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Gefährdete ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler forschen für zwei Jahre an der Universität Bremen

Nr. 348 /13 . Dezember 2016 RO

Die Universität Bremen hat sich mit einem ungewöhnlichen Stipendium bereits bewährt: Im Sommer 2016 kamen zwei politisch gefährdete Wissenschaftler an die Universität, um hier in einem sicheren Umfeld ihre Studien voranzutreiben. Möglich wird dies durch die Philipp Schwartz-Initiative der Alexander von Humboldt-Stiftung. Sie vergibt Stipendien an gefährdete Forscherinnen und Forscher, die in ihren Heimatländern von Krieg und Verfolgung bedroht sind. Jeweils für zwei Jahre werden sie mit einem Vollstipendium gefördert. Heute, 13. Dezember 2016, hat die Humboldt-Stiftung neue Stipendien vergeben – drei davon an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die damit künftig an der Universität Bremen arbeiten werden. Darüber hinaus hat der Auswahlausschuss der Philipp Schwartz-Initiative der Uni Bremen den Titel „Best Practice“ zuerkannt: Die Universität wird von der Kommission ausdrücklich für ihr herausragendes Engagement bei der Unterstützung gefährdeter Akademiker gewürdigt. Die Best-Practice-Förderung ist mit 10.000 Euro dotiert.

Die drei Bremer Stipendiaten

Ab Januar 2017 wird ein syrischer Geowissenschaftler aus Homs seine Forschungsarbeiten in der Arbeitsgruppe von Professor Jochen Kuss im Fachbereich Geowissenschaften aufnehmen. Er wird sich dort mit dem Thema Muschelkalk in Mitteldeutschland, konkret mit „Kontrollfaktoren der Ablagerungsprozesse an einer Karbonatrampe im Anis“ beschäftigen. Die zweite Stipendiatin, eine Soziologieprofessorin aus Istanbul, forscht über „Neoliberal-neokonservative Biopolitiken der AKP und Gegenstrategien feministischer Frauen in der Frauenbewegung in der Türkei“. Sie wird ab Januar 2017 im Arbeitsbereich Interkulturelle Bildung im Fachbereich Erziehungs- und Bildungswissenschaften bei Professorin Yasemin Karakasoglu arbeiten. Der dritte Stipendiat, (ebenfalls aus der Türkei), ist Politologe und forscht zum Demokratieverständnis und dem Wechsel hoher politischer Militärs in die Politik. Seine Forschungsarbeiten beschreibt er aus ländervergleichender Perspektive. Der Wissenschaftler wird im Mai 2017 im Institut für Interkulturelle und Internationale Studien der Universität bei Professor KlausSchlichte seine Studien aufnehmen.

Deutliches Zeichen für den Schutz verfolgter Wissenschaftler

Die Philipp Schwartz-Initiative schafft mit dem Programm eine Basis für Solidarität in der Wissenschaftslandschaft. Damit ermöglicht die Humboldt-Stiftung verfolgten Wissenschaftlern, frei von Bedrohung weiter forschen zu können. Sie sind als kritische Denker oftmals die mahnende Stimme in einem Konflikt – deshalb aber auch gefährdet. „Als Gastuniversität setzen wir ein deutliches Zeichen für den Schutz verfolgter Wissenschaftler“, sagt Professorin Yasemin Karakasoglu, Konrektorin für Internationalität und Diversität der Universität Bremen. „Mit der Best-Practice-Förderung für den Ausbau der Informations- und Vermittlungstätigkeit, der stärkeren Einbindung in vorhandene Angebote und der Erhöhung der Sichtbarkeit des Themas in der Öffentlichkeit fühlen wir uns in unserem Ansatz bestätigt. Sie unterstützt uns, unser Engagement für gefährdete Akademiker an unserer Hochschule weiter auszubauen.“

Ein sicherer Ort für die Forschungsarbeit

Wie kann man gefährdete Forscher am besten unterstützen? Vor kurzem ist die Universität Bremen der deutschen Sektion des Scholars at Risk Network beigetreten, um auf Eingriffe in die Wissenschaftsfreiheit aufmerksam zu machen. „Ein Schwerpunkt unserer Internationalisierungsstrategie ist die Unterstützung und Integration ausländischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, insbesondere wenn ihre Forschungsfreiheit in ihrem Herkunftsland bedroht ist. Mit unserem Beitritt wollen wir ein Signal setzen“, erklärt Annette Lang, Leiterin des International Office der Uni Bremen. Die deutsche Sektion ist Teil des internationalen Scholars at Risk Network, in dem Bildungseinrichtungen weltweit zusammenarbeiten.

Die Philipp Schwartz-Initiative

Die Philipp Schwartz-Initiative wurde von der Alexander von Humboldt-Stiftung gemeinsam mit dem Auswärtigen Amt ins Leben gerufen. Die Initiative ist nach dem jüdischen Arzt Philipp Schwartz benannt, der 1933 vor den Nationalsozialisten aus Deutschland fliehen musste und die „Notgemeinschaft deutscher Wissenschaftler im Ausland“ gründete. Finanziert wird diese Initiative durch das Auswärtige Amt, die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung, die Fritz Thyssen Stiftung, die Gerda Henkel Stiftung, die Klaus Tschira Stiftung, die Robert Bosch Stiftung sowie die Stiftung Mercator.

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Dr. Annette Lang
Leitung International Office
Tel: 0421 218 60361; Mobil 0179/6797858
E-Mail annette.langprotect me ?!vw.uni-bremenprotect me ?!.de
www.humboldt-foundation.de/web/philipp-schwartz-initiative.html