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„Mediale Migranten“ und „Medien und Kommunikation“: Uni-Kommunikations- und Medienwissenschaftler stellen zwei Publikationen vor

Institut für Medien, Kommunikation und Information präsentiert am 18. März 2011 im Buchladen Ostertor die Ergebnisse einer dreijährigen Forschung zur kommunikativen Vernetzung von Migranten und die deutsche Übersetzung des internationalen Bestsellers des Medienforschers Paddy Scannell

Nr. 068 / 15. März 2011 SC

Medien und Migration ist ein aktuell heiß diskutiertes Thema. Doch wie wichtig sind Medien für Migrantinnen und Migranten wirklich? Was hat sich mit der Etablierung von Internet, Mobiltelefon und Social Web geändert? Wie wird migrantische Identität mit und durch Medien gelebt? Welchen Stellenwert haben Medien für die Vergemeinschaftung der Diasporas?

Mit diesen Fragen hat sich das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt „Integrations- und Segregationspotenziale digitaler Medien am Beispiel der kommunikativen Vernetzung von ethnischen Migrationsgemeinschaften“ unter der Leitung von Prof. Dr. Andreas Hepp (Institut für Medien, Kommunikation und Information (IMKI,) der Universität Bremen) und der Mitarbeit von Cigdem Bozdag und Laura Suna befasst. Die Ergebnisse wurden nun in dem Buch „Mediale Migranten“ vorgelegt. Der Studie „Mediale Migranten“ liegt eine Auswertung statistischer Daten und Interviews mit 100  Personen der marokkanischen, russischen und türkischen Migrationsgemeinschaft zugrunde.

Wie hat sich die Beschäftigung mit Medien und Kommunikation in den letzten Jahrzehnten entwickelt? Wie hängen Medienalltag und unser gelebter Alltag zusammen? Was müssen wir über Medien und Technologie, Ideologie oder Öffentlichkeit wissen? Solche Fragen beantwortet das Buch „Medien und Kommunikation“ von Paddy Scannell entlang der Geschichte der Klassiker der Kommunikations- und Medienforschung.

Das Buch ist eine gut lesbare und verständliche Einführung in die Thematik. In dieser kombiniert der international renommierte Wissenschaftler die wesentlichen Ansätze der Disziplin mit einer kritischen Betrachtung ihrer Fachgeschichte, in der die Entstehung und Entwicklung der Kommunikations- und Medienwissenschaft als lebendiger Hintergrund für ihre zentralen Themen, Theorien und Forschungsziele fungiert – angefangen in den 1930er Jahren bei der „Chicago School“ und der Columbia University in den USA, über das „Ende der Massen“ und die Betrachtung von Medien unter kommunikationstechnologischen Aspekten bei Innis und McLuhan in Kanada bis hin zu Habermas und seiner Öffentlichkeitstheorie in Deutschland. Dabei werden der Zweite Weltkrieg und die 1950er Jahre als Wendepunkt herausgestellt, der den Übergang von der Mangel- hin zur Wohlstandsgesellschaft und damit von der Frage des Sozialen hin zur Frage des Kulturellen wesentlich mitbestimmte.


Eine öffentliche Präsentation der Publikationen „Mediale Migranten“ und „Medien und Kommunikation“ findet am 18. März 2011 um 20 Uhr im Buchladen Ostertor (Fehrfeld 60) statt.

Weitere Informationen zu „Mediale Migranten“:

Durch eine vielschichtige Analyse wird gezeigt, dass über die verschiedenen Medien hinweg die kommunikative Vernetzung von Migrantinnen und Migranten sehr unterschiedlich verläuft, je nachdem, ob sie eher herkunfts-, ethno- oder weltorientiert sind. Bei Herkunftsorientierten bilden Medien vor allem Brücken in die ,alte Heimat‘. Bei den Ethnoorientierten, für die die Frage der eigenen kulturellen Verortung ein wichtiges Thema ist, sind Medien insbesondere als Aushandlungsräume der Kulturen ihrer Herkunfts- und Migrationsländer wichtig. Weltorientierte geben hingegen solche nationale Identitätsorientierungen zunehmend auf und vernetzen sich durch Medien europäisch oder global. In einer Migrationsgemeinschaft kann man gleichwohl solche unterschiedlichen Orientierungen nicht gegeneinander setzen. Es geht sowohl darum, die Brücken zur Herkunft zu halten, die eigene Identität als Migrantinnen und Migranten zu finden als auch sich in einer globalisierten Welt zu orientieren. „Deswegen müssen wir Integration und Medien anders denken als bisher“, sagt Professor Andreas Hepp: „Es kann nicht einfach nur um die Frage gehen, wie Medien helfen, dass sich Migrantinnen und Migranten in Deutschland integrieren. Wir müssen auch andere Ebenen von Integration im Blick haben, wie beispielsweise die europäische.“ Hier kann die kommunikative Vernetzung der Migrantinnen und Migranten durchaus hilfreich sein.

Der Studie „Mediale Migranten“ liegt eine Auswertung statistischer Daten und Interviews mit 100  Personen der marokkanischen, russischen und türkischen Migrationsgemeinschaft zugrunde. Das Buch ist am 15. März 2011 beim VS Verlag für Sozialwissenschaften in Wiesbaden erschienen und zum Preis von 24,95 Euro im Buchhandel erhältlich.

Weitere Informationen zu „Medien und Kommunikation“:

Ein zentrales Anliegen des Buches ist es, die Betrachtung von Medien und Kommunikation nicht länger isoliert voneinander fortzuführen: „Wenn man ein Wortpaar erschafft, so unterstellt man den beiden einzelnen Begriffen in der Regel eine gewisse natürliche Verbundenheit“, so Scannell. In „der Kommunikations- und Medienwissenschaft hat sich eine solch natürliche Verbindung zwischen ,Medien‘ und ,Kommunikation‘ bislang noch nicht durchgesetzt“. Mit seiner forschungsgeschichtlichen Analyse zeigt Scannell eine solche Verbindung, wenn er Fragen der Medien und der Kommunikation bezogen auf das Soziale, die Armut und das Kulturelle analysiert.

Von 1967 an hat Paddy Scannell an der University of Westminster gelehrt und geforscht und gehört damit zu denjenigen, die die Entwicklung der media studies in Großbritannien maßgeblich mit geprägt haben. Seit 2006 ist er Professor an der University of Michigan in Ann Arbor, USA.

Das Buch „Media and Communication“ war im Sommersemester 2009 Gegenstand des kommunikations- und medienwissenschaftlichen Schwerpunktseminars „100 Jahre Kommunikations- und Medienforschung“ an der Universität Bremen. Vor allem Studentinnen und Studenten des Bachelorstudiengangs Kulturwissenschaft setzten sich dabei intensiv mit den Inhalten des Werkes auseinander. Gemäß dem Motto „von Studierenden für Studierende“ erarbeiteten sie eine deutschsprachige Erstfassung des englischen Originals, die die Grundlage für den zur Publikation überarbeiteten und nun beim VS-Verlag erschienen Text war.

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Fachbereich Kulturwissenschaften
Institut für Medien, Kommunikation und Information (IMKI)
Prof. Dr. Andreas Hepp
Mathias Berg, M.A.
Tel.: (0421) 218 67601 (Sekretariat)
E-Mail: Andreas.Heppprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de

www.imki.uni-bremen.de