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Hochdotierte Auszeichnung für Antje Boetius: Biologin erhält Fördergelder des Europäischen Forschungsrates, um die Bakterien im arktischen Meeresboden zu untersuchen

Nr. 324 / 2. November 2011 SC

Professor Antje Boetius, Professorin für Geomikrobiologie an der Universität Bremen und Leiterin der Tiefsee-Forschungsgruppe am Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in der Helmholtz-Gemeinschaft, hat vom Europäischen Forschungsrat die Zusage über Fördergelder in Höhe von rund 3,4 Millionen Euro erhalten. Mit diesem Geld will die renommierte Bremer Biologin in den kommenden fünf Jahren den Meeresboden in der arktischen Tiefsee untersuchen und den Geheimnissen seiner rätselhaften Bakterienwelt auf die Spur kommen.

„Wir wissen seit langem, dass in jedem Gramm Schlamm aus der Tiefsee über eine Milliarde Bakterienzellen leben. Seit kurzem aber erst wissen wir, dass dieselbe Menge Schlamm bis zu 10.000 Arten Mikroorganismen enthält, von denen die meisten unbekannt sind. Viele von ihnen sind wahre Hungerkünstler und können aus jedem noch so kleinen Algenrest, der in die Tiefe rieselt, Energie gewinnen und Biomasse aufbauen. Wie sie das allerdings machen, ist noch immer ein Rätsel und von großer Bedeutung für den globalen Kohlenstoffkreislauf, die geologischen Ablagerungsprozesse und die Vielfalt des Lebens am Meeresboden“, sagt Antje Boetius über ihr Forschungsfeld.

Die Wissenschaftlerin und ihre Kollegen vom Alfred-Wegener-Institut untersuchen seit Jahren am institutseigenen Tiefsee-Observatorium HAUSGARTEN in der Framstraße die Lebensgemeinschaften am arktischen Meeresgrund. Mit dem „Advanced Grant“ würdigt der Europäische Forschungsrat ihre Arbeit und gibt ihr die Chance, die winzigen Abfallverwerter im Meeres-Sediment noch detaillierter zu erforschen – vor allem mit neuen, innovativen Methoden: „Ich freue mich sehr über diese Förderung. Durch sie können wir zum Beispiel am HAUSGARTEN moderne Unter-Eis-Roboter in der Tiefsee einsetzen. Außerdem wollen wir mithilfe neuer molekularer Techniken nach unbekannten Bakterienarten suchen und verstehen was sie tun“, sagt die Wissenschaftlerin.

Ihr Forschungsprojekt, das vom Forschungsrat mit der Höchstsumme von rund 3,4 Millionen Euro gefördert wird, heißt „ABYSS – Assessment of bacterial life and matter cycling in deep-sea surface sediments“ und setzt auf die Kooperation verschiedener Forschungseinrichtungen. Antje Boetius: „Diese Auszeichnung erlaubt mir, mit einem Netzwerk fantastischer Wissenschaftler zusammenzuarbeiten.“ Zu ihnen zählen sowohl Forscher vom MARUM (Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen) als auch Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Marine Mikrobiologie, von den Universitäten in Oldenburg, Wien, Kopenhagen sowie vom US-amerikanischen Meeresforschungsinstitut Woods Hole.

Der Start des wegweisenden Tiefseeforschungsprojektes ist für das kommende Jahr geplant. Ein Großteil der Untersuchungen wird Antje Boetius auf See und am Tiefsee-Observatorium des Alfred-Wegener-Instituts vornehmen. „Wir Forscher müssen immer noch zu den Bakterien hinabtauchen, denn die meisten lassen sich nicht im Labor kultivieren“, so die Wissenschaftlerin.