20 Jahre Stud.IP an der Universität Bremen

Ein Rückblick

Im Wintersemester 2004/2005 wurde mit Stud.IP eine digitale Lernplattform für die Universität Bremen eingeführt. Was zunächst als optionales Angebot für medienaffine Studierende und Lehrende diente, entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem unverzichtbaren Bestandteil der universitären Lehre und des Lernens. Ein kleiner Rückblick auf die letzten 20 Jahre zeigt uns die spannendsten Momente und Entwicklungen.

2000 - Die Entwicklung nimmt ihren Anfang

Stud.IP Logo im alten Design
Das Stud.IP-Logo der Anfangsjahre
Verworfene Logo-Entwürfe für Stud.IP
Zwei verworfene Logo-Entwürfe

Die Entwicklung der innovativen Lernplattform Stud.IP begann im Jahr 2000 an der Universität Göttingen. Initiiert von einer Gruppe engagierter Studierender und Entwickler entstand in kürzester Zeit eine flexible und offene Plattform für den Einsatz in der digitalen Lehre, die kurz danach auch an anderen Universitäten, z.B. Oldenburg und Osnabrück, eingesetzt und gemeinsam weiterentwickelt wurde. Die erste öffentliche Release-Version 1.0 erschien dann im Jahr 2003, und bereits ein Jahr später wurde das neue Lernmanagement-System nach kurzer, aber intensiver Vorbereitung vom ZMML an der Universität Bremen eingeführt.

 

Wissen Sie, wofür Stud.IP steht? Dass es sich bei Stud.IP in guter akademischer Tradition um die Kurzschreibweise für eine ungleich sperrigere Bezeichnung handelt, dürfte die wenigsten verwundern. Und fragt man die Verantwortlichen, so ist die Antwort eindeutig: Studienbegleitender Internetsupport von Präsenzlehre.

Gräbt man etwas tiefer, so stellt man allerdings fest, dass das nicht immer so war und der Name einigen Änderungen unterworfen wurde. In alten Logoentwürfen hieß es zunächst Studentische Internetunterstützung von Präsenzlehre. Der Begriff Unterstützung wich jedoch schnell einem Anglizismus, und so war auf den Plakaten zur Stud.IP-Informationsveranstaltung des ZMML vom Studentischen Internetsupport für Präsenzlehre die Rede.

Doch auch diese Bezeichnung war offensichtlich irreführend, da Stud.IP keineswegs von Studierenden betrieben oder betreut wurde. Folglich wurde die Bezeichnung abermals revidiert und es etablierte sich der bis heute gültige Studienbegleitende Internetsupport von Präsenzlehre, bzw. das Kürzel Stud.IP.

2004 – Mit Stud.IP wagt die Universität Bremen einen Schritt in die digitale Zukunft.

Werbepostkarte: Das Wort 'Stupid' im Stil des Stud.IP-Logos
Den experimentellen Geist der Pionierzeit spiegelt diese Werbekarte aus dem Jahr 2005 wider.
Das Stud.IP-Team 2009
Jung und dynamisch: das Team im Jahr 2009

Die campusweite Einführung von Stud.IP als Lernmanagementsystem wurde durch Informationsveranstaltungen und -angebote vorbereitet, bevor es zum Wintersemester 2004/05 offiziell an den Start ging und die Stud.IP-Ära – von einer solchen kann man aus heutiger Sicht sicherlich sprechen – an der Universität Bremen begann. Zunächst auf freiwilliger Basis genutzt, bot das System zu dieser Zeit schon erste, vorsichtige Anreize zur digitalen Transformation, als es auf einen überwiegend analogen Studienalltag traf. Heute, 20 Jahre später, hat sich Stud.IP zu einem unverzichtbaren Bestandteil der digitalen Lehre an der Universität Bremen entwickelt und prägt die Lehr- und Lernprozesse nachhaltig.

Zugangsdaten zu den Onlinediensten der Universität gab es damals ausschließlich auf expliziten Antrag und nach persönlicher Vorsprache. Es verwundert also nicht, dass zunächst überwiegend ohnehin internetaffine Personen die Möglichkeiten des neuen Systems ausloteten. Während die Digitalisierung des Lehrbetriebs ganz allmählich Fahrt aufnahm, etablierte sich Stud.IP zunächst vor allem als Informations- und Kommunikationsangebot, das von den Nutzenden analog zu den damals noch neuen sozialen Plattformen wie Facebook und Studi-VZ genutzt wurde.

Als Anreize für die aktive Nutzung des Systems wurde schon damals auf leichte Gamification gesetzt: Interaktionen wurden mit Punkten belohnt und schon bald wetteiferten ehrgeizige Nutzerinnen und Nutzer um den Highscore. Der ab einer besonders hohen Punktzahl vergebene Statuslevel „Gott“ wurde allerdings kontrovers aufgenommen und rasch gegen eine neutralere Alternative ausgetauscht.

Eine besonders wichtige und produktive Zusammenarbeit betand von Anfang an mit der Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB): Literaturlisten mit Einträgen aus dem elektronischen Katalog der SuUB (elib) gehörten zu den ersten veranstaltungsrelevanten Angeboten im neuen Lernmanagementsystem.

2008 - Didaktische Anwendungsszenarien eigene Plugins bringen die Lehre nach vorn

Stud.IP-Login 2008 mit viele erklärenden Texten
Etwas überladen: 2008 war vieles noch erklärungsbedürftig
Gruppenfoto des Stud.IP-Teams am ZMML aus dem Jahr 2011
2011: das Team des ZMML hat Farbe bekommen

Die steigende Nachfrage nach innovativen Lehrformaten erforderte schnell eine intensivere Unterstützung der Lehrenden – weg von der PDF-Schleuder und hin zu einer "richtigen" Lernplattform.

16 Jahre lang bot das Projekt Win A Tutor interessierten Lehrenden die Möglichkeit, ihre didaktischen Ideen für die Lehre auszuprobieren und weiterzuentwickeln. Stud.IP stand dabei oft im Mittelpunkt. Zahlreiche multimediale Inhalte und Lernmodule entstanden über die Jahre im Rahmen dieser sogenannten Kleinprojekte.

Besonders erfolgreich und kaum mehr aus Stud.IP wegzudenken sind verschiedene durch das ZMML entwickelte Lösungen, die den Funktionsumfang und Nutzen des Systems dramatisch verbesserten. Insbesondere DoIT, durch welches erstmal eine Aufgabenstellung mit Feedback in Stud.IP ermöglicht wurde, sticht dabei hervor.

Mit dem Wintersemester 2009/10 wurde Stud.IP um eine Funktion zur automatisierten Plagiatserkennung erweitert, die es Lehrenden ermöglichte, innerhalb des Systems Dokumente auf möglicherweise kopierte Passagen zu überprüfen. In den damaligen Zeiten, als Big Data, neuronale Netze und KI für den Alltagsgebrauch bestenfalls Zukunftsvisionen waren, schlug dieses Thema auch über die akademische Blase hinaus hohe Wellen – man denke an die enorme mediale Aufmerksamkeit für die Plagiatsaffäre um den ehemaligen Minister Karl-Theodor zu Guttenberg, der 2011 zunächst seinen Doktortitel verlor, und infolge dessen seine politischen Ämter niederlegte. Zu diesem Zeitpunkt war die Plagiatserkennung in Stud.IP allerdings schon wieder Geschichte. Die kostspielige Lizenz und der datenschutzrechtliche Aufwand führten dazu, dass die Funktion nach nur einem Jahr wieder verschwand.

2012 - Einführung der Lehrveranstaltungsplanung

Die Stud.IP-Startseite im Jahr 2013
Die Stud.IP-Startseite im Jahr 2013

Ein weiterer Meilenstein zur Etablierung von Stud.IP als selbstverständliches Arbeitswerkzeug in der Hochschullandschaft wurde im Jahr 2012 erreicht. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden sämtliche Veranstaltungsdaten in Stud.IP einmal täglich über ein externes Tool importiert. Die Einführung der Lehrveranstaltungsplanung (kurz: LV-Planung) ermöglichte es den Fachbereichen von nun an, ihre Veranstaltungen selbst in Stud.IP einzutragen und zu verwalten.

Parallel zum wachsenden Funktionsumfang wurde auch schon früh das Thema Barrierefreiheit bzw. -armut im Jahre 2013 zu einer wichtigen Priorität erklärt. Das Thema ist bis heute aktuell und wird es auch bleiben, schließlich muss es bei jeder technischen Innovation mitgedacht und weiterentwickelt werden.

2017 - Mit dem Lizenzwähler in Richtung Rechtssicherheit

Der Stud.IP-Lizenzwähler
Der Stud.IP-Lizenzwähler

Im Jahr 2017 sticht die Einführung des Lizenzwählers für Uploads heraus, durch den der rechtssichere Umgang mit Dokumenten realisiert werden konnte. In diesem Jahr trat der neue Rahmenvertrag für die Verwendung von Schriftwerken für Lehre und Forschung an Hochschulen in Kraft. Dieser sorgte im Vorfeld für eine gehörige Portion Aufregung in der akademischen Welt, konfrontierte sie doch insbesondere Lehrende mit den ebenso komplizierten wie unangenehmen Fragen, wie und in welchem Umfang urheberrechtlich geschützte Werke innerhalb der Lehre zur Verfügung gestellt bzw. zitiert werden dürfen.

Bezogen auf Stud.IP stellte sich die Frage nach der rechtlichen Verantwortung für die innerhalb der Lernplattform hochgeladenen Dokumente. Durch die eingehende Begleitung des Entwicklungsprozesses konnte pünktlich zum Start des neuen Vertrages der Stud.IP-Lizenzwähler zur Verfügung gestellt werden, mit dem Nutzerinnen und Nutzer ihren Uploads die passende Lizenz zuweisen können.

2020 - Corona als Stresstest und Booster für die digitale Lehre

Startfolie eine BigBlueButton-Webkonferenz
Ein zentrales Element der Online-Lehre in den Corona-Jahren: Webkonferenzen mit BigBlueButton, organisiert über Stud.IP

Die für jeden Aspekt des Lebens und der Lehre einschneidende Corona-Pandemie hatte auch für Stud.IP weitreichende Folgen. Die schlagartig aufgekommene Notwendigkeit, den Lehrbetrieb im virtuellen Raum aufrecht zu erhalten, erwies sich für die digitale Lehre als Booster. Ganz ohne den sonst üblichen Vorlauf galt es plötzlich, Ressourcen für die gestiegenen Nutzungszahlen dramatisch aufzustocken und schnell pragmatische Lösungen für die Lehre zu finden und anzubieten. Eine große Rolle spielten dabei die Möglichkeit zur einfachen Aufzeichnung von Lehrvideos mit Opencast und die anschließende Bereitstellung in Stud.IP mit dem Opencast-Plugin sowie die Nutzung von BigBlueButton für Onlinemeetings. Und auch die schrittweise Rückkehr zur Präsenzlehre konnte mit Hilfe von Stud.IP durch die digitale Raumverwaltung maßgeblich unterstützt werden.

2024 - Auf die nächsten 20 Jahre

Heute, zwanzig Jahre nach seiner Einführung an der Universität Bremen, ist Stud.IP so etwas wie das Schweizer Taschenmesser für die digitale Lehre – ausgereift, mächtig und in allen Fachbereichen etabliert. Trotzdem kann von Stillstand keine Rede sein, denn um diesen Status zu erhalten und den eigenen Ansprüchen als fortschrittlichstes Lernmanagementsystem gerecht zu werden, muss Stud.IP offen bleiben für die Anforderungen der Lehrenden und Studierenden und weiterhin mit den technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen Schritt halten.

Zu guter Letzt ...

Zu guter Letzt zwei alte Stud.IP-Werbevideos aus den Untiefen des Archivs, die mit ihrer grellen und unkonventionellen Machart den Geist der frühen Jahre auf eindrückliche Weise veranschaulichen. Bild- und Tonqualität der erhaltenen Dateien sind grenzwertig, der historische Wert allerdings unschätzbar, vom Unterhaltungsfaktor ganz zu schweigen ...