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„Exzellenzinitiative hat Universitäten produktiver gemacht“

Dr. Marco Sunder nimmt derzeit am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Bremer Uni eine Vertretungsprofessur in Makroökonomik wahr. Der Münchener hat zuvor an der dortigen Universität in Wirtschaftsgeschichte über die Entwicklung von Lebensstandards promoviert und später in Halle und Leipzig als…

 

BUS aktuell: Herr Sunder, was genau wollten Sie mit Ihrem Kollegen Bastian Gawellek herausfinden?

Marco Sunder: Die Exzellenzinitiative hat ja zum Ziel, Spitzenforschung an deutschen Universitäten so zu fördern, dass sie auch international sichtbarer und konkurrenzfähiger werden. Wir haben uns nun die Zeit vor und während der ersten beiden Runden des Exzellenzprogramms aus dem Blickwinkel von Produktivität und Effizienz angeschaut. Also konkret den Zeitraum von 2001 bis 2011. Dazu haben wir Daten von 164 deutschen Universitäten und Fachhochschulen aus der amtlichen Hochschulstatistik analysiert. Wir wollten herausfinden, ob und wo die Institutionen in ihrer Produktivität und Effizienz von der Exzellenzinitiative beeinflusst wurden. Deshalb waren auch die Fachhochschulen mit dabei – als Einrichtungen, die gar keine Anträge schreiben konnten, waren sie eine Art Vergleichsgruppe.

Wie sind Sie dabei vorgegangen?

Wir haben den „Input“ einer Uni oder Fachhochschule – vor allem die Zahl der Professorinnen und Professoren und die Summe der Grundfinanzierung – ins Verhältnis zum „Output“ gesetzt: Zahl der Studierenden, Einwerbung von Drittmitteln verschiedener Geber wie DFG, EU, Stiftungen, Unternehmen. Dieses Verhältnis haben wir einmal inklusive, einmal exklusive Exzellenzmittel errechnet – unterteilt in die Zeiträume 2001 bis 2006 und 2006 bis 2011. In der ersten Phase haben sich die Unis auf die Exzellenzinitiative vorbereitet und die Anträge geschrieben, in der zweiten Phase liefen dann die ersten beiden Runden der Initiative.

Was ist dabei herausgekommen?

Zeitweilig ist bei den Universitäten die Effizienz zurückgegangen. Wir erklären das mit einer Art Exzellenz-Phänomen: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten bis dato nur innerhalb ihres Fachgebietes Drittmittel-Anträge geschrieben – manchmal sogar über mehrere Universitäten oder Ländergrenzen hinweg. Aber eben immer in ihrem Fachgebiet. Bei den „Zukunftskonzepten“ mussten sie nun aber Projektanträge über Fachbereichsgrenzen hinweg entwickeln, also sehr in die universitäre Breite. Das dürfte für viele Einrichtungen ein Novum dargestellt haben und mit deutlichem Aufwand verbunden gewesen sein. Mit dem Ergebnis, dass die Forscherinnen und Forscher für andere Vorhaben weniger Zeit hatten und somit ihr „Output“ abnahm.

Ist das bis heute so?

Nein. Wir sehen später auch Erträge, weil mit der Exzellenzinitiative auch die Finanzierung von Projekten eingeworben wurde, die es ohne das Programm vielleicht gar nicht gegeben hätte. Natürlich entwickeln sich die in der Exzellenzinitiative erfolgreichen Universitäten positiv. Das zeigt auch die Tatsache, dass die Unis gegenüber der Vergleichsgruppe der Fachhochschulen an Effizienz zugelegt haben. Die Exzellenzinitiative hat also offenbar den Wettbewerb unter den Universitäten angekurbelt und zu mehr Produktivität beigetragen. Wenn wir die Exzellenzgelder herausrechnen, sehen wir allerdings keinen größeren Effizienzgewinn in der Gruppe der „Elite-Unis“ gegenüber den restlichen Universitäten.


Die komplette Studie von Marco Sunder und Bastian Gawellek finden Sie hier

Mann mit Tablet lächelt in die Kamera
Hat die Exzellenzinitiative die deutschen Hochschulen effizienter gemacht? Der empirische Ökonom Marco Sunder, derzeit Vertretungsprofessor im Fachbereich Wirtschaftswissenschaft, hat dazu eine Studie erarbeitet.