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Vorhersage in komplexen Netzwerken: DFG fördert Forschung von Till Becker mit 260.000 Euro

Der Logistiker und Wirtschaftsinformatiker Professor Till Becker kann voraussagen, wie sich in einem oder mehreren Unternehmen der Materialfluss und damit die Produktion verändern werden. Das macht er mittels Stochastik, also der mathematisch unterlegten „Kunst des Vermutens“. Bislang nur skizzenhaft konzeptionell, die komplette Grundlagenforschung soll in den nächsten drei Jahren umgesetzt werden. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) ist dieses Projekt 260.000 Euro Unterstützung wert.

Ein Expertengremium hat dem 20-seitigen Antrag des Bremer Logistikforschers den Zuschlag gegeben. Der 35-Jährige freut sich riesig. Mit dem Geld kann er einen weiteren wissenschaftlichen Mitarbeiter einstellen. Professor Till Becker leitet nämlich eine Kooperative Nachwuchsgruppe am Bremer Institut für Produktion und Logistik (BIBA) und im Fachbereich Produktionstechnik. Die Gruppe, der neben ihm als Leiter drei weitere Mitarbeiter angehören, untersucht die Topologie und Dynamik in Produktionssystemen, also die Struktur von Herstellungsprozessen. Dazu gehören die Wege, die Material an verschiedenen Maschinen zurücklegt, ehe ein fertiges Produkt daraus geworden ist. Diese Wege bilden innerhalb eines Unternehmens ein verzweigtes Netzwerk, ähnlich einer Straßenkarte, das nicht einfach zu überblicken ist.

Muster in Netzwerken erkennen

Hier setzt Becker mit mathematischen Methoden an. „Wir finden die Matrix in solchen Netzwerken“, sagt der Forscher und zeigt auf eine Grafik, die Strukturen und Muster in einem Materialflussnetzwerk erkennen lässt. „Damit können wir Wahrscheinlichkeiten berechnen.“ Erst einmal sei das Grundlagenforschung, die in der Umsetzung dann auf sehr konkrete Ergebnisse heruntergebrochen werden kann. „Unternehmen könnten dann rechtzeitig ihre Produktion verändern, zum Beispiel neue Maschinen und Anlagen installieren“, sagt er. Mit komplettem Titel heißt das Projekt „Stochastische komplexe Netzwerke als Vorhersage- und Erklärungsmodell für die dynamische Entwicklung von produktionslogistischen Systemen“.

Erfolgreiche Kooperative Nachwuchsgruppe

Die Methode sei nicht neu, sagt der Wissenschaftler bescheiden. Sie werde in den Sozialwissenschaften bereits benutzt. „Auch soziale Netzwerke können mathematisch als Matrix beschrieben werden, womit Prognosen möglich sind, wie sich das Netzwerk entwickeln und in welcher Richtung es sich wie ausdehnen wird.“ Die von der Exzellenzinitiative geförderte Kooperative Nachwuchsgruppe kann mit den zusätzlichen DFG-Mitteln ihre Forschungsarbeit jetzt weiter ausdehnen. Inzwischen ist die Gruppe, die vor zwei Jahren gegründet wurde, auch international aktiv. „Für zehn Monate haben wir einen Gastwissenschaftler aus Nepal dabei, der im Bereich Logistik forscht“, sagt Till Becker.

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Fachbereich Produktionstechnik
Bremer Institut für Produktion und Logistik (BIBA)
Prof. Dr. Till Becker
Tel.: 0421-218-50176
E-Mail: tbeprotect me ?!biba.uni-bremenprotect me ?!.de



Mann lächelt in Kamera
Der Bremer Logistiker Professor Till Becker