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Trotz Zensur und Geheimdiensten: Heinrich Bölls Brieffreundschaft mit dem sowjetischen Dissidenten Lew Kopelew

19. Januar: Bremer Shakespeare Company liest auf Einladung der Forschungsstelle Osteuropa und Heinrich-Böll-Stiftung Bremen im Haus der Wissenschaft aus neuem Buch

Nr. 018 / 16. Januar 2012 MM

Die Forschungsstelle Osteuropa und die Heinrich-Böll-Stiftung Bremen laden am Donnerstag, den 19. Januar 2012, zu einer bemerkenswerten Lesung ins Haus der Wissenschaft ein: Die Bremer Shakespeare Company liest aus einem kürzlich veröffentlichten Briefwechsel zwischen Heinrich Böll und dem sowjetischen Dissidenten Lew Kopelew. Der deutsche Schriftsteller ist seinem Kollegen im Jahr 1962 bei seiner ersten Reise in die Sowjetunion begegnet. Allen politischen Hindernissen zum Trotz freundeten die beiden sich an. Zwanzig Jahre lang schickten sie sich Briefe über den „Eisernen Vorhang“ hinweg – unbemerkt von Postkontrolle und Geheimdiensten mithilfe von Mittelsmännern. Ein Netzwerk von großer und nachhaltiger Wirkungsmacht entstand. Der im Steidl-Verlag veröffentlichte Briefwechsel greift neben Archiven in Moskau und Köln auch auf das Archiv der Forschungsstelle Osteuropa an der Universität Bremen zurück, wo der Nachlass des sowjetischen Dissidenten Lew Kopelew aufbewahrt wird. 

Wertvoller Schatz für die Nachwelt

Der Briefwechsel Böll-Kopelew enthält einzigartige Zeugnisse aus einer gar nicht so fernen und doch längst vergangenen Epoche. Die Bonner Republik, die Sowjetdiktatur, der ganze Kosmos des Kalten Kriegs sind hier zum Greifen nah. In ihren Briefen verarbeiten Heinrich Böll und Lew Kopelew ihre traumatischen Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg und seine Folgen und gemeinsam kämpfen sie gegen politische und literarische Vereinnahmungen auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs. Ihre Werkstattberichte, ihre aufschlussreichen Analysen des Zeitgeschehens, aber auch ihre Freundschaftsbekundungen machen diesen Briefwechsel zu einem überaus wertvollen Schatz für die Nachwelt.

Die Lesung beginnt am Donnerstag, den 19. Januar 2012, um 19 Uhr im Haus der Wissenschaft in der Bremer Innenstadt (Olbers-Saal, Sandstr. 4/5). Der Eintritt ist frei. 


Programm:

Grußwort: Professorin Susanne Schattenberg, Leiterin der Forschungsstelle Osteuropa 
Einführung: Elsbeth Zylla, Herausgeberin des Buches „Heinrich Böll – Lew Kopelew. Briefwechsel. Mit einem Essay von Karl Schlögel“ (Steidl-Verlag, Göttingen 2011)
Vortrag: Prof.Dr. Karl Schlögel, Historiker und Publizist
Lesung: aus dem Briefwechsel mit Peter Lüchinger und Christian Bergmann, Bremer Shakespeare Company 




Weitere Informationen:

Universität Bremen
Forschungsstelle Osteuropa
Ulrike Huhn 
Telefon: 0421 218-69611
E-Mail: ulrike.huhnprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de 
www.forschungsstelle.uni-bremen.de