Hinter ASA verbirgt sich ein renommiertes Programm für „Arbeits- und Studienaufenthalte“ in aller Welt, das vor 50 Jahren als studentische Initiative begonnen hat. Nadine Radermacher war als Stipendiatin über ASA in das Projektbüro Südafrika des Instituts für internationale Zusammenarbeit des Deutschen Volkshochschulverbandes (DVV) nach Cape Town vermittelt worden. Das Büro fördert verschiedene Partnerorganisationen vor Ort, die Projekte für die Erwachsenenbildung entwickeln und umsetzen.
Finanz-Zeit-Problem
„Meine Aufgabe war es, die Bildungsansprüche von Straßenhändlern herauszufinden“, sagt die 25-Jährige. Ausgewählt wurden 12 Händelrinnen und Händler von Obdachlosenzeitungen im Alter zwischen 25 und 55 Jahren. „Für die Menschen ist der Verkauf ihre finanzielle Lebensgrundlage“, sagt die angehende Soziologin. „Sie erwerben als Kleinunternehmer die Zeitung für 9 Rand beim Verlag The Big Issue und verkaufen sie für 20 Rand weiter.“ Das reiche gerade so für das tägliche Leben. Und so ist bei den qualitativen Einzelgesprächen auch die wirtschaftliche Lage der Probanden in den Mittelpunkt gerückt. „Sie haben ein Finanz-Zeit-Problem“, sagt Nadine Radermacher. Für die Realisierung der Bildungswünsche dieser gesellschaftlich ausgegrenzte Menschen sei finanzielle Unterstützung nötig. Der Besuch von Weiterbildungsmaßnahmen verschlinge Zeit, auch wenn diese kostenlos angeboten würden. Und Zeit sei für die Kleinunternehmer Geld.
Erschütternde Eindrücke
Als Praktikantin in Südafrika hat die Studentin viele Eindrücke außerhalb des Projekts gewonnen. Die extreme Spaltung zwischen Arm und Reich, Gewalt, Armut und Drogen in den Wellblechhütten der Townships, dies alles hat sie erschüttert. „Arbeitslosigkeit und AIDS sind stets präsent“, sagt sie. Eine wirksame Erwachsenenbildung könne also nur funktionieren, wenn die Grundbildung mit einer Veränderung der individuellen Lebensverhältnisse verknüpft wird. In ihrer Masterarbeit, die sie bei Professor MichaelWindzio schreiben wird, will sie die Frage untersuchen, warum die Straßenhändler in Südafrika ihre prekäre Situation nicht in Eigeninitiative verlassen. „Dabei werde ich versuchen, bestimmte Handlungstypen zu generieren.“
Flugblätter in der Innenstadt
Ihr ganz persönliches Fazit? „Plötzlich wurde ich mir als weiße Studentin meiner Privilegierung bewusst. Ich darf Bildung genießen, darf reisen, bin versorgt.“ Die Bildungsreise habe in ihrem Innern viel aktiviert. Zum ASA-Programm gehört Öffentlichkeitsarbeit. Nadine Radermacher will am 22. März 2014 in der Bremer Innenstadt ein selbst gestaltetes Flugblatt verteilen. Nicht nur, um auf nachhaltiges Denken und verantwortungsvolles Handeln in einer global vernetzten Welt hinzuweisen. Mit dem Titel ihres Flyers „Awareness“ will sie die Wahrnehmung marginalisierter Menschen auch im eigenen Umfeld anmahnen.