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Komplexe Projektplanung leicht gemacht

Das TZI hat eine Software entwickelt, die Mitarbeiterwissen optimal verknüpft

Die Zirkulation von Wissen wird in Unternehmen immer wichtiger. Wie können ältere Mitarbeiter ihr Know-how an jüngere weitergeben und wie lassen sich Erfahrungen aus bisherigen Projekten in neue übertragen? Mit dem Content- und Wissensmanagementsystem - kurz „cowimas“ - hat das Technologie-Zentrum Informatik und Informationstechnik (TZI) der Universität Bremen eine Software konzipiert und programmiert, die Wissen in Unternehmen auf neue Weise vernetzt und damit wie eine Art Gedächtnis in Sachen Projektplanung funktioniert. Das Softwareprodukt für alle Arten von wissensintensiven Projekten, etwa die Planung von großen IT-Systemen oder Logistikaufgaben, wird jetzt in einem Spin-off vermarktet – Interessenten gibt es bereits.

„Wir verbinden die reine Dokumentation mit dem Kontextwissen. Wer ein neues Projekt plant, kann so effektiv und schnell auf vorhandenes Know-how zugreifen“, erläutert Jürgen Friedrich, Professor für angewandte Informatik an der Uni. Das Prinzip funktioniert so: In der Fabrik- und Anlagenplanung geht es etwa darum, einen bestimmten Pumpentyp zu nutzen. Es beginnt die Suche nach der Bauzeichnung. Die findet sich womöglich auch noch. Aber es fehlt das Kontextwissen. Wer hat die Pumpe eingebaut? War der Lieferant kostengünstig? Wurde die Pumpe noch modifiziert? Und vor allem: Wer hat das Projekt damals intern betreut? „Mit cowimas sorgen wir dafür, dass genau dieses entscheidende Wissen abrufbar ist und die Mitarbeiter sich austauschen“, erklärt Friedrich, der am TZI die Arbeitsgruppe Sozioinformatik leitet.

„Wir haben zuerst eine Ist-Analyse gemacht und dann geschaut, wie wir mit Informationstechnologie einen möglichst schnellen Austausch von Wissen zwischen den Mitarbeitern befördern können“, erläutert Michael Klingemann, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt. „Viele Projekte sind sehr wissensintensiv, da geht es nicht ohne Zusammenspiel.“ So ist eine komplexe Planungssoftware auf der Basis von moderner Programmiermethodik entstanden, die jedoch einfach zu bedienen ist. „Die Bedienoberfläche darf keine zusätzliche Hürde darstellen, sonst akzeptieren die Mitarbeiter eine neue Software nicht“, weiß Klingemann.

Cowimas besteht aus gleich fünf Ebenen: Projekte, Prozesse, Aufgaben, Kontakte und Dokumente. „Gearbeitet wird zugleich an zwei Monitoren. Auf einem läuft etwa CAD, auf dem anderen cowimas“, so Friedrich. Die Ingenieure arbeiten über den Bereich Aufgaben direkt mit der Software. So läuft die Dokumentation quasi beiläufig nebenher. Es gibt dafür Schnittstellen zu Email-Programmen wie Outlook, was die Eingabe von Kontakten erleichtert, oder Text-Editoren, die es gestatten, Wissen quasi als PostIt an Dokumente, Aufgaben oder Prozesse anzuheften. Dabei läuft cowimas im Gegensatz zu anderen Produkten im Bereich Wissensmanagement via Browser. „Das ermöglicht Mitarbeitern überall auf der Welt jederzeit von jedem Rechner mit Internetzugang aus Zugriff auf die Planungsdaten“, berichtet Friedrich. Ein wichtiger Aspekt für global agierende Unternehmen, deren Mitarbeiter oft in verschiedenen Ländern agieren.

Die Anforderungen für die neue Software ermittelten die Forscher zusammen mit Unternehmen aus Bremen-Nord. Zentraler Anwendungspartner ist die To Do Solutions GmbH, die Fabrikanlagen in aller Welt plant. Dort haben die Ingenieure die neue Software bereits auf Herz und Nieren getestet und setzen sie heute in allen Projekten ein. „Mit Hilfe des Tools lassen sich Ingenieurstätigkeiten und die Abwicklung komplexer Prozesse an zentraler Stelle zusammenfassen und abrufen“, erläutert Geschäftsführer Christian Nürnberger. Die Kooperation mit To Do Solutions und weiteren Unternehmen ist ein gutes Beispiel für gelungenen regionalen Technologietransfer. Gefördert von der Wirtschaftsförderung Bremen (WFB) steht am Ende eine Software, die jetzt über den Einsatz in den Unternehmen hinaus vermarktet werden soll. „Wir bereiten gerade in Kooperation mit To Do Solutions ein Spin-off vor“, so Friedrich. Erste Zielgruppen sind Unternehmen aus dem Anlagenbau sowie mittelständische Planungs- und Ingenieurbüros.

Das TZI

Gegründet 1995 als Institut des Fachbereichs Mathematik/Informatik der Universität Bremen arbeitet das TZI mit seinen rund 170 Mitarbeitern an der Schnittstelle zwischen Forschung und Wirtschaft. Praxisrelevante Fragestellungen stehen im Vordergrund und immer sind Partner aus der Industrie und anderen gesellschaftlichen Bereichen mit im Boot. Allein in 2007 konnten rund sieben Millionen Euro an Forschungsgeldern eingeworben werden, 40 Prozent über Industrieaufträge. Ziel ist es, den Technologietransfer im Bereich Informatik und seit 2005 auch in der Informationstechnik voran zu treiben. Vier Leitthemen, die jeweils von interdisziplinären Teams erforscht werden, strukturieren die Arbeit am TZI: Mobile Lösungen, Interaktion und Bildung, Systemqualität und Informationssicherheit sowie Adaptive Kommunikation. Die Arbeitsgruppe Sozioinformatik beschäftigt sich mit der Analyse und Gestaltung von IT-Systemen und insbesondere von Digitalen Medien im sozialen Kontext.

 

Wetere Informationen:
Universität Bremen
Technologie-Zentrum Informatik und Informationstechnik (TZI)
Michael Klingemann
Tel. 0421/218 64335
klingemannprotect me ?!tziprotect me ?!.de

http://www.tzi.de