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Studierende der Universität Bremen entwickeln ein Gerät zur Messung der Wasserqualität in Entwicklungsländern

Scipio misst Effekte der Zerstörung von Keimen in PET-Flaschen durch Einwirkung von UV-Strahlung / erster Preis im Wettbewerb COSIMA / Einladung zum internationalen Wettbewerb 2015 in Alaska

Nr. 407 / 25. November 2014 KG

Fünf Studierende der Elektrotechnik der Universität Bremen haben ein Gerät entwickelt, das die Sauberkeit von Trinkwasser messen kann. Das schmale Röhrchen haben sie Scipio (Scientific Purification Indicator) genannt. Es kann in Ländern in Äquatornähe – in Afrika, Indonesien und Südamerika – wesentlich zur Verbesserung der Trinkwasserqualität beitragen. Für seine Entwicklung ist das studentische Team, das in eigenem Auftrag handelt und forscht, jetzt ausgezeichnet worden. Die Bremer errangen für ihren Prototypen den ersten Preis im größten Studentenwettbewerb im Bereich Mikrosystemtechnik COSIMA (Competition of Students in Microsystems Applications). Er wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem VDE, dem Verband der Elektrotechnik und Elektronik, ausgelobt. Zehn Teams hatten an der Endrunde teilgenommen.

Idee kam bei Gesprächen im THW

Die Idee für Scipio hatte Theodor Hillebrand, Masterstudent der Elektrotechnik im dritten Semester. Bereits im Vorjahr hatte er damit einen zweiten Preis beim Campus-Ideenwettbewerb für Geschäftsideen aus Bremer Hochschulen gewonnen. „Ich bin beim Technischen Hilfswerk engagiert“, sagt Hillebrand. „Da lerne ich viele Leute mit Auslandserfahrungen in Entwicklungsländern kennen.“ Die Helfer propagieren dort eine einfache Methode zur Reinigung von Trinkwasser, genannt SODIS (Solar Water Desinfection).

Die SODIS-Methode

Solare Wasserdesinfektion ist ein einfaches Verfahren zur Desinfektion von Trinkwasser. Verkeimtes Wasser wird in transparente PET-Flaschen gefüllt und mindestens sechs Stunden lang in die pralle Sonne gelegt. In dieser Zeit töten die UV-Strahlen Krankheitskeime ab. Die SODIS-Methode hilft, Durchfälle zu verhindern und rettet so Menschenleben. Dies ist dringend nötig, denn jeden Tag sterben mehr als 4000 Kinder an den Folgen von Durchfallerkrankungen. Bereits mehr als 5 Millionen Menschen reinigen ihr Trinkwasser mit der SODIS-Methode. Die Welt-Gesundheitsorganisation WHO, UNICEF und das Rote Kreuz empfehlen diese Methode als eine Möglichkeit für die Behandlung von Trinkwasser in Entwicklungsländern.

Ein Jahr lang Forschung im Eigenauftrag

Doch wann genau ist das Wasser keimfrei? Da setzt Hillebrands Überlegung ein. Er wollte dafür ein spezielles Messgerät entwickeln. Unter seinen Kommilitonen, sie arbeiten alle als Tutoren im Grundlagenlabor Elektrotechnik, gewann er rasch Mitstreiter. Yannick Auth, David Horch, Maike Taddiken und Konstantin Tscherkaschin waren mit Begeisterung dabei. In ihrer Freizeit haben sie fast ein Jahr lang geforscht, bis die notwendigen Bauteile für das Messgerät in ein schmales Röhrchen und damit durch den Flaschenhals passen. Scipio ist autark und wird mit flexiblen Solarzellen aus amorphem Silizium betrieben. Es enthält einen Lagesensor, der das Schütteln und die korrekte Liegeposition der Flasche überwacht. Das zylindrische Gerät misst die Qualität des Wassers sowie Temperatur und Stärke der UV-Strahlung und errechnet die optimale Lagerzeit. Auch das Display haben die Studierenden  mit Blick auf die Nutzer gestaltet. „Es zeigt in einfachen Piktogrammen die Ergebnisse der Messungen an“, sagt Maike Taddiken, „auch Kinder und Analphabeten können das verstehen“. Für Anwender vor Ort soll es zehn Dollar kosten, 15 Jahre lang halten und bis 110 Grad Hitze vertragen. Bis zum Sommer 2015 will das Scipio-Team Messreihen durchführen und das Gerät weiter verbessern. Sie sind inzwischen für den iCAN 15, den internationalen Contest of Applications in Nano-micro Technology nominiert. Er findet am 21. Juni 2015 in Anchorage, Alaska, statt.

Dank an zahlreiche Sponsoren und Unterstützer

Für ihre Entwicklung haben die Studierenden im Vorfeld Gespräche mit Hilfsorganisationen, mit einer Biologin, die zur UV-Desinfektion geforscht hat, und mit ihren Professoren geführt. Sie haben insgesamt 25 Unterstützer gewonnen. Ihre Hauptsponsoren sind die Kellner & Stoll Stiftung für Klima und Umwelt, die swb, Beta Layout Electronics und Kaefer Isoliertechnik. „Wir sind sehr dankbar, ohne unsere Sponsoren hätten wir das nicht geschafft“, sagt Theodor Hillebrand. Die Forschung und Entwicklung haben die angehenden Elektroingenieure vollständig in eigenem Auftrag durchgeführt. Sie erhalten dafür keine Credit Points für ihr Studium. „Es hat uns Spaß gemacht, wir wollten kein Gadget entwickeln sondern ein Gerät, das Menschen hilft und nützlich ist“, beschreibt Yannick Auth die Motivation des Teams.

Achtung Redaktionen: In der Pressestelle der Universität können Sie ein Foto des Teams und des Messgerätes Scipio erhalten. Die Fotos können angefordert werden unter presseprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de, Telefon: 0421 218 60150.

Weitere Informationen:

Universität Bremen
Fachbereich Physik/Elektrotechnik
Theodor Hillebrand
Tel.: 0421 218 62545
E-Mail: theodor.hillebrandprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de
www.project-scipio.org