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Institut für Deutsche Presseforschung der Universität Bremen erarbeitet Biobibliographie der Kalendermacher von 1550 bis 1750

Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert

Nr. 61 / 25. Februar 2014 KG

Kalender waren die populärsten Erzeugnisse seit der Erfindung des Buchdrucks. Die gebundenen Heftchen waren in den Haushalten aller Bevölkerungsschichten verbreitet. Der Frühaufklärer Christian Thomasius bezeichnete Kalender als „die Bibliothek des gemeinen Mannes“. Doch wer waren die Autoren, die astronomische Daten, Auf- und Untergangszeiten der Sonne und des Mondes, besondere Planetenkonstellationen, Wettervorhersagen und Tipps für Landwirtschaft und Gesundheit verfassten? In der Forschung ist das bisher ein weißer Fleck. Das Institut für Deutsche Presseforschung der Universität Bremen wird jetzt eine Biobibliographie der Kalendermacher von 1550 bis 1750 erarbeiten. Diese umfasst die Lebensdaten und Veröffentlichungen der jeweiligen Autoren Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) stellt dafür in den kommenden drei Jahren mehr als 250.000 Euro zur Verfügung.

Drittes Förderprojekt in Folge

Für Professor Holger Böning vom Institut für Deutsche Presseforschung ist das bereits das dritte DFG-geförderte Projekt zur Kalenderforschung, das er leiten wird. Von 2006 bis 2008 erforschte sein Team die wissenschaftliche Professionalisierung des Kalenderwesens im 17. Jahrhundert im Kontext der Frühaufklärung. „Die Schriften waren damals vom Aberglauben dominiert. Die Frühaufklärer begannen, das vorsichtig zu ändern und ihre Ideen über das Mittel des Kalenders im Volk zu verbreiten“, erläutert Böning. In einem zweiten Projekt, das sich 2008 bis 2011 anschloss, wurde ein digitales Kalenderportal erstellt. Vorausgegangen war ein sensationeller Fund, der Bönings Mitarbeiter Klaus-Dieter Herbst von der Universität Jena gelang. Im Stadtarchiv Altenburg entdeckte er 3.700 Schreib-Kalender aus dem 17. Jahrhundert. Ein ortsansässiger Buchbinder hatte sie gesammelt. Sie enthielten neben den julianischen und gregorianischen Angaben auch leere Spalten für Notizen und waren mit ihren hohen Auflagen sehr populär. Die Kalender bieten in digitalisierter Form wertvolles Material für weitere Forschungen.

550 Autoren bereits namentlich bekannt

„Bislang hat man geglaubt, die Inhalte der Kalender seien von den Buchdruckern so nebenbei zusammengestellt worden“, sagt der Historiker Böning. Zwar geben die gebundenen Heftchen viele Tipps für die günstigsten Zeitpunkte zum Aderlassen, Haareschneiden, zum Jäten und Ernten, garniert mit allerlei Prophezeiungen. Doch daneben gibt es anspruchsvolle naturwissenschaftliche Texte und Berechnungen. Die lassen eher auf Mathematiker, Astronomen, Ärzte und Gelehrte als Verfasser schließen. Das soll in dem Projekt jetzt systematisch untersucht werden. Einbezogen werden zahlreiche regionale Forschungsergebnisse, um Hinweise auf die Biographien der Verfasser zu erhalten. „550 Kalendermacher sind uns jetzt schon bekannt, am Ende werden es sicher bis zu 700 sein“, sagt Böning.

Achtung Redaktionen: In der Pressestelle kann ein Foto eines historischen Kalenderblatts von 1675 angefordert werden presseprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Institut für Deutsche Presseforschung
Prof. Dr. Holger Böning
Tel.: 0421 218 67680
E-Mail: boeningprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de
www.presseforschung.uni-bremen.de