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Gedenken an Deportationen: „Keiner blieb verschont!“

18. November 1941: 440 jüdische Männer, Frauen und Kinder aus Bremen, Bremerhaven und Verden werden vom Hauptbahnhof ins Ghetto nach Minsk deportiert. Am Tag zuvor mussten sie sich in der Turnhalle des Gymnasiums Am Barkhof versammeln – bevor ihre Fahrt in die Vernichtung begann. Nur sechs…

„Menschen aus unserer Region wurden hier zusammengetrieben und unter extremsten Bedingungen deportiert. Ihnen gegenüber haben wir eine besondere Verpflichtung, ihr Schicksal nicht zu vergessen und ihr Gedenken aufrecht zu halten“, sagte Uni-Kanzler Dr. Martin Mehrtens zu Beginn der Gedenkfeier.

Uni übergibt entwendete Gedenktafel der Schulleiterin

Er übergab der Schulleiterin Nicola Roggendorf eine Gedenktafel mit der Inschrift „Keiner blieb verschont!“ Die Universität Bremen hatte diese Tafel 1997 zum Gedenken rechts neben dem Haupteingang der Schule – die Schule wurde damals von der Uni genutzt – angebracht. Im März 2014 war sie von Unbekannten gestohlen und von der Universität durch eine neue Tafel ersetzt worden. Bei der Aktion „Bremen räumt auf“ ist sie im Frühjahr 2015 in der Kleinen Weser wieder gefunden und über die Leiterin des Ortsamtes Neustadt, Annemarie Czichon, der Uni zurückgegeben worden. Die Originaltafel wird nun im Gebäude befestigt.

„Gedenktafel ist ein Art Stolperstein“

„Die Gedenktafel erinnert an ganz dunkle Zeiten unserer Geschichte und ist auch eine Art Stolperstein. Viele unserer Schüler stellen Fragen dazu“, beschreibt Nicola Roggendorf die Bedeutung der Tafel für ihre Schule. „Wir Lehrer versuchen, das Unerklärliche zu erklären, auch den jüngeren Kindern.“ Die Gedenktafel ist auch Ausgangspunkt für schulische Projekte, in denen sich die älteren Schülerinnen und Schüler mit dem Thema Nationalsozialismus auseinandersetzen. „Wir können froh sein, dass Schüler uns Fragen stellen. Wir haben die Chance, unsere Erinnerung weiterzugeben“, kommentierte Manfred Schürz die schulischen Aktivitäten. Als ehemaliger Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Bremen und Nutzer der Schule Am Barkhof ist er einer der ursprünglichen Initiatoren der Gedenkveranstaltungen zum 18. November.

„Bedrohten Menschen zur Seite stehen“

Manfred Schürz schlug in seiner Ansprache den Bogen in die Gegenwart und verurteilte den aktuellen Antisemitismus, den es auch in Bremen gebe, und forderte zugleich mehr Offenheit den Flüchtlingen gegenüber, die aus Schutz vor Krieg, Verfolgung und Vernichtung zu uns kommen. Uni-Kanzler Martin Mehrtens ergänzte: „Die Menschheit ist momentan in vielen Teilen auf sehr gefährlichen Wegen unterwegs. Menschen werden in ihrer Würde, Integrität und Unversehrtheit zurzeit nicht genug geachtet. Das ist unser Auftrag: Bedrohten Menschen zur Seite zu stehen, Flüchtlinge zu unterstützen, menschliche Werte hochzuhalten – nicht wegzuschauen.“

Buten un binnen am 18. November 2015 :
http://www.radiobremen.de/fernsehen/buten_un_binnen/video81440-popup.html
(Zugriff auf den Link ist zeitlich begrenzt)


Menschen vor dem Schulgebäude
Nicola Roggendorf, Dr. Martin Mehrtens und Manfred Schürz sprachen bei der Gedenkfeier vor der Oberschule Am Barkhof
Kanzler Mehrtens legt Blumen nieder
Uni-Kanzler Martin Mehrtens gedenkt der jüdischen Opfer
Die Gedenktafel auf der Treppe des Schulgebäudes
Entwendet und wieder gefunden: Die ursprüngliche Gedenktafel