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Synästhesie: Wenn Töne bitter schmecken

29. Juni: Renommierter Hirnforscher Lutz Jäncke hält an der Uni Bremen einen Vortrag über „Das Gehirn des Synästhetikers“

Nr. 176 / 24. Juni 2015 RO

Der Züricher Neurokognitionswissenschaftler Professor Lutz Jäncke ist am Montag, 29. Juni 2015 Gast im Neuro-Kognitionswissenschaftlichen Kolloquium an der Universität Bremen. Lutz Jäncke ist einer der weltweit renommiertesten und meistzitierten Neurowissenschaftler und Ordinarius für Neuropsychologie an der Universität Zürich. In seinen wissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt er sich vorwiegend mit der Plastizität, das heißt mit den enormen Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten des menschlichen Gehirns. In seinem Vortrag „The Brain of Synesthetes: When Tones Taste Bitter“ geht es um die Synästhesie. Manche Synästhetiker können Buchstaben fühlen oder Worte schmecken. Andere können Töne in bunten Farben oder Aromen wahrnehmen, also eine Vermischung der Sinnesebenen. Der hochinteressante Vortrag findet in englischer Sprache um 17:15 Uhr im Cognium, Hochschulring 18, Raum 2030 statt.

Synästhesie ist ein seltenes und gleichzeitig faszinierendes Wahrnehmungsphänomen. Aufgrund der außergewöhnlichen Fähigkeiten, ist es nicht überraschend, dass Synästhetiker ihre Umwelt teilweise anders als gewöhnliche Menschen wahrnehmen. Im Prinzip können bei Menschen mit Synästhesie verschiedene Sinne miteinander gekoppelt sein, wobei es sich hier nicht um ein psychiatrisches Phänomen, etwa eine Illusion oder Halluzination handelt, sondern um eine Variante der Wahrnehmung, die ihre Ursache in einer speziellen Verschaltung der dieser Wahrnehmung zugrundeliegenden neuronalen Schaltkreise hat. Dieser Vortrag wird Experimente und Studien zeigen, die darauf hinweisen, dass die außergewöhnlichen Fähigkeiten von Menschen mit Synästhesie auf einer anatomisch und neurophysiologisch sehr starken Verbindung von Netzwerken im Gehirn beruhen. Die Synästhesie ist somit auch ein Beispiel für das Verständnis der Vielfalt und Plastizität des menschlichen Gehirns.

Zur Person

Lutz Jäncke studierte an den Universitäten Bochum, Braunschweig und Düsseldorf Psychologie und Hirnforschung. Nach dem Studium gab es mehrere Forschungsaufenthalte am Beth Israel Hospital der Harvard University in Boston. Bevor der Kognitionswissenschaftler an die Universität Zürich wechselte, war er von 1997 bis 2002 Lehrstuhlinhaber für Allgemeine Psychologie an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Jäncke gilt weltweit als Spezialist für Neuropsychologie und Pionier der Musik-Neurowissenschaft.

Achtung Redaktionen: In der Uni-Pressestelle ist unter der E-Mail presseprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de ein Foto von Professor Lutz Jäncke erhältlich.

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Zentrum für Kognitionswissenschaften
Prof.Dr. med. Dr. phil. Manfred Herrmann
Tel.: 0421 218 68740
E-Mail: manfred.herrmannprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de
www.neuropsychologie.uni-bremen.de