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„Ein Stammtisch der Öffentlichkeitsbeauftragten wäre gut“

Science Slams, Barcamps, Blogs: Wissenschaftskommunikation hat viele neue Facetten und Formate. Julia Gantenberg und Isabell Harder sind versierte Öffentlichkeitsarbeiterinnen, die sich gerne vernetzen. BUS-Redakteurin Karla Götz sprach mit ihnen über die Herausforderungen, die mediale Veränderungen…

Sie haben als Vorbereitung auf den Open Campus 2015 einen Workshop zur Wissenschaftskommunikation angeboten, warum?

Julia Gantenberg: In Forschungseinrichtungen und wissenschaftlichen Arbeitsgruppen wird häufig jemand aus dem Team beauftragt, für die Außenkommunikation zu sorgen. Doch wie erreicht man seine Zielgruppe, wie entwickelt man ein Konzept? Da wird mancher ins kalte Wasser geworfen. Wir beide sind in Sonderforschungsbereichen für Öffentlichkeitsarbeit zuständig und haben über die Jahre Erfahrungen mit Veranstaltungsformaten der Wissenschaftskommunikation gesammelt, die wir für den Workshop zusammengestellt haben.

Welche Formate sind denn neben der allseits bekannten Pressemitteilung sinnvoll?

Isabell Harder: Es gibt direkt kommunizierte Inhalte in Vorträgen, Diskussionsveranstaltungen, also Face-to-Face. Daneben gibt es Wissenschaftsinhalte, die online oder in Magazinen, Zeitschriften und Tageszeitungen vermittelt werden. Interaktive Formen werden hier für die Wissenschaft immer interessanter, zum Beispiel Blogs und soziale Netzwerke. Das Feedback des Publikums ist dabei von besonderem Interesse. Was immer gilt: Ausgehend vom zu vermittelnden Inhalt muss die passende Form gesucht werden.

Können Sie außergewöhnliche Beispiele aus der Universität Bremen nennen?

Isabell Harder: Maximilian Held, Doktorand der Bremen International Graduate School of Social Sciences, hat im Sommer eine Bürgerkonferenz zum Thema „Steuern“ veranstaltet. Wissenschaftskommunikation in Form von Bürgerbeteiligungsverfahren, bei denen Wissenschaftler in einer Expertenrolle gemeinsam mit anderen Akteuren diskutieren, sind in anderen Bundesländern schon stärker etabliert als hier.

Julia Gantenberg: Eine andere Form der dialogorientierten Wissenschaftskommunikation sind Barcamps, auch „Unkonferenzen“ genannt. Dort werden die Themen und Workshop gemeinsam im Eröffnungsplenum von allen Teilnehmern vorgeschlagen und abgestimmt. Eine tolle Idee, Bürgern hautnah zu zeigen, was ihre Wissenschaft ausmacht, hatten auch die Bremer Rechtswissenschaften beim letzten Open Campus. Sie haben vor Publikum einen Gerichtsprozess nachgestellt. Das sind Möglichkeiten der Kommunikation, die spritziger und aktiver sind und über das klassische Vortragsformat hinausgehen.

Isabell Harder: Das gleiche gilt auch für Ausstellungen. Projekte wie Science Center oder die MS Wissenschaft zeigen, welchen Erfolg Ausstellungen haben, wenn sie die Besucher aktiv einbinden.

Sie beide gehen ja selbst mit ihren äußerst erfolgreichen Science Slams im Lagerhaus Bremen neue Wege.Wie kam es zu der Initiative?

Isabell Harder: Wir hatten die Idee Ende 2012. Science Slams gab es da schon in vielen Orten, nur in Bremen nicht. Also setzten wir uns mit den Poetry Slammern im Kulturzentrum Lagerhaus im Viertel zusammen und sprachen die anderen Hochschulen an. Die großartige Resonanz von Teilnehmenden und Publikum hat uns darin bestärkt, weiter zu machen.

Wann findet der nächste Science Slam statt?

Julia Gantenberg: Am 21. Januar 2015 geht es in die vierte Runde. Unseren Stargast haben wir schon, den Informatiker Andreas Breiter. Wer will, kann mitmachen, wir nehmen gern weitere Anmeldungen entgegen – von A wie Anglistik bis Z wie Zellbiologie.

Was kann im Bereich Wissenschaftskommunikation an der Uni noch verbessert werden?

Julia Gantenberg: Wir fänden es gut, wenn sich die Beauftragten besser miteinander vernetzen würden. Wir würden gern eine Art Stammtisch ins Leben rufen, wo man sich in lockerer Form treffen, austauschen und beraten kann. Wer sich vernetzen möchte, kann sich gerne bei uns melden.

Julia Gantenberg
Sonderforschungsbereich TR 8 Spatial Cognition
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Isabell Harder
Sonderforschungsbereich TRR 136 Prozesssignaturen
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Zwei junge Frauen lächeln in die Kamera
Versierte Öffentlichkeitsarbeiterinnen: Julia Gantenberg aus dem Sonderforschungsbereich Spatial Cognition (links) und Isabell Harder aus dem Sonderforschungsbereich Prozesssignaturen.
Junger Mann erhält einen Preis
Julia Gantenberg überreicht Tim Gailus, Sieger des Zweiten Bremer Science Slams, das goldene Gehirn.
Besucher stehen vor einem Klub Schlange
Großer Andrang vor dem Lagerhaus im Viertel. Beim Science Slam heißt es erstmal Schlangestehen. Der nächste ist am 21. Januar 2015 am selben Ort.