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Nach dem Sensationsfund Bremer Musikwissenschaftler: Johannes Brahms‘ Bremer Triumphlied wird erstaufgeführt

Eröffnungskonzert beim Schleswig-Holstein Musik Festival am 6. Juli / Liveübertragung in Hörfunk und Fernsehen

Nr. 223 / 30. Juni 2014 SC

Vor einem Jahr war es ein Sensationsfund. Jetzt wird Johannes Brahms Triumphlied in der Bremer Fassung aufgeführt. Am Sonntag, den 6. Juli 2014 eröffnet um 20 Uhr das Schleswig-Holstein Musik Festival mit der Erstaufführung von Brahms‘ Bremer Triumphlied durch das NDR Sinfonieorchester, den NDR Chor und den Rundfunkchor Berlin unter der Leitung von Thomas Hengelbrock. Das Konzert in der Musik- und Kongresshalle der Hansestadt Lübeck wird ab 20.15 Uhr live von NDR Kultur und vom NDR Fernsehen auf 3Sat übertragen. Angeschlossen sind über die Europäische Rundfunkunion (EBU) die Länder Belgien, Katalonien, die Tschechische Republik, Lettland, Rumänien, Dänemark und der Bayerische Rundfunk.

Eigenständige Komposition

Die Musikwissenschaftler Professor Ulrich Tadday und die Doktorandin Katrin Bock von der Universität Bremen haben vor mehr als einem Jahr das verschollen geglaubte Notenmaterial der Uraufführung des Triumphliedes op. 55 von Johannes Brahms im Archiv der Philharmonischen Gesellschaft Bremen wiedergefunden – und die Partitur der Uraufführung von 1871 vollständig rekonstruiert. Das gelang den Bremer Wissenschaftlern anhand der historischen Abschriften der Chor- und Orchesterstimmen und im Vergleich zur späteren Fassung des großangelegten Werks. „Die Komposition“, so Ulrich Tadday, „unterscheidet sich so sehr von der bekannten, späteren Fassung, dass es gerechtfertigt ist, die Bremer Fassung des Triumphliedes als eigenständiges Werk zu bezeichnen.“

Weit mehr als 300 Abweichungen, größere und kleinere Veränderungen, prägen die Komposition: Im Unterschied zur späteren Fassung steht die Bremer Fassung des Triumphliedes nicht in D-Dur, sondern in C-Dur. Sie verfügt über weniger Blasinstrumente und die großen Chorpartien sind in Rhythmik und Artikulation viel fließender ausgesetzt. „Insgesamt wirkt sie im musikalischen Satz wesentlich filigraner, weniger markant und martialisch“, begeistert sich der Bremer Musikwissenschaftler.

Blick zurück

Brahms hatte sich von seinem Freund, dem Bremer Musikdirektor Karl Martin Reinthaler, zu der Komposition für Doppelchor und großes Orchester anregen lassen. Es sei eine seiner „politischen Betrachtungen über dies Jahr“ der Deutschen Reichsgründung, schreibt Brahms an Reinthaler. Die Nachricht über den gewonnenen Deutsch-Französischen Krieg hatte ihn nur wenige Tage vor der Übersendung des Chorsatzes nach Bremen in Wien erreicht. Gemeinsam planten sie die Uraufführung im Karfreitagskonzert zu Ehren der im Krieg Gefallenen, das kein geringerer als Brahms selbst am 7. April 1871 unter Mitwirkung von 200 Chorsängern und 80 Orchestermusikern im Bremer Dom dirigierte.

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Fachbereich Kulturwissenschaften
Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik
Prof.Dr. Ulrich Tadday
Tel. 0421 218 67760
E-Mail: taddayprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de
Katrin Bock
Tel. 0421 218 67762
E-Mail: kbockprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de
www.brahms.uni-bremen.de