Event

Digitale Transformation und nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit

Veranstalter:in : Institut Arbeit und Wirtschaft (iaw)
Ort : Virtueller Raum, Anmeldung unter: iaw-info@uni-bremen.de
Beginn : 12. Januar 2021, 16:00 Uhr
Ende : 12. Januar 2021, 18:00 Uhr
Kategorie : iaw-Colloquium

Referenten: Peter Bleses (iaw) und Andreas Friemer (iaw): „Digitale Transformation und nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit“

Der Prozess der Digitalisierung von Arbeit schreitet auch in jenen Sektoren und Tätigkeitsbereichen voran, die in der jüngeren Vergangenheit noch wenig mit digital gestützter Arbeit zu tun hatten. Die Beschäftigten sind hier ganz anders vom Digitalisierungsprozess gefordert als in jenen Bereichen, in denen digital gestützte Arbeitsprozesse und digitale Arbeitsmittel traditionell oder seit längerem prägend sind. Zu den Tätigkeitsbereichen, die noch vor relativ kurzer Zeit kaum vom Digitalisierungsprozess betroffen waren, gehört die ambulante Pflege. Jenseits der Pflegezentralen, in denen digital gestützte Arbeitsprozesse mittlerweile etabliert und unverzichtbar geworden sind, war die Pflege selbst geradezu durch das Gegenteil von digitalisierter Arbeit geprägt: von der persönlichen Interaktion zwischen Gepflegten und Pflegenden. Deren Gelingen stellte – und stellt auch heute noch – den Kern und den Maßstab berufskultureller Vorstellungen von guter Pflegearbeit dar. Allerdings gerät seit einigen Jahren auch die eigentliche Pflegearbeit in den digitalen Fokus. Das verlangt den Beschäftigten einiges an Anpassungsleistungen ab, bietet aber andererseits auch neue Ressourcen in einem über die Maßen durch Arbeitsintensivierung gekennzeichneten Berufsfeld. Der Vortrag thematisiert aus der Perspektive nachhaltiger Beschäftigungsfähigkeit zum einen, wie Risiken und Chancen digitaler Transformationen am Beispiel der ambulanten Pflege zu erfassen und zu bewerten sind. Zum anderen wird ein Blick auf betriebliche Gestaltungsansätze geworfen, die einen wirksamen Unterstützungsrahmen für die nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit der Pflegekräfte im Digitalisierungsprozess bieten können.

 

 

Inhalt und Ziele der iaw-Colloquiumsreihe „Arbeit und Nachhaltigkeit“:

Moderne Arbeitsgesellschaften befinden sich derzeit in vielgestaltigen Transformationsprozessen, wie die Digitalisierung und Flexibilisierung von Arbeit, die ökologischen Folgeprobleme des Wirtschaftens und jüngst die durch das Corona-Virus ausgelöste Pandemie verdeutlichen. Arbeitsmärkte wie Arbeitskräfte geraten dadurch weltweit unter Druck. Anstatt nachhaltiger gestaltet zu werden, scheint sich Arbeit weltweit immer mehr von Nachhaltigkeitszielen zu entfernen.
Seit einiger Zeit wird daher von den Vereinten Nationen mit ihren beschlossenen „Sustainable Development Goals“ sowie dem Bericht „Arbeit und menschliche Entwicklung“ (2015) die „duale Zielsetzung“ einer sowohl ökologisch nachhaltigen als auch die menschliche Entwicklung fördernden Arbeit verfolgt. Man ist ausdrücklich darum bemüht, die Trennung der oft unverbundenen Perspektiven auf soziale und ökologische Nachhaltigkeit zu überwinden.
In den gesellschaftlichen Debatten hierzulande bleiben allerdings die ökologischen Aspekte von Arbeit oftmals ausgespart, wenn es um die sozial nachhaltige  Gestaltung von Arbeit geht. Im Diskurs zur ökologischen Nachhaltigkeit werden hingegen deren arbeitspolitische Bedeutung, die Arbeitenden selbst, ihre Arbeitsbedingungen und sozialen Lagen meist wenig berücksichtigt.
In der iaw-Colloquiumsreihe sollen vor diesem Hintergrund die Wechselbeziehungen zwischen Arbeit und Nachhaltigkeit im Sinne eines integrierten mehrdi-mensionalen Nachhaltigkeitsverständnisses diskutiert werden. Welche Spannungsverhältnisse zwischen Arbeit und Nachhaltigkeit treten auf? Welche darauf bezogenen Governanceformen entwickeln sich auf verschiedenen Ebenen? Und wie könnte die „duale Zielsetzung“ unter den Bedingungen moderner Erwerbssysteme realisiert werden?
Auf Basis der iaw-Colloquiumsreihe wird voraussichtlich im Herbst 2021 der Herausgeberband „Interdependenzen von Arbeit und Nachhaltigkeit“ erscheinen.

 

Weitere Termine:

09.02.21
Birgit Blättel-Mink (Universität Frankfurt/M., Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Soziologie):  „Welche Rolle spielt die Wissenschaft in der Governance sozial-ökologischer Transformation?“

12.02.21
Hans-Jürgen Urban (IGM Bundesvorstand, Frankfurt/M.):  „Sozial-ökologische Transformation und Gewerkschaften. Treiber oder Veto-Kraft?“