtung Forschendes Studieren modifiziert worden. In Arbeits-Treffen und Workshops mit Fachleuten wurden Ansätze des Forschenden Lernens vermittelt und diskutiert. Forschendes Lernen wurde verankert und Änderungen in den Modulen verstetigtEin Resultat des Projektes ist die im ersten Studienjahr verpflichtende Ringvorlesung „Kunst – Medien – Ästhetische Bildung“ als Verknüpfung der ästhetischen Felder des Studiengangs. So wird der interdisziplinäre Ansatz des Instituts bereits in der Studieneingangsphase sichtbar und erforschbar. Die Ringvorlesung verwebt die verschiedenen Perspektiven im Studiengang und ist als einführendes Modul konzipiert. Als Ein- und Ausblick sind die Vorlesungen eine thematische Ergänzung laufender Seminare im ersten Modul "Einführungen". Sie findet regelmäßig im Sommer statt; die Verknüpfung der Seminare und Vorträge wird durch E-Learning intensiviert.

Herbst 2018 bis Winter 2020:

Am Institut Kunstwissenschaft - Filmwissenschaft - Kunstpägagogik (IKFK) wurde eine digitale Lern- und Lehrplattform realisiert. Das Konzept implizierte die Anknüpfung an das Projekt der Reform der Studieneingangsphase.  Nachdem die Einführung in Forschungsfragen, deren Entwicklung sowie Grundlagen des wissenschaftlichen Arbeitens im Vordergrund standen, war als Anknüpfung die Vermittlung von Forschungsmethoden verschiedener Fachschwerpunkte und die Überarbeitung des Curriculums des Studiengangs mit dem Modell des „Züricher Frameworks“ zentriert. Ein Ziel war die Vermittlung von Methodenreflexionen, sowie die studienübergreifende Integration der Disziplinen Kunst-Medien-Ästhetische Bildung durch ein gemeinsames Methodencurriculum. Darin integriert wurde eine studienübergreifende Vermittlung von Schreibpraxen als Basis geistes- und kulturwissenschaftlicher Forschung verankert, die in Kooperation mit der fachspezifischen Schreibberatung angestoßen wurde.

Ziel war die Reform des Gesamtcurriculums; Modul 5 wurde als Forschungs- und Projektpraxis gerahmt und vermittelt zwischen Studieneingangsphase/Grundlagenvermittlung und Studienabschlussphase Methodenreflexion und Methodensicherheit.  Der entstandene digitale"Methodenbaukasten" sichert Forschungs-Ergebnisse, stellt neue Formate und Materialien für Lehrende und Studierende bereit und ermöglicht einen institutsübergreifenden Austausch.