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Unermüdliches Engagement für Geflüchtete: AG „Refugees Welcome“ erhält Auszeichnung

Sie organisieren seit fünf Monaten Sprachunterricht, Sportprogramme, Kunstprojekte und Veranstaltungen für geflüchtete Menschen auf dem Campus. Dafür hat die studentische Arbeitsgemeinschaft „Refugees Welcome“ jetzt eine Auszeichnung erhalten. Zum ersten Mal hat die Universität Bremen, unterstützt von den „unifreunden“, diese Ehrung für zivilgesellschaftliches Engagement vergeben. Uni-Rektor Bernd Scholz-Reiter lobte während einer Pressekonferenz den Einsatz der mehr als 20 Studierenden als „einzigartig und großartig“ und sagte: „So etwas ist in diesem Umfang an unserer Universität bislang noch nicht passiert“. Die Auszeichnung ist mit 1.000 Euro dotiert.

"Wir brauchen eine internationale Zivilgesellschaft"

Im feierlichen Rahmen der vom International Office organisierten Christmas Jamboree überreichten der Rektor und Professor Bengt Beutler von den „unifreunden“ die Urkunde. Beutler dankte den Studierenden und betonte: „Dieses zivilgesellschaftliche Engagement ist ein exzellentes Beispiel für eine exzellente Uni und Studierendenschaft. Und sie ist bespielhaft für Europa. Denn für eine gedeihliche Entwicklung brauchen wir eine internationale Zivilgesellschaft“. Die Geehrten freuten sich über die Auszeichnung. Sie nehmen sie als Ansporn und Motivation, die begonnene Arbeit weiterzuführen.

Anspruch auf Nachhaltigkeit

„Nachhaltigkeit war von Anfang an unser Anspruch“, sagt die Sprecherin der AG, Sevda Atik. „Wir sind stolz auf das, was wir geleistet haben, auch wenn wir jetzt im Semester oft an unsere Grenzen kommen.“ Die Gruppe fühlt sich unterstützt und getragen von guter Kommunikation und Kooperation mit dem Rektorat, von Hilfe aus den Fachbereichen, dem Islamischen Hochschulbund und „vielen tatkräftigen Sponsoren aus der Universität“.

„Ich kann einfach nicht aufhören“

Tarik Nissen, der bei „Refugees Welcome“ für den Sport zuständig ist, findet die Unterstützung durch den Verein für Hochschulsport beeindruckend. „Wir können regelmäßig sechs Mal Fußball pro Woche für unbegleitete minderjährige Jugendliche anbieten“, sagt er. Längst wohnten die Teilnehmer nicht mehr im Zelt am Fallturm, weil das nicht winterfest war. Stattdessen kämen sie den weiten Weg aus Hastedt, der Neustadt und dem Stephaniviertel zum Campus. Der Hochschulsport habe jetzt sogar einmal in der Woche eine feste, verlässliche Hallenzeit ermöglicht. „Es läuft gerade wunderbar.“ Obwohl ihm eine Nachschreibeklausur im Nacken sitzt, will er nicht nachlassen. „Auch wenn es sehr viel Arbeit ist, ich kann nicht einfach aufhören.“ Tim Engel, der die Deutschkurse organisiert, hat ähnliche Erfahrungen gemacht. „Die Universität und einige Institute haben für den Unterricht feste Räume gestellt. Wir haben die Kurse damit institutionalisiert.“ Für ihn ist es großartig, zu erleben, „dass viele Leute unheimlich verblüffende Fortschritte machen“. Samira Alssaedi, zuständig für Kulturangebote, berichtet von Kunstprojekten, Theater und Chorsingen. „Wir haben gute Beziehungen zu den geflüchteten jungen Menschen aufgebaut“, sagt sie.

Fußballturnier und Kulturcafé: Neue Aktionen geplant

Die Auszeichnung spornt die Aktiven weiter an. Sie planen neue Aktionen. So soll es nach den Worten von Sevda Atik mehr Angebote speziell für Frauen geben: Fitnesskurse, Selbstverteidigung und Sport für Mutter und Kind. „Mit einer sechsten Klasse einer Bremer Schule starten wir Projekttage mit Geflüchteten.“ Vor Weihnachten will die AG noch kurzfristig ein großes Fußballturnier organisieren, und ein Kulturcafé schwebt ihnen auch noch vor. Tom Robin Hoffmann, Sprecher des Arbeitskreises „Grenzen töten“ und Mitglied in der AG „Refugees Welcome“, fügt bei aller Begeisterung kritische Töne an. „Es ist eigentlich ein Problem, dass wir uns überhaupt so engagieren müssen“, sagt er mit Blick auf mangelnde staatliche Fürsorge. „Wir denken an die Menschen, die die lange Reise hierher nicht schaffen und sehen voller Sorgen auf die politische Entwicklung.“

Rektorat arbeitet an einem Konzept

Yasemin Karakaşoğlu, Konrektorin für Internationalität und Diversität, stimmt ihm zu, macht aber deutlich, dass das Rektorat seine politischen Kanäle nutzen will, um von Bund und Land Unterstützung zu organisieren. „Wir arbeiten gerade an einem Konzept.“ So bräuchten IN Touch-Teilnehmer sprachliche Abschlüsse auf dem Niveau von C1, um tatsächlich an der Uni studieren zu können. „Wir schätzen ihre Flexibilität, mit der sie auf die Wünsche der geflüchteten Menschen eingehen“, lobt sie. „Wir wollen uns aber nicht auf ihrem ehrenamtlichen Engagement ausruhen. Wir werden selber Druck machen.“

Für weitere Informationen:

AG Refugees Welcome
https://www.facebook.com/RefugeesWelcomeUniBremen/timeline

Gruppenbild mit zwei Frauen und drei Männern
Große Freude bei der Verleihung der Auszeichnung: (v.l.) Bengt Beutler (unifreunde), Sevda Atik, Sprecherin der AG, Samira Alssaedi, verantwortlich für Kulturarbeit, Tim Engel, Leiter der Arbeitsgruppe Sprachkurse und Uni-Rektor Bernd Scholz-Reiter.