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„Wir brauchen die Bundesmittel“

Will das Land Bremen eine breit aufgestellte Universität oder eine kleine – etwa nur technisch ausgerichtete – Hochschule? Um diese Frage ging es bei der Pressekonferenz an der Universität Bremen, zu der Uni-Rektor Bernd Scholz-Reiter mit dem Kanzler Dr. Martin Mehrtens die Medienvertreter eingeladen hatte. Im Mittelpunkt des Pressegesprächs standen der Entwurf des Wissenschaftsplans 2020 des Landes und die Entscheidung des Bundes, die BAföG-Finanzierung und die Mittel aus dem Pakt für Forschung und Innovation zu übernehmen. „Für uns ist es wichtig, dass diese Mittel in die Universität fließen“, sagte Professor Bernd Scholz-Reiter.

Jeder Euro, der in die Uni fließt, verdreifacht sich

Schließlich ist die agile und forschungsstarke Exzellenz-Universität auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für Bremen und die Region: „Jeder Euro, den das Land investiert, verdreifacht sich“, so der Rektor. Eingeworbene Forschungsgelder und der Zuzug von neuen Studierenden bringen dem Land mehr Geld. Doch die Finanzausstattung der Uni Bremen ist grenzwertig. Das erläuterte Uni-Kanzler Dr. Martin Mehrtens an ein paar Beispielen: Seit 2010 ist die Ausstattung der Professorinnen und Professoren für Personal, Labore oder andere Anschaffungen von rund 10.000 Euro auf rund 6.000 Euro zurückgegangen – also um etwa 40 Prozent. Nach HEP 5 – dem Hochschulentwicklungsplan der Uni – mussten seit 2007 zahlreiche Professuren abgebaut werden. Viele Lehrgebiete werden deshalb jetzt von Post-Docs und Lektoren statt von Professoren und ihren Doktoranden betreut. Diese Personalstruktur ist teuer als ursprünglich angenommen.

Land unterstützt den Abbau des Sanierungsstaus

Einen hohen Sanierungsstau im siebenstelligen Bereich hat die Universität in ihren Laboren und Gebäuden, die größtenteils aus den 70-er und 80-er Jahren stammen. Strom-, Heizungsanlagen und Dächer müssen modernisiert werden. „Diesen Sanierungsstau arbeiten wir langsam ab und sehen auch, dass das Land sich hier bereits mit zusätzlichen Geldern sehr bemüht“, so Mehrtens. Die Lehrveranstaltungsräume sind zu 90 Prozent ausgelastet. „Für eine Universität unserer Größe sind nur rund 60 bis 65 Prozent üblich.“

„Wir müssten uns von bestimmten Bereichen trennen“

Viele Ansätze des Wissenschaftsplans begrüßt die Uni-Spitze inhaltlich. Doch gebe es durch die zusätzlichen finanziellen Mittel keine Verbesserung. „Bis 2020 müssten wir dann trotzdem zehn Prozent einsparen“, so der Rektor. Dies ginge nicht über das Rasenmäher-Prinzip in allen zwölf Fachbereichen. Da sei die Uni am Limit. Ohne Aufstockung über die im Wissenschaftsplan 2020 zugesagte Finanzierung „müssten wir uns von bestimmten Bereichen trennen“, sagte Scholz-Reiter. Denn langfristig sei es besser, einen Bereich abzubauen und dafür die anderen vernünftig auszustatten. Ob dies die Psychologie sei, müsse durch die Uni-Gremien geprüft werden. „Das wird mit Sicherheit keine einsame Rektoratsentscheidung.“ Doch machte Bernd Scholz-Reiter keinen Hehl daraus, dass die Psychologie auf Grund ihrer Altersstruktur bei den Professuren ein ernst zunehmender Kürzungskandidat sei. Um das zu verhindern, brauche die Universität die Bundesmittel. Denn insgesamt gebe es eine Finanzierungslücke von 16 Millionen Euro.

Vertrauen zwischen Bund und Ländern stärken

„Wenn die Gelder vom Bund woanders hinfließen, sehe ich auch eine große Gefahr, dass das Vertrauen zu den Ländern geschädigt wird.“ Denn schließlich habe der Bund das Kooperationsverbot nur aufgebrochen, wenn die frei werdenden Mittel auch für die Hochschulen verwendet werden. „Unsere Universität ist sehr leistungsstark“, so Scholz-Reiter, „fragt sich nur, wie lange wir das unter diesen finanziellen Bedingungen noch durchhalten“.

Rektor Professor Bernd Scholz-Reiter und Kanzler Dr. Martin Mehrtens während der Pressekonferenz
Rektor Professor Bernd Scholz-Reiter (li.) und Kanzler Dr. Martin Mehrtens während der Pressekonferenz.