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Psychologie-VV: „Prüfauftrag für Wissenschaftsplan 2020 ist ergebnisoffen“

Überfüllter Vorlesungsraum, großes Medieninteresse, gespannte Stimmung: Die Fachschaft Psychologie organisierte am Tag der Lehre eine Vollversammlung, um mit der Bremer Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt über die im Entwurf des Wissenschaftsplans 2020 formulierte Schließung des Faches zu…

Seit der Entwurf des Wissenschaftsplans 2020 im Mai den Hochschulen vorgelegt wurde, steht die Zukunft des Faches Psychologie in den Sternen. Im Entwurf aus dem Haus der Bremer Wissenschaftssenatorin Quante-Brandt steht schwarz auf weiß, es sei „zwingend erforderlich zu prüfen, ob Psychologie als eigenständiges Fach aufzugeben sei.“ Seither ist der Studiengang auf den Barrikaden.

„Braucht die Uni die Psychologie?“

Die Psychologie-Studierenden nutzten am 4. Juni den Tag der Lehre, um die Verantwortlichen um Stellungnahme zur aktuellen Situation zu bitten. Eva Quante-Brandt, die vom Staatsrat und Ex-Uni-Kanzler Gerd-Rüdiger Kück begleitet wurde, machte deutlich, dass die Universität ein strukturelles Haushaltsdefizit habe und aufgefordert sei, ihren Haushalt zu konsolidieren. Da die strukturelle Einbindung des Studiengangs in die Wissenschaftsschwerpunkte nicht vorhanden sei, müsse die Uni die Frage beantworten: „Braucht Ihr die Psychologie?“ Dabei spiele auch die Altersstruktur durchaus eine Rolle. In den kommenden Jahren werden nämlich weitere Hochschullehrer der Psychologie pensioniert. Dennoch: Der Prüfauftrag sei ergebnisoffen, so Quante-Brandt.

„Wir prüfen alle Alternativen“

Heidi Schelhowe, die als Konrektorin für Lehre und Studium das Rektorat vertrat, wies darauf hin, dass angesichts des strukturellen Finanzdefizits, das gesamtuniversitäre Lehrangebot im gegenwärtigen Umfang nicht aufrechterhalten werden könne. „Wir werden prüfen, wo Lehrangebote eingestellt werden können und dabei alle Alternativen berücksichtigen.“

Hervorragende Studierende mit guten Abschlussquoten

Birgit Volmerg, Dekanin des Fachbereichs Human- und Gesundheitswissenschaften und selbst Arbeits- und Wirtschaftspsychologin, betonte, dass angesichts des NC nur sehr gute Studierende kommen, von denen 85 Prozent ihren Abschluss in der Regelstudienzeit machen. „Ohne das Grundlagenfach Psychologie“, so ihre grundsätzliche Kritik, „kommt es zu einer wissenschaftlichen Verarmung der Universität.“ Unterstützung erhielten die Psychologen von Karl Heinz Schrömgens, Präsident der Bremer Psychotherapeutenkammer. Angesichts der zunehmenden psychischen Krankheiten halte er den Studiengang für unverzichtbar. Eine Abschaffung sei schlicht ein Skandal.

In der sachlichen und in konstruktiver Atmosphäre geführten Diskussion wurde die bevorstehende Pensionierung von Professoren auch als Chance für einen Neubeginn des Faches gesehen. Ein Psychologiestudent appellierte an die Senatorin: „Tun Sie alles für diese Chance und machen Sie den Laden nicht einfach dicht!“

TOP Wissenschaftsplan 2020 bleibt

Der Wissenschaftsplan 2020 bleibt auf der universitären Tagesordnung ganz oben – ebenso wie die Proteste der Studierenden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Psychologie gegen die drohende Schließung ihres Fachs.

Publikum während einer Vollversammlung.
Auf einer Vollversammlung diskutierten Studierende und Lehrende mit der Bremer Wissenschaftssenatorin über die drohende Schließung des Studiengangs Psychologie an der Uni Bremen.
Senatorin Quandte-Brand spricht zum Publikum.
Für Wissenschaftssenatorin Eva Quante-Brandt ist der ernst gemeinte Prüfauftrag ergebinsoffen.
Prof. Vollmerk spricht zum Publikum.
Dekanin Birgit Volmerg befürchtet eine Verarmung der Universität.