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Michael Tippett: „A Child of Our Time“

Uni-Orchester und -Chor führen Oratorium zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus auf

“Ich konnte nicht anders, soll Gott mir verzeihen. Ich muss protestieren, das die ganze Welt meinen Protest erhört.“ Diese Zeilen schrieb der 17-jährige polnische Jude Herschel Grynspan an seine Eltern, bevor er am 7. November 1938 den deutschen Botschaftssekretär Ernst vom Rath in Paris erschoss. Dieses Attentat nahmen die Nazionalsozialisten zum Anlass für die Pogrome gegen die jüdische deutsche Bevölkerung, die sogenannte „Reichskristallnacht“. Der englische Komponist Michael Tippett hatte durch die Medien von dem Attentat und den Pogromen erfahren und reagierte darauf unmittelbar mit der Komposition seines Oratoriums „ A Child of Our Time“ (Ein Kind unserer Zeit). Anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus in der Universität Bremen am 27. Januar 2009 führen Orchester & Chor der Universität unter Leitung von Universitätsmusikdirektorin Susanne Gläss das Oratorium um 20 Uhr im St. Petri Dom, Bremen auf.

Tippett reflektiert in seinem dreiteiligen Oratorium für Chor, Orchester und Solostimmen die Hintergründe und Motive von Grynszpans Tat und ihre Konsequenzen. Das Libretto hat er selbst verfasst. Es spiegelt nicht nur seine politische Überzeugung – er war Pazifist –, sondern auch seine Beschäftigung mit der analytischen Psychologie C. G. Jungs und den Einfluss seines Mentors, des späteren Literaturnobelpreisträgers T. S. Eliot. Die Musik ist in der Tonsprache modern, aber trotzdem fasslich. Das rührt daher, weil Tippett in sein Werk fünf schlichte, jedoch darum umso bewegendere Spirituals eingefügt hat. Die Spirituals, die im 19. Jahrhundert in den U.S.A. als verschlüsselter Protest gegen die Sklaverei entstanden waren, erhalten bei Tippett die universale Bedeutung der Auflehnung gegen jedwede Unterdrückung. Zwischen den Teilen werden drei Szenen aus Bertolt Brechts „Furcht und Elend des Dritten Reiches“ aufgeführt.

Das Konzert wird begleitet von einem Seminar im Bereich „General Studies“, das das Programmheft gestaltet und didaktisches Material zur Vorbereitung des Konzertbesuchs mit Schülerinnen und Schülern erarbeitet hat. Der Eintritt beträgt 15 Euro (Mittelschiff),

12 Euro (Chor und Seitenschiffe),

ermäßigt acht Euro. Karten gibt es vom 22. – 27. Januar in der Uni-Mensa und an der Abendkasse. Reservierungen sind unter E-Mail sglaess@uni-bremen.de möglich. Ein Einführungsvortrag findet am 24. Januar, 11 – 11.30 Uhr, im Haus der Wissenschaft/Sandstraße statt. In der Sendung „Gesprächszeit“ auf Nordwestradio (88,3 MHz) wird am 23. Januar von 9.05 - 10 Uhr ein Interview mit Susanne Gläss übertragen.

Die Solisten:

Jennifer Bird/Sopran

Maria Kowollik/Alt

Clemens Löschmann/Tenor

Loren Lang/Bass

Achtung Redaktionen: Digitales Bildmaterial steht bei Nennung der Fotografen unter www.orchester.uni-bremen.de zur freien Verfügung.

 

Wetere Informationen:

http://www.orchester-und-chor.uni-bremen.de