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Die NSU-Protokolle: Gespräch mit Annette Ramelsberger

Mit dem NSU-Prozess befasst sich eine Veranstaltung, zu der die Universität Bremen am 21. Januar 2019 einlädt. Studierende der Geschichtswissenschaft diskutieren mit der Prozessbeobachterin Annette Ramelsberger von der Süddeutschen Zeitung über Erkenntnisgewinne aus dem Strafverfahren.

Am 6. Mai 2013 begann in München der größte Strafprozess in Deutschland seit der Wiedervereinigung. Eine Frau und vier Männer waren angeklagt, die Nazi-Terrororganisation (NSU) gegründet oder unterstützt zu haben – eine Gruppe, die zehn Menschen ermordet, drei Sprengstoffanschläge verübt, eine Brandstiftung und 15 Raubüberfälle begangen haben sollte. Nach über fünf Jahren wurden die Urteile gesprochen. Die Hauptangeklagte Beate Zschäpe erhielt eine lebenslange Haftstrafe.

Einzigartiges zeitgeschichtliches Dokument

Gleich zu Prozessbeginn hatte das Gericht jedoch beschlossen, die Verhandlung nicht durch eine Tonbandaufzeichnung oder ein Protokoll zu dokumentieren. Um den Prozessverlauf für die Nachwelt zu erhalten, fertigten Journalistinnen und Journalisten der Süddeutschen Zeitung deshalb Mitschriften der Prozesstage an. Ohne sie wäre ein wichtiges zeitgeschichtliches Dokument nicht entstanden. Seit Oktober 2018 liegen diese Mitschriften nun als Buch vor. Es bietet einen einzigartigen Einblick in die Geschichte des Rechtsterrorismus in der Bundesrepublik Deutschland und dessen Verflechtungen. Außerdem gibt es Aufschluss über die nicht erfolgte Aufklärung der Straftaten sowie die Rolle des Verfassungsschutzes im Umfeld des NSU.

Diskussion mit Annette Ramelsberger über die Aufarbeitung der NSU-Morde

Annette Ramelsberger, Mitautorin des Buchs „Der NSU-Prozess. Das Protokoll“, kommt am 21. Januar 2019 an die Universität Bremen. Sie wird mit Studierenden der Geschichtswissenschaft über den Erkenntnisgewinn sprechen, den der Prozess über die rechtsextreme Szene, den Rechtsterrorismus und auch über die Rolle des Verfassungsschutzes bietet. Diskutiert wird auch, welche Rolle die Opfer des NSU im Prozess hatten und welchen Platz sie in der Erinnerungskultur der Bundesrepublik haben. Veranstaltungsort ist der Große Hörsaal (HS 2010) des Gebäudes GW2, Uni-Boulevard. Interessierte sind herzlich willkommen, der Eintritt ist frei.

Teil eines praxisorientierten Geschichtsseminars

Die öffentliche Veranstaltung ist Teil der Lehrveranstaltung „Gerichtsprozesse als Quellen der Zeitgeschichte. Der NSU Prozess“ des Instituts für Geschichtswissenschaft der Universität Bremen und im Bereich General Studies anwählbar. Historikerin Professorin Birte Förster leitet das Seminar, das im Rahmen des Uni-weiten vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützten Programms ForstAintegriert (Forschend studieren von Anfang an) gefördert wird. Dabei steht die konsequente, didaktische Ausrichtung auf einen forschenden Ansatz des selbständigen, akademischen Arbeitens im Mittelpunkt.

Weitere Informationen:

www.geschichte.uni-bremen.de/?p=3116
www.uni-bremen.de

Fragen beantwortet:

Prof. Dr. Birte Förster
Institut für Geschichtswissenschaft
Fachbereich Sozialwissenschaften
Universität Bremen
Tel.: +49 176 31329876
E-Mail: bfoersterprotect me ?!uni-bremenprotect me ?!.de

Annette Ramelsberger
Annette Ramelsberger hat den NSU-Prozess jahrelang als Gerichtsreporterin der Süddeutschen Zeitung begleitet.