Wie die laufenden Debatten über Probleme wie Desinformation, Fake News und Deepfakes zeigen, ist Täuschung ein gravierendes Problem, das angegangen werden muss, um sicherzustellen, dass die durch digitale Technologien herbeigeführten Veränderungen nachhaltig und produktiv bleiben. Doch die Beziehung zwischen Täuschung und digitalen Medien ist noch weitgehend unzureichend erforscht. In diesem Vortrag wird ein neuer konzeptioneller Rahmen für die Untersuchung dieser Beziehung vorgeschlagen. Um das Problem der Täuschung im digitalen Zeitalter zu verstehen, müssen wir uns paradoxerweise mit der Täuschung versöhnen, indem wir nicht nur ihre Risiken anerkennen, sondern auch ihr Potenzial, die Auseinandersetzung mit Kommunikationsmedien zu fördern. In Anlehnung an frühere Arbeiten zu Täuschung und KI (Natale, 2021) schlägt Simone Natale vor, das Konzept der "banalen Täuschung" anzuwenden, um Mechanismen und Praktiken zu beschreiben, die in Medientechnologien eingebettet sind und zu deren Integration in die Alltagserfahrung beitragen. Zu verstehen, wie Medien Mechanismen der banalen Täuschung erleichtern, ist entscheidend, um unsere Fähigkeit zu verbessern, die offenkundigeren und problematischeren Manipulationspraktiken zu verstehen und ihnen entgegenzuwirken.
Simone Natale ist Assistenzprofessor an der Universität Turin, Italien, und derzeit Forschungsstipendiat am Humboldt-Institut für Internet und Gesellschaft in Berlin und am ZeMKI dank der Unterstützung der Humboldt-Stiftung. Er ist Autor von zwei Monographien, zuletzt Deceitful Media: Artificial Intelligence and Social Life after the Turing Test (Oxford University Press, 2021), sowie Artikel, die in Zeitschriften wie New Media and Society, Communication Theory, the Journal of Communication, Media, Culture & Society und Convergence veröffentlicht wurden. Seine Forschung wurde von internationalen Institutionen wie der Humboldt-Stiftung, dem AHRC und dem ESRC gefördert. Seit 2019 ist er Assistant Editor von Media, Culture & Society.